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Der Liebe Gott Macht Blau

Titel: Der Liebe Gott Macht Blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arto Paasilinna
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in die ganze Welt Fernsehberichte übertragen, in denen zu sehen war, wieder Weihnachtsmann den grundlosen See mit einem Netz nach einer russischen Rakete absuchte.
    Die Militärbehörden fanden nichts im See, der Weihnachtsmann war erfolgreicher. In seinem Netz verfing sich ein rostiger Behälter, der mit ein paar Rohrenden verbunden war. Die Luftwaffe beschlagnahmte den kostbaren Fund und brachte ihn, unbemerkt von den Fernsehkameras, zwecks gründlicher Untersuchung in ihr Depot.
    Als man den Behälter vom Schlamm befreit hatte, entdeckte man an seinem Boden den Gussstempel »Hackman & Sorsakoski 1926«. Auf der Grundlage von Expertengutachten, die sie im Offiziersklub eingeholt hatten, kamen die Militärs zu dem Schluss, dass es sich nicht um eine russische Rakete handelte, sondern um einen Schnapsbehälter der ortsansässigen Sami. Der Jahreszahl entnahmen sie, dass der Behälter während der Prohibition zur Destillation von Branntwein benutzt worden war. An sich zwar ein krimineller Vorgang, aber rein militärisch gesehen bestand kein Anlass zu weiteren Maßnahmen. Der Behälter wurde seinem Finder, dem Weihnachtsmann, übergeben, der ihn unter sachkundiger Anleitung des Museumsamtes restaurieren lassen wollte.

18
    Ende Oktober, nachdem er gut anderthalb Monate als Gott geherrscht hatte, war Pirjeri schon so routiniert in seiner Arbeit, dass sie ihm von der Hand ging wie der Schöpfungsakt.
    Pirjeri hatte mithilfe einiger Engel für sich einen Maßnahmenplan entwickelt, den er zu befolgen versuchte.
    Zum Programm gehörten:
    1. Erhaltung des Weltfriedens, 2. Sicherung der ökologischen Zukunft der Welt, 3. Umzug des Himmels nach Finnland, 4. Befreiung des Menschen von der Todesangst und 5. allgemeiner Kampf gegen das Böse.
    Das Programm war in eine monatliche, wöchentliche und sogar tägliche Aufgabenliste unterteilt. Pirjeri verfügte über eine Lagekarte mit den Krisengebieten der Erde, also Gegenden, in denen Kriege geführt wurden, in denen Dürre oder Hunger herrschten oder Militärdiktaturen regierten. Ebenso hatte er sich für die Regelung der Großwetterlage eine riesige Wettertafel anfertigen lassen, mit deren Hilfe er das Klima auf der Erde besser beherrschen konnte, als wenn er sich nur auf sein Gedächtnis stützte.
    Zusätzlich wurde im Himmel ein großes Gebetsbuch geführt, in das die verzweifeltsten und wichtigsten Gebeteder Menschen eingetragen wurden. Der größte Teil der Gebete landete nach der Auswertung in einem dicken Ordner, der auf dem Rücken in großen traurigen Buchstaben die Aufschrift »Kein Anlass zu weiteren Maßnahmen« trug.
    Die Macht des heiligen Petrus und des Erzengels Gabriel hatte Pirjeri vorsichtig eingeschränkt, die unangenehmen Erfahrungen von Louhisaari waren ihm noch frisch in Erinnerung. Trotzdem waren die himmlischen Kanzleichefs immer noch sehr einflussreich. Über das Pflanzenreich und dessen Jahreserträge zum Beispiel durften sie vorläufig fast selbständig entscheiden.
    Hinsichtlich eines neuen Standortes für den Himmel hatten die beiden immer wieder eigene, sonderbare Vorschläge gemacht, die Pirjeri jedoch nicht akzeptiert hatte. So hatten sie vorgeschlagen, den Himmel von Bulgarien in den Vatikan zu verlegen, aber der war nach Pirjeris Meinung für diesen Zweck völlig ungeeignet, denn dort liefen allzu viele lebende päpstliche Beamte herum. Es war gar nicht daran zu denken, zusätzlich noch die Engel, deren Schar in die Tausende ging, dort unterzubringen. Die Kanzleichefs hatten auch die Idee gehabt, den Himmel nach Malta zu verlegen, in die leerstehenden Gebäude des dortigen alten Ritterordens. Bei einem Besuch vor Ort stellte Pirjeri fest, dass selbst Louhisaari in einem besseren Zustand war als die uralte Ruine auf Malta. Petrus und Gabriel machten noch weitere Vorschläge, die allerdings nicht besser waren.
    Zu den Aufgaben des Stellvertreters Gottes gehörten natürlich auch administrative Pflichten im Hinblick auf die Engel. Ihre Arbeit musste überwacht und im Bedarfsfall auch angeleitet werden. Als Arbeitskräfte waren die Engelgroßartig, sie verlangten keinen Lohn und keinen Beifall, sie streikten nicht und stichelten nicht gegeneinander. Nur äußerst selten kam es zu geringfügigen Störungen der Ordnung, zu leisem Gezänk oder kaum spürbarer Faulenzerei. Pirjeri begnügte sich damit, diese Dinge verbal zu monieren, er bestrafte die Engel nur ungern. Zum Glück war bisher nichts Ernstes passiert. Petrus wusste allerdings zu berichten,

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