Der Liebe Gott Macht Blau
verrückt genug war.
»Soweit ich die Päpste im Verlauf der Jahrhunderte kennen gelernt habe, waren sie einer wie der andere auf ihre Weise von Sinnen, und trotzdem saßen sie fester im Vatikan als die Scheiße an der Wand von Junttilas Stube, wenn mir in diesem Zusammenhang eine finnische Redensart gestattet ist.«
Pirjeri bat ihn, sich einer kultivierteren Sprache zu befleißigen. Das Problem war ernst und ließ keinen Raum für Scherze, man redete hier immerhin vom Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche und vom Vatikan.
Er gab seinen Kanzleichefs zwei Monate Zeit, das Problem zu lösen. Das musste genügen. Sie sollten einen tragfähigen Plan erarbeiten, er, Pirjeri, würde ihn dann in die Tat umsetzen. Der Papst durfte jedoch nicht einfach um die Ecke gebracht werden, diese Methode war Gott nicht angemessen.
Pirjeri gab den beiden noch ein paar Anweisungen hinsichtlich der laufenden Angelegenheiten und verkündete dann, dass er wie besprochen mit Moses nach Kerimäki in Finnland reisen werde. Er rief Moses zu sich und erklärte ihm, dass er jetzt Zeit für die geplante Reise und die Besichtigung des neuen Standortes für den Himmel habe.
Moses war Feuer und Flamme. Er bat darum, dass Obadja mitkommen dürfe, denn der kleine Prophet wollte so gerne ebenfalls ein bisschen reisen. Er hatte jahrelang nurdagesessen und belanglose Gebete sortiert, ohne sich zwischendurch mal auslüften zu können.
Pirjeri war einverstanden, dass Obadja mitkam, und ließ ihn herbeirufen. Dann verabschiedete er sich von den Kanzleichefs und schärfte ihnen ein, ihn sofort zu alarmieren, falls die Welt aus den Fugen geriet. Die heiligen Männer versprachen, darauf zu achten, dass der Erzfeind nicht die Oberhand gewinnen würde, während der allmächtige Ryynänen in seinem Heimatland unterwegs war.
Die drei brachen auf, Petrus und Gabriel blieben verstimmt in der alten Schlossruine zurück, um über die Situation im Himmel nachzudenken. Nach Meinung der beiden Heiligen hatte der neue finnische Gott dort ein schlimmes Durcheinander angerichtet, obwohl er erst seit dem Herbst im Amt war.
»Dieser Gott ist für uns zu einem echten Sorgenkind, ich würde sogar sagen zu einem göttlichen Ärgernis, geworden«, klagte Petrus. Gabriel war derselben Meinung.
»Allzu draufgängerisch, der Mann. Wie es aussieht, verlegt er den Himmel mit aller Gewalt in dieses Finnland, mitten in den Schnee. Und dann der Fall Obadja. Da hat Moses ganz schön was angerichtet! Viel fehlte nicht, und Pirjeri hätte uns was angehängt.«
»Ja, und seine Andeutungen über Paulus und Michael … wirklich düstere Worte«, sagte Petrus.
»Und die neue Ordnung hier im Himmel, Wochenprogramme, Arbeitspläne und all das! Früher bei Gott war es anders. Dieses neue Regime nervt allmählich. Jetzt sollen wir auch noch den Papst austauschen. Im Himmel gab es schon mal bessere Zeiten, das muss ich sagen«, seufzte Gabriel.
Petrus äußerte, gleichsam in Gedanken, dass er am liebsten einen Rapport über die gegenwärtigen Zustände an Gott schicken würde. Was würde wohl der urlaubende Allmächtige von all den Neuerungen halten, war Pirjeri nicht viel zu weit gegangen?
Gabriel gab zu, dasselbe gedacht zu haben. Aber Gott war hitzig und ernst, wie Petrus ja wohl noch wusste. Er, Gabriel, erinnerte sich, dass Gott einst pedantisch genug gewesen war zu verbieten, dass unnötig sein Name genannt wurde. Wenn man ihn aus nichtigem Anlass in seinem Urlaub störte, würde man nicht unbedingt Beifall ernten. Vielleicht wäre es also doch nicht klug, zumindest jetzt noch nicht, sich an ihn zu wenden, womöglich würde er in seinem Ärger sogar für Pirjeri Partei ergreifen. Und wenn sie den Zorn beider Götter gleichzeitig auf sich ziehen würden, hätten sie als Kanzleichefs einiges auszustehen.
Petrus gab zu, dass es zu riskant wäre, den Gott im Urlaub mit Pirjeris Angelegenheiten zu behelligen. Fürs Erste müssten sie also leiden und dulden.
»Ja, stimmt, das Leben besteht nur aus Mühsal und Leiden, auf der Erde wie auch im Himmel«, seufzte der Erzengel Gabriel. In dieser Stimmung begannen die Kanzleichefs darüber nachzudenken, wie sie den Papst ohne Aufsehen aus dem Amt drängen konnten.
22
Der Morgen im späten Oktober war hell und klar. Die Besucher erkannten schon von Weitem, dass die Kirche von Kerimäki tatsächlich riesig war. Sie beeindruckte sowohl Moses als auch Obadja, der die Worte äußerte:
»Kaum zu glauben … hier in Kerimäki wohnen
Weitere Kostenlose Bücher