Der Liebe Gott Macht Blau
Broschüre drucken zu lassen, in der er von der alten Maorikultur undden wilden polynesischen Bräuchen berichten will. Diese Broschüre will er in der ganzen Welt verteilen. Rahikainen bildet sich ein, dass die Schaukämpfe der Kriegsboote untereinander, später dann vielleicht auch gegen Entdeckungsreisende, so viel Interesse wecken, dass er bald zu einem der reichsten Männer Neuseelands und der ganzen südlichen Halbkugel wird.«
Konko-Hito erzählte weitere Einzelheiten. Für die Besatzungen der Kriegsboote wollte Rahikainen junge Maori engagieren. Ferner hatte es ihm der Brauch der Eingeborenen angetan, ganze Schweine in Öfen zu garen, die in die Erde gegraben sind. Er beabsichtigte, so zubereitetes Schweinefleisch an die Touristen zu verkaufen. Die Maori hatten ihm erzählt, dass ihre Vorväter auch weiße europäische Eindringlinge auf diese Weise essbar zu machen pflegten. Diese Menschenfresservorführungen, die Rahikainen ebenfalls plante, sollten möglichst echt wirken. Also wollte er Schweine garen, diese aber in Uniformen stecken, wie sie Kapitän James Cook und seine Schiffsbesatzungen einst getragen hatten. Eigentlich blieb nur noch das Problem, wie er die Schweine dazu bringen konnte, auf zwei Beinen zu gehen.
Pirjeri musste eingestehen, dass sein Freund Torsti Rahikainen über das Ziel hinausgeschossen war. Die Absicht, Schweine zur Demonstration von Kannibalismus zu schlachten, zeugte von einem so verrohten Geschmack, dass man dringend einschreiten musste.
Konko-Hito fragte, wie man im Fall Rahikainen weiter vorgehen sollte. Sollte man seine sämtlichen Aktivitäten rückgängig machen, alles, was er an Verrücktheiten in Neuseeland initiiert hatte?
Pirjeri entschied, dass Rahikainen wieder auf den Boden der Tatsachen geholt werden müsste, gegebenenfalls musste seine Liebe zu der Maorischönheit gelöscht werden. Vielleicht käme er dann wieder zu Verstand und verzichtete auch auf seine verrückten Geschäftsideen.
Konko-Hito war seinem Gott dankbar für diese Entscheidung. Er fand, dass es extrem schwer war, einen verliebten Mann zu beschützen. Die Liebe an sich war etwas sehr Schönes, aber bei manchen hitzigen Charakteren bewirkte sie Veränderungen, die zur Unberechenbarkeit führten.
»Mir ist aufgefallen, dass Herr Rahikainen nicht sehr gläubig ist. Wäre es wünschenswert, dass ich ihn langsam zu mehr Frömmigkeit erziehe?«, erkundigte sich Konko-Hito. Seiner Meinung nach konnte ein gewisses Maß an lutherischer Weltanschauung den Mann beruhigen, der so impulsiv und so schwer zu beschützen war, der ständig voller Ideen steckte und die üble Angewohnheit hatte, diese sofort in die Tat umzusetzen, ohne sie gründlich zu durchdenken.
»Frömmigkeit kann nie schaden«, bestätigte Pirjeri Ryynänen, so wie es Gott zukam.
16
Pirjeri Ryynänen beschloss, Konko-Hito nach Neuseeland zu begleiten, um vor Ort zu entscheiden, was sich gegen Torsti Rahikainens Eskapaden unternehmen ließe. Sie fanden den Mann in der kleinen Maorigemeinschaft am Kratersee von Rotorua, dort wohnte er mit seiner Liebsten in einer Hütte mit Wellblechdach in dem nach Schwefel stinkenden Eingeborenendorf.
Rahikainen und die Tänzerin waren zufällig zu Hause, als Pirjeri und Konko eintrafen, die es dieses Mal für klüger hielten, unsichtbar zu bleiben.
Rahikainen fertigte eben den Entwurf für ein kleines Dampfkraftwerk an, das seine Energie aus den heißen Quellen beziehen sollte. Er fertigte eine schematische Zeichnung der Rohre und Ventile auf kariertem Papier an, dachte an seine Zeiten als Schrotthändler daheim in Finnland und malte sich aus, wie er aus Rohr-Enden und ausrangierten Kochtöpfen ein recht leistungsfähiges Kraftwerk zusammenbauen würde. Irgendwann würde er den Strom für sein Motel annähernd kostenlos erzeugen können. Zwischendurch warf er seiner vollbusigen Partnerin glühende Blicke zu. Sie hatte einen glatten Teint und besaß eine Anziehungskraft, die fast einer Naturgewalt gleichkam. Ihr verführerischesÄußeres hätte jeden x-beliebigen Sterblichen um den Verstand gebracht.
Konko-Hito machte sich daran, seines undankbaren Amtes als Schutzheiliger zu walten. In diesem Falle bedeutete es den schnöden Eingriff ins Gefühlsleben des verliebten Rahikainen. Konko drang in sein Bewusstsein ein und begann das lodernde Feuer der Liebe zu löschen.
Nach kurzer Zeit setzte die Wirkung von Konkos heiligen Kräften ein. Rahikainens Liebesfeuer erlosch, nur mehr Verliebtheit blieb übrig,
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