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Der Liebespakt

Titel: Der Liebespakt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Leinemann
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Konzern gut war: DHB. So hatte das Kürzel gelautet. Deutscher Hausfrauenbund. Das hatte Georg ihr bewusst untergeschoben. Der saß jetzt bestimmt in Hamburg, München, Düsseldorf oder wo
auch immer und lachte sich kaputt. Ja, das war sein Humor. Ihm war es eine halbe Millionen wert, wenn er Toni nur mit Tupperware in einem Kreis durchgeknallter Doris Days sehen konnte.
    »Nun schauen Sie doch nicht so erschrocken, Toni. Sie sind ja nur Schirmherrin des Berliner Landesverbands. Überhaupt: Ihr Mann wird doch alles mit Ihnen abgesprochen haben. Schließlich dreht sich doch alles um die große Gala.« Beate von Randow schaute Toni durchdringend an. Hastig erklärte Toni den Frauen, die jedes ihrer Worte aufsaugten, gierig darauf, Toni bei einer Lüge zu erwischen, sie habe in der letzten Woche kaum ein Wort mit Georg wechseln können. »Er war so wahnsinnig viel unterwegs. Sie kennen das doch von Ihren Männern.« Zaghaft nickte die eine oder andere Dame. Deshalb habe sie wohl noch nichts von der Gala gehört, und das Treffen mit der Berliner Vorsitzenden des DHB sei auch erst für übermorgen geplant. »Informieren Sie mich doch«, sagte sie in einem Ton, der so harmlos wie möglich klingen sollte. Und sie wurde informiert.
    Es stellte sich heraus, der Konzern engagierte sich jetzt beim Deutschen Hausfrauenbund. Beide Seiten wollten von der Zusammenarbeit profitieren. Während der Hausfrauenbund Werbung für die Produkte des Konzerns machte und sie seinen Mitgliedern empfahl, würde der Konzern eine große Gala für den Hausfrauenbund schmeißen. Einen Tag vor Georgs Vorstandswahl! Zweck der Gala war, den »Haushaltsführerschein« populärer zu machen.
    »Den was?«, fragte Toni entgeistert. »Haushaltsführerschein? Was soll das sein? Muss ich dafür einen Slalom mit dem Staubsauger hinlegen und am Ende mit dem Saugrohr durch das Ziel?«
    »Genau dieser Geist hat bislang gefehlt. Diese Frische!«, rief Frau von Randow begeistert aus. Von der Haustür her war ein
Glockenton zu hören, jemand hatte geklingelt. Mit einem »Ihr entschuldigt mich« war Frau von Randow weg.
     
    Ein Moment der Stille entstand. Toni war immer noch perplex. Was für eine Gala? Wieso Hausfrauenbund? Und was, verflucht, war ein Haushaltsführerschein?
    Ludmilla Bense, die neben ihr stand, berührte Toni leicht am Arm und flüsterte ihr leise zu: »Beate war mit dieser Gala überfordert. Die Planung schleppte sich dahin, ich glaube, sie hatte keine Lust mehr. Und da Sie ja die kommende Frau im Konzern sind, hat sie Ihren Mann gefragt, ob Sie die Planungen übernehmen könnten. Sie sind ja bekannt als ungewöhnliche Gastgeberin. Aber um diese Gala beneide ich Sie nicht.«
    Jetzt mischte sich auch Lilly Putkammer ein. »Schreckliches Motto: Haushaltsführerschein. Ich bedauere Sie ehrlich«, flüsterte auch sie. Dabei streckte sie etwas theatralisch ihre Hand zu einer abwehrenden Geste in die Runde.
    »Nun macht sie doch nicht so verrückt«, mischte sich jetzt Sophie Rosenstätter ein. »Ihr wisst doch, was für sie und ihren Mann auf dem Spiel steht. Die Gala muss ein Erfolg werden. Schließlich ist am nächsten Tag ja die Vorstandswahl.«
    In diesem Moment trat der neue Gast ein. Es war Karoline. Ausgerechnet Karoline. Sie sah wie immer perfekt aus. Allein der Schwung der Augenbrauen erforderte eine Pinzettenpräzision, die ihren Preis hatte. Sie trug eine lange dunkelblaue Hose mit Matrosenverschluss, das D&G-Label war zwar diskret vernäht, fiel dem Kenner aber sofort auf. Dazu eine himmelblaue Bluse, Toni wusste, sie war von Stella McCartney, denn sie hatte selbst mit ihr geliebäugelt. Um den Hals baumelte eine lange, schwere silberne Kette mit einem großen runden Medaillon. Das Medaillon war wirklich sehr schön, ein in Silber gegossener japanischer Garten. Die blonden Haare waren zu dem üblichen
niedrigen Pferdeschwanz zusammengefasst, Karoline trug einen Seitenscheitel und an den Ohren Perlen, die Tonis Perlen-Ohrringen sehr ähnelten. Hatte Georg ein zweites Paar Ohrringe verschenkt?
    »Hier bin ich«, sagte Karoline. Sie musterte Toni. In ihren Augen lag blanker Hass, und sie gab sich kaum noch Mühe, diese Emotion zu kaschieren. Jetzt wanderte ihr Blick langsam nach unten und blieb mit einem unübersehbar skeptischen Ausdruck auf Tonis Bauch hängen.
    Wusste sie inzwischen von Tonis Scheinschwangerschaft? Georg und Karoline hatten sich letzte Nacht gesehen, dessen war Toni sich sicher. Eigentlich hätte sie gestern gleich nach

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