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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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Funktion eines Schutzengels auszuüben, und findet, dass jeder Schutzengel ein Heiliger sein müsse, das würde ihm beim Ausüben seiner Pflicht helfen. Als Heiliger könnte er seinen Schützling besser betreuen, da Heilige ja das Recht haben, selbstständig Wundertaten niederen Grades zu vollbringen. Konko-Hito betont in seinem Bericht, dass der Schutz Rahikainens Wundertaten zwingend nötig mache. Seinen Worten zufolge ist Rahikainen so umtriebig und agil, dass er immer wieder in die verschiedensten Konfliktsituationen gerate. Ihm drohe ständig ein Unglück, vor allem, wenn er Alkohol zu sich nehme. Rahikainen habe die ausgeprägte Neigung, sich in unrentable und dunkle Geschäfte zu verstricken. Auch erliege er auffallend leicht dem Einfluss von Frauen, eine Eigenschaft, die, so Konko, einen besonderen Schutz seiner Person verlange.«
    Gott wollte wissen, wie der Erzengel und der heilige Petrus darüber dachten. War Konko verdient genug, um im Rang erhöht zu werden? Brauchte Rahikainens Schutzengel tatsächlich die Befugnisse eines Heiligen?
    Die beiden fanden, dass der Schutz des Geschäftsmannes eine äußerst anspruchsvolle Aufgabe sei, deren ordnungsgemäße Erfüllung eindeutig häufige Wundertaten erfordere. Was nun Konko selbst betraf, so hatten die beiden nichts gegen seine Erhebung in den Stand eines Heiligen einzuwenden. Konko war ein besonnener und frommer Engel, er hatte viele Erfahrungen sowohl auf der Erde als auch im Himmel gesammelt. Zwar hatte er im Jahre 1904aus Unachtsamkeit und Übermüdung einem Obermatrosen das falsche Bein amputiert, aber konnte man diesen Vorfall jetzt noch als Sünde werten? Wohl kaum.
    »Wenn dem so ist, dann informiert ihn, dass er von nun an ein Heiliger ist«, entschied Gott. Pirjeri bedankte sich im Namen von Torsti Rahikainen.
    »Nicht der Rede wert, schließlich muss man einem Freund helfen, außerdem ist es ja Konko, der davon den Nutzen hat.«
    Anschließend klagte Gott über Müdigkeit und erklärte, er wolle sich zur Nachtruhe begeben. Er belehrte Pirjeri, dass im Himmel zwar niemand Hunger habe, dass aber die Engel und Götter trotzdem Ruhe bräuchten.
    Der Allmächtige zog sich in sein Turmzimmer zurück, um seine letzte Nacht auf der Erde zu verbringen. Pirjeri folgte dem Beispiel und ging in seine Schlafkammer. Er registrierte, dass seine erste Nacht als Gott so wie sonst war, nur Träume hatte er nicht. Die Götter können zwar schlafen, aber nur die Menschen haben das Recht zu träumen.
    Am Morgen wurde Pirjeri wieder von dem Engel lettischer Herkunft geweckt. Gott war dem Vernehmen nach bereits auf den Beinen. Die Morgentoilette entfiel von nun an für Pirjeri, kein Waschen und kein Zähneputzen, und auch der Bart war über Nacht nicht gewachsen. Wie soll auch der Bart wachsen, wenn man nichts isst, dachte Pirjeri zufrieden. Sein Unterhalt würde billig werden, er benötigte weder Speisen noch Kosmetikartikel. Im Himmel kommt auch ein Armer gut zurecht.
    Gott erwartete ihn bereits im Hauptsaal des Schlosses. Auch der Erzengel Gabriel und der heilige Petrus waren anwesend. Gott klagte:
    »Ich habe ein bisschen unruhig geschlafen, vielleicht hat mich das Reisefieber gepackt … aber widmen wir uns der der Aufgabe des Tages. Ich muss dich ein wenig ausführlicher über das Wirken der Götter informieren. Gabriel soll referieren.«
    Der Erzengel begann, das himmlische System zu erläutern, in dem Gott, also von nun an Pirjeri Ryynänen, mithilfe der Engel, Heiligen, Apostel und Erzengel über die Zustände auf der Erde herrschte. Gott hatte die Macht, Dinge zu tun oder zu lassen, das Wetter zu bestimmen, verschiedene Entwicklungen in die Wege zu leiten und zu überwachen. Er besaß die Kraft, die Gedanken und Taten der Menschen zu beeinflussen, allerdings nur, soweit die Kräfte des Bösen es zuließen. Gott konnte sichtbar oder unsichtbar sein, und er war durch seine Engel überall auf der Welt anwesend. Engel gab es zu Millionen, ein paar tausend von ihnen befanden sich hier in Bulgarien.
    »Ins Dorf Ulmabukta nach Grönland müssen unverzüglich ein paar Engel geschickt werden, bei unserem Besuch dort war keiner zu finden«, warf Gott ein. Petrus vermerkte das Problem auf der Mängelliste.
    Gabriel fuhr fort: »Gott ist also allmächtig, aber Unfug darf auch er nicht anstellen. Alles, was er tut, muss vernünftig begründet sein. Es ist ihm zum Beispiel nicht gestattet, den Mond vom Himmel herunterzuwerfen, wenn mir ein so dummes Beispiel gestattet sei.

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