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Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers

Titel: Der Liebespaar-Mörder - auf der Spur eines Serienkillers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Harbot
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Universität Düsseldorf hatte herausgefunden: »Der aus einer Entfernung von höchstens 30 Zentimetern auf das Opfer abgegebene Schuss hat dessen Unterkiefer links durchschlagen, die Zunge verletzt, zwei Halswirbel zertrümmert, das Rückenmark leicht verletzt und wahrscheinlich eine sofortige Lähmung des Getroffenen bewirkt. Durch das Einatmen größerer Mengen Blut in die Lunge starb das Opfer an den Folgen des Schusses etwa fünf bis zehn Minuten, nachdem er getroffen worden war.« Dr. Stürmann war demnach einen grausigen Tod gestorben, an seinem eigenen Blut qualvoll erstickt.
    Fahndungsrelevante Hinweise erbrachten erste Ergebnisse der Untersuchungen des Tatortes. Etwa zwei Meter schräg links vor der linken vorderen Wagentür hatte man eine leere Patronenhülse gefunden. Im Wagen waren die Ermittler auch fündig geworden – sie hatten das Projektil sichergestellt, das an der rechten Schläfe des Opfers wieder ausgetreten war. Dieses Geschoss stammte aus einem recht ungewöhnlichen Pistolentyp, einer »Parabellum 08« (für 1908, das erste Herstellungsjahr), Kaliber 9 Millimeter. Es handelte sich um eine sechsschüssige Mehrladepistole mit einer Gesamtlänge von 22 Zentimetern und einem Gewicht von achthundertfünfzig Gramm, die vornehmlich von der deutschen Armee im Ersten Weltkrieg verwendet worden war. Mitte der dreißiger Jahre hatte die Wehrmacht diesen Waffentyp ausrangiert und durch modernere Pistolen ersetzt.
    Neben diversen Fußspuren, die allesamt vermessen und fotografiert worden waren, hatten die Beamten auf dem Rücksitz des Wagens auch die Aktentasche Dr. Stürmanns gefunden. Merkwürdigerweise war sie von den Tätern erst gar nicht geöffnet worden, obwohl sie weiteres Raubgut hätte beinhalten können. Die Fahnder vermuteten deshalb, dass die Tasche entweder einfach übersehen oder als wenig lukrativ eingestuft worden war. Letzteres erschien am plausibelsten, da die Täter sich die Zeit genommen hatten, um zumindest die Kleidung der Opfer gründlich zu durchsuchen. Auch glaubte man herausgefunden zu haben, warum es den Tätern nicht gelungen war, den Wagen zu starten. Höchstwahrscheinlich hatten sie nicht gewusst oder nicht erkannt, dass der Anlasser sich bei diesem speziellen Modell am Boden befand.
    Die ermittelten Fakten mussten jetzt kriminalpsychologisch bewertet und eingeordnet werden. Aus der Tatsache, dass einer der Täter unvermittelt und ohne Not geschossen hatte und beide Männer vom Zeugen Littek als »schmalschultrig« beschrieben worden waren, schloss man, es könne sich um »unerfahrene Täter« handeln, wahrscheinlich »Jugendliche«. Gleichwohl sollte die Auswahl des Tatortes »nicht zufällig« erfolgt sein. Niemand in Reihen der Mordkommission wollte annehmen, dass dieses »merkwürdige Zusammentreffen« zu solch ungewöhnlicher Zeit an derart abgelegener Stelle einfach so passiert sein sollte, zumal Minusgrade geherrscht hatten und dichtes Schneetreiben. Besonders interessiert waren die Fahnder naturgemäß an den Insassen des hellgrauen Volkswagens, der nur 50 Meter vom Wagen Dr. Stürmanns entfernt gestanden hatte, dessen polizeiliches Kennzeichen Ernst Littek jedoch nicht hatte ablesen können. Es konnte nicht ausgeschlossen werden, dass diese Zeugen etwas gesehen oder gehört hatten. Oder waren es gar die Täter gewesen? Oder deren Helfershelfer? Allerdings verfügte man nicht über einen einzigen Erfolg versprechenden Hinweis auf die Identität dieser »wichtigen Zeugen«. Wie so oft war die Kripo also auch in diesem Fall auf die Mithilfe der Bevölkerung angewiesen.
    Am 9. Februar meldeten die Düsseldorfer Tageszeitungen schlagzeilenträchtig und in fettgedruckten Lettern das Verbrechen: »Raubmord am Rheinstadion«, »Rechtsanwalt in seinem Auto erschossen«, »Mord im parkenden ›Kapitän‹«. Am Ende eines jeden Artikels wurden die Leser aufgefordert, bei der Aufklärung behilflich zu sein: »Wer hat Wahrnehmungen oder Beobachtungen gemacht, die für die Aufklärung der Tat von Interesse sein könnten? – Das 1. Kriminalkommissariat, Telefon 10 25, Nebenstelle 84 11, und jede andere Polizeidienststelle nehmen Angaben und Hinweise entgegen.« Die »blut- und gelddurstigen Mordgesellen« durften nicht ungeschoren davonkommen.
    Die Ermittlungen nahmen urplötzlich eine überraschende Wende, als Kripobeamte in der Wohnung Dr. Stürmanns in seinem Kalender des Jahres 1952 immer wieder auf einen Namen stießen, der dort gar nicht hätte vermerkt sein dürfen:

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