Der Liebe Gott Macht Blau
Pirjeri nicht mangeln, schwor Ahti. Er senkte die Stimme, aus seinem Mund tropfte Schaum, als er von den schönsten Frauen der Welt zu schwärmen begann, wie sie ihre Reize hemmungslos und lüstern zur Schau stellen, wie sie geschmeidig und verführerisch Pirjeris nackten Körper umspielen würden … im Hintergrund würde stimulierende Musik ertönen, herrliche Düfte würden seinen Verstand benebeln …
Ein wenig peinlich berührt erklärte Pirjeri, dass er keinen Bedarf an Ahtis Geschenken habe. Außerdem habe er bereits eine Frau, er brauche keine weitere diesbezügliche Würze in seinem Leben.
Ahti brach in ein obszönes Lachen aus. Pirjeri hatte also schon eine Frau, ha! Wer gab sich denn mit einer zufrieden, wenn er mehrere und weitaus schönere haben konnte! Ein echter finnischer Gott hat es nicht nötig, an seiner Alten zu kleben, sondern nimmt, was ihm von oben gegeben wird. Weg mit dem bisherigen Cellulitearsch und her mit den Jüngeren, das war Ahtis Empfehlung. Der Wassergott erzählte detailliert von den Feinheiten des Liebesspiels, von unstillbarer Ekstase und munterem Haremsleben, aufdas jeder anständige finnische Gott ein Recht hatte. Zehn, fünfzig, sogar hundert Frauen! Die unglaublichen Freuden in einer Hundert-Zimmer-Villa am Meer eröffneten sich vor Pirjeris Augen wie ein höllisch frivoles Spektakel, in dem er nach Ahtis Willen die Hauptrolle spielte.
Pirjeri betrachtete verblüfft den geifernden Wassergott, der mit glühenden Augen die tiefsten Abgründe der Wollust beschrieb und sich daran selbst aufgeilte. War dieser Wüstling ein echter Gott? Gewiss nicht! Wenn der alte finnische Wassergott Ahti so gierig, schlüpfrig und lasterhaft war, dann glich er mehr dem Satan als einem Gott.
Dem Satan? Natürlich! Erst jetzt begriff Pirjeri, was los war. Vor ihm geiferte nicht der Wassergott Ahti, sondern der verkleidete Satan. Jetzt erkannte Pirjeri das Augenfunkeln des Teufels, das er für einen Moment in Grönland in dem kleinen Dorf Ulmabukta gesehen hatte. Der Teufel hatte ihn aus Bosheit in der Gestalt eines Gottes zum Inarisee gelockt. Ein niederträchtiger Plan! Pirjeri war in die Falle gegangen und hatte sich die widerwärtigen Angebote des Teufels angehört. Der war in seiner Frechheit bis zum Äußersten gegangen. Was wäre passiert, wenn er tatsächlich in den Himmel gelangt wäre und dort mitgemischt hätte? Es hätte dazu geführt, dass auch noch die letzten Reste von Gutem aus der Welt verschwunden wären.
In grenzenloser Wut stürzte sich Pirjeri Ryynänen auf den Teufel. Der erkannte im letzten Moment, dass er enttarnt war, ergriff die Flucht, stolperte und schlug seine Zähne in Pirjeris Wade. Aber Pirjeris Kraft steigerte sich nur noch, er verprügelte den Teufel aus Leibeskräften, hätte ihn vielleicht sogar totgeschlagen, wenn es jenem, aalglatt wie er war, nicht gelungen wäre, sich aus Pirjeris Griff zu winden.Übel zugerichtet sauste er wie ein fluchendes Fellknäuel den steilen Hang zum Wasser hinunter und verschwand in den tiefen Wellen des Inarisees. Pirjeri in seiner Wut verfolgte den Teufel bis ans Ufer. Das Wasser schäumte, der Felsen grollte.
Aber der Teufel war weg. Wieder einmal war er entkommen. Am Ufer blieben nur die Gummistiefel zurück, die er in der Eile von den Füßen geschleudert hatte, ehe er in die kalten, grundlosen Wellen des Inari getaucht war.
Die Bissspuren des Teufels brannten an seiner Wade. Heftig grübelnd kehrte Pirjeri in den Himmel zurück. Den Engeln erklärte er, dass man ihn in Versuchung geführt hatte und er sich im letzten Moment hatte retten können. Der Teufel war entkommen. Der Kampf zwischen Gut und Böse würde weitergehen.
Der Zusammenstoß zwischen Pirjeri und dem Teufel am Inarisee war so heftig gewesen, dass sich der Ukonkivi dreihundert Meter nach Nordnordost verschoben hatte. Schwarzer Rauch war aufgestiegen, auf dem See war eine große Flutwelle entstanden. Ringsum am ganzen Ufer gab es Augenzeugen dieser Naturerscheinung. Die Militärbehörden wurden informiert. Vor Ort erschienen Offiziere der Luftwaffe, und sie äußerten die Vermutung, dass wieder mal eine russische Übungsrakete in den Inarisee eingeschlagen war, ein Irrläufer aus Richtung Murmansk. Das war auch früher schon vorgekommen. Man machte sich daran, den Grund des Sees abzusuchen, beteiligt waren, jeweils mit ihren eigenen Geräten, einmal die Luftwaffe und zum anderen der zufällig herbeigeeilte Weihnachtsmann. Zwei Wochen lang wurden vom Inarisee
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