Der Liebe Gott Macht Blau
Moment erschien es ihnen nicht vernünftig, ihr zu sagen, dass ihr Partner auserwählt worden war, der Stellvertreter Gottes zu sein. Diese unglaubliche Rangerhöhung hätte ihr sonst womöglich total den Kopf verdreht. Natürlich wollten beide, sowohl Petrus als auch Pirjeri, damit zugleich absichern, dass das wichtige Vorhaben geheim blieb. Überhaupt war Petrus der Meinung, dass große Neuigkeiten, auch kleine, bei Frauen nicht lange sicher waren. Wenn man einer Frau unter dem Siegel der Verschwiegenheit den Namen des stellvertretenden Gottes anvertrauen würde, dann wäre dieser spätestens in der Woche darauf in aller Welt einschließlich der Hölle bekannt, lautete seine Vermutung. Dies sagte er nicht in böser Absicht, es basierte einfach auf seinen Erfahrungen.
Als Eija Solehmainen von der Arbeit nach Hause kam, stellte Pirjeri ihr den heiligen Petrus vor:
»Das hier ist Per Saintsson, Personalchef der europäischen Tochtergesellschaften des internationalen Turmkrankonzerns Poclain. Ich müsste mit ihm nach Bulgarien fliegen, um in einem bestimmten Projekt mitzuarbeiten … wirnehmen gleich die nächste Maschine nach Sofia. Der Einsatz dauert eventuell ein ganzes Jahr.«
Der heilige Petrus reichte ihr väterlich die Hand. Mit seinem weißen Haar und seinem Charisma machte er auf Eija Solehmainen so großen Eindruck, dass sie errötete und unwillkürlich sogar knickste.
»Herr, du meine Güte! Das ist ja eine Überraschung! Was für ein Projekt ist es denn?«
Der heilige Petrus erklärte, dass es sich in der Tat um einen etwa einjährigen Einsatz in dem von ihm repräsentierten Konzern handele, eine äußerst wichtige und gut bezahlte Aufgabe, und eine vorläufig noch nicht besetzte Stelle. Deshalb würde die Sache noch geheim gehalten, das würde Madame hoffentlich verstehen.
»Die internationale Kranindustrie ist sehr groß, und in der Branche herrscht harte Konkurrenz. Wir haben überall in der Welt nach geeigneten Personen für unsere Produktentwicklung gesucht, und die Wahl fiel jetzt auf Ihren Mann. Mehr darf ich eigentlich gar nicht erzählen.«
Eija zweifelte eigentlich nicht an Per Saintssons Worten, sie wunderte sich lediglich, dass ausgerechnet ihr Partner das große Los gezogen hatte:
»Aber warum gerade Pirjeri? Ich dachte immer, dass er ein ganz gewöhnlicher Kranfahrer ist.«
Personalchef Saintsson fand die Wahl ganz natürlich: »Wir haben Ihren Mann über einen langen Zeitraum beobachtet. Er besitzt gründliche Erfahrungen auf dem Gebiet, seine Intelligenz ist getestet, und, wenn ich das verraten darf, er hat uns im Laufe der Jahre hin und wieder kontaktiert, ohne anscheinend viel Aufhebens darum zu machen.«
Eija Solehmainen holte tief Luft. Endlich verstand sie Pirjeris Herumdrucksen in all den Jahren, die vielen kleinen Geheimnisse, das steckte also dahinter! Oh, und sie hatte vermutet, dass er eine andere Frau hätte! Dabei hatte der arme Kerl in aller Stille für ein weltweites Kranprojekt geschuftet. Eija umarmte ihn und schluchzte:
»Liebster, du bist mir nicht böse, nein?«
Als dieser Punkt geklärt war, rief Pirjeri im Reisebüro an und bat um die Reservierung von Flugtickets nach Sofia. Wie sich zeigte, würden sie in der Frühe über Amsterdam fliegen, wo sie umsteigen mussten.
Pirjeri prüfte, ob sein Pass gültig war. Ihm blieb noch Zeit, auf der nahegelegenen Bank das nötige Geld für die Reise abzuheben. Für Eija schrieb er eine offene Vollmacht aus, damit sie sich um die laufenden Angelegenheiten kümmern konnte. Auch sein Konto überließ er ihr.
Der heilige Petrus ging seiner Wege. Sie vereinbarten, sich am Morgen eine Stunde vor Start der Maschine auf dem Flughafen zu treffen.
Die letzte Nacht als Mensch im Bett neben seiner Partnerin verbrachte Pirjeri schlaflos. Die Gedanken überschlugen sich in seinem Kopf, er begriff immer noch nicht recht, in was er da hineingeraten war. Der Gedanke an eine Vertretung Gottes war so tollkühn, dass sich Pirjeri nur nach und nach daran gewöhnen konnte. Am meisten graute ihm vor der ungeheuren Verantwortung, die die Aufgabe mit sich brachte.
Hatte er tatsächlich das Zeug, die Angelegenheiten der ganzen Welt zu regeln? Er erinnerte sich, dass er gerade das in seinen einsamen Dialogen, die er in den Himmel geschickt hatte, stets angedeutet hatte. Wieso nur hatte er den liebenGott persönlich herausgefordert …! Jetzt präsentierte man ihm die Quittung.
Eija Solehmainen schlief, innig und vertrauensvoll an ihn
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