Der Liebe Gott Macht Blau
hatte.
Gott und Pirjeri Ryynänen wussten sehr wohl, wer das Leben im Dorf durcheinandergebracht hatte. Sie begannen nach dem Satan zu suchen, der hinter alldem steckte, und fanden ihn tatsächlich, er hielt sich am eisigen Strand hinter den Walfangbooten verborgen, die dort vor sich hin faulten. Pirjeri entdeckte ihn als Erster. Der Teufel kauerte hinter einem der Bootswracks und glaubte, dort sicher zu sein. Er hatte anscheinend die Absicht, das Leben im Dorf erneut auf den Kopf zu stellen, sowie die beiden Götter ihm den Rücken gekehrt hätten. Pirjeri flüsterte, dass er den Teufel gesehen hatte. Auch Gott bemerkte ihn, und so war er enttarnt. Er verließ sein Versteck, zog sich auf die Felsen zurück und rief von dort düstere Drohungen herüber. Pirjeri registrierte, dass der Teufel keine große Ähnlichkeit mit dem Bild hatte, das sich die Menschen von ihm gemacht haben. Er hatte keinen Schwanz, keine Hörner, auch keinen Huf anstelle des einen Fußes. Er war bekleidet mit einem schwarzen Nadelstreifenanzug, an den Füßen trug er gelbe Gamaschen und um die Schultern einen roten Schal. Er war schlank und sehnig, seine Miene war boshaft, und seine Augen glühten.
Der liebe Gott, die Krone der Schöpfung, rief dem Teufel mit donnernder Stimme zu:
»Du böser Geist! Fahr zur Hölle und lass meine Schöpfung endlich in Ruhe!«
Diese Worte Gottes fuhren auf den Teufel nieder wie ein Peitschenhieb, beinah wäre er unter ihrer Wucht zu Boden gegangen, aber ganz so leicht war er dann doch nicht unterzukriegen. Er sammelte seine Kräfte und rief Gott und Pirjeri Schmähungen zu. Jetzt wurde der Allmächtige ernsthaft wütend und rannte auf seinen Erzfeind zu. Der wich ihm aus, schrie aber noch im Gehen, dass er wisse, dass Gottes Zorn keine große Bedeutung mehr habe, Gott sei dem Vernehmen nach im Begriff, die Welt zu verlassen und sich auf andere Himmelskörper zurückzuziehen. Und Pirjeri nannte er einen finnischen Wicht, den er bei der erstbesten Gelegenheit vernichten werde.
»In meinen Fängen überlebt ein einzelner Kranfahrer nicht lange, das schwöre ich«, brüllte er. Aber dann war er gezwungen zu flüchten, gegen zwei erzürnte Götter den Kampf aufzunehmen war sinnlos. Er verschwand in einem Steinhaufen und kam nicht wieder zum Vorschein. Lediglich ein Windhauch, der nach Schwefel roch, fuhr über den Strand.
Gott zitterte vor Wut. Es dauerte einige Zeit, ehe er sich beruhigt hatte. Doch dann war er zufrieden, dass sich der Teufel am Ende doch noch gezeigt hatte. Jetzt hatte Pirjeri eine Vorstellung von seinem Erzfeind.
Der Vorfall stimmte Pirjeri nachdenklich. Er hatte den Satan in eigener Person getroffen. Dieser hatte Millionen von Helfershelfern, er war gefährlich. Aber PirjeriRyynänen hatte keine Angst mehr vor ihm, jetzt kannte er seinen Gegner und war jederzeit bereit, sich mit ihm zu messen.
Bevor die beiden in den Himmel zurückkehrten, sorgten sie noch dafür, dass die leidgeprüften Inuit am nächsten Tag keinen Kater hatten. Sie erteilten dem ganzen Dorf kollektive Absolution. Den restlichen Alkohol gossen sie aus.
12
Der Erzengel Gabriel und der heilige Petrus erwarteten die Götter in der bulgarischen Schlossruine, bereit, über das Weltgeschehen Bericht zu erstatten. Petrus erklärte, dass während der Reise nichts Besonderes passiert sei. Es waren keine neuen Kriege ausgebrochen, lediglich einen Putsch hatte es gegeben, in Lateinamerika. Ja, genau, das war alles gewesen.
Gabriel seinerseits berichtete, dass das Gebetsaufkommen der Menschheit eine gewisse Konstanz zeige, ebenso das Ausmaß von Freud und Leid, dabei überwog wie gewöhnlich das Leid. Gemeinsam mit Petrus hatte er die Engel ermächtigt, ein paar hunderttausend Menschen bei ihren Problemen zu helfen. Das religiöse Leben war monoton, wie immer um diese herbstliche Jahreszeit. Neue Sekten waren während der Reise der Götter nicht gegründet worden.
Der heilige Petrus trug den beiden noch eine Personalie vor, die sie entscheiden sollten. Der Geschäftsmann Torsti Rahikainen, dem die Götter in Tokio geholfen hatten, war von dort nach Neuseeland weitergereist, begleitet vom japanischen Engel Konko-Hito – also jenem alten japanischen Oberstabsarzt, der als Erster Rahikainens verkaterte Gebete aus Tokio aufgenommen hatte.
»Jetzt meldet sich Konko-Hito aus Auckland und wünscht, dass er zum Heiligen ernannt wird, und er begründet die Rangerhöhung mit seinem veränderten Tätigkeitsfeld. Konko behauptet, die
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