Der Liebe Gott Macht Blau
und kehrte nach Bulgarien zurück. Er war enttäuscht von der Haltung des Papstes, sie machte ihn traurig. Spätestens im Frühjahr würde er seine Kontakte zum Heiligen Stuhl neu regeln.
Als Pirjeri weg war, blieb der Papst in seinem Arbeitszimmer allein. Er fühlte sich unglücklich, doch zugleich war ihm feierlich zumute, hatte er doch soeben mit Gott selbst in Fragen der Reinheit des Glaubens die Kräfte gemessen. Der Zusammenstoß war kurz, aber so gallig gewesen, dass der Papst spürte, wie sich sein alter Magenkatarrh wieder meldete. Sonst hatte er bei seinen Magenproblemen Gott um Hilfe gebeten, aber ihm war klar, dass die Beschwerden momentan auf diesem Wege nicht verschwinden würden. Stattdessen erhob sich der Papst und schlurfte zum Reliquienschrein, öffnete das Schloss mit einem geheimen Zahlencode und sperrte die schwere Tür auf. Er griff ins oberste Fach und holte die kostbarste Reliquie der römisch-katholischen Kirche hervor, ein dreißig Zentimeterlanges Stück vom Oberschenkelknochen Christi. Er führte es an die Lippen, küsste es und bekreuzigte sich mehrmals. Dann schloss er den kostbaren Knochen wieder ein und kehrte erleichtert an seinen Schreibtisch zurück. Er dachte bei sich, dass nicht mal Gott ihn umstimmen und ihn veranlassen könnte, Ehebrecher und Mörder ungeborener Kinder zu akzeptieren.
21
Pirjeri Ryynänen kehrte in gereizter Stimmung aus dem Vatikan zurück. Das hoffärtige und starrsinnige Verhalten des Papstes hatte ihn verletzt, nicht so sehr persönlich als vielmehr um der Sache willen: Der Papst war schließlich nur der Papst, Gott war Gott. Zu alledem war der Papst ein konservativer und machtlüsterner Kirchenfürst, der einen überlebten Glauben verkündete. Pirjeri dachte ernsthaft daran, den Mann auszutauschen.
Natürlich wäre der Papst leicht aus dem Weg zu räumen, indem er ihn zum Beispiel an einer Lungenentzündung erkranken ließe, die würde der hinfällige Greis nicht überleben. Aber Pirjeri erinnerte sich noch gut an die Drohung des listigen Kirchenmannes. Wenn man ihn aus dem Amt drängen würde, träte an seine Stelle ein noch konservativerer Vertreter. Wollte man die ganze Riege der Kardinäle gegen neue austauschen, wäre das schon schwieriger und würde in der römisch-katholischen Welt unliebsames Aufsehen erregen, besonders, wenn man mit der Säuberung beim Papst selbst beginnen würde. Das fiel flach, Pirjeri musste sich eine vernünftigere Methode ausdenken.
Er rief Petrus und Gabriel zu sich, erzählte ihnen von seinem Besuch im Vatikan und seinen missglückten Gesprächen mit dem Papst.
»Die Sache war schlecht vorbereitet, und es gab keine Ergebnisse. Ich habe beschlossen, dass der Papst ausgeschaltet werden muss. Sie beide können seine Entlassung planen. Die Kardinäle müssen vor dem Konklave irgendwie bearbeitet werden. Ich habe mir gedacht, dass das Ganze nach Weihnachten über die Bühne geht, vielleicht schon im Januar.«
Die Wendung in dem Fall verblüffte die heiligen Männer. Der allmächtige Pirjeri hatte den guten Plan verpfuscht. Anstatt den Papst dazu zu bewegen, den katholischen Glauben zu reformieren, hatte er das Band zwischen Himmel und Vatikan zerrissen. Das hatten die Kanzleichefs nicht im Sinn gehabt, als sie Pirjeri gebeten hatten, dem Papst zu erscheinen. Jetzt sollte jener konservative Mann entlassen und ein neuer, gemäßigterer an seine Stelle gewählt werden! Ein überraschender Gedanke, dessen Realisierung jedoch äußerst schwierig erschien. Was könnte ein Grund dafür sein, den Papst aus dem Amt zu entfernen? Sollte man ihn töten oder lächerlich machen? Hatte der allerhöchste Pirjeri bereits genauere Vorstellungen über die praktische Lösung des Problems?
Pirjeri hatte sich natürlich keine weiteren Gedanken über die Einzelheiten gemacht. Er ging davon aus, dass die Kanzleichefs in der Lage waren, so etwas selbständig zu regeln. Vielleicht könnte der Papst erkranken und freiwillig in Pension gehen?
Petrus hatte seine Zweifel an dieser Variante:
»Der Papst wird kaum freiwillig seinen Platz räumen, machthungrig und starrsinnig, wie er ist. Man könnte ihm höchstens eine Krankheit schicken, die ihre Wirkung zeigt und ihn umstimmt.«
Gabriel äußerte den Gedanken, dass man den Papst vielleicht loswerden würde, wenn man ihn mit einer Geisteskrankheit infizierte, Schizophrenie zum Beispiel ließ sich relativ leicht in jedem x-beliebigen Schädel installieren.
Petrus fand, dass der Mann bereits
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