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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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Hause war, hatten wir Spaß miteinander, fuhren in die Stadt ins Theater, Museen und Cafés … Die Erinnerung ging mit mir durch und ich erzählte ihm von dem einen Mal bei Fortnums, als ein Fremder am nächsten Tisch versucht hatte, meiner Mutter ein Glas Champagner auszugeben. Sie lächelte und lehnte das Angebot entschieden ab. Ich war so enttäuscht gewesen. Der Mann trug eine blaue Seidenkrawatte, hatte wunderbar gewelltes blondes Haar und einen Saphirring am Zeigefinger. Für mich hatte er ausgesehen, als würde er alle Geheimnisse dieser Welt kennen. Als wir hinausgingen, hatte meine Mutter eine hitzige Bemerkung über seine Unverschämtheit gemacht, aber an dem Nachmittag strahlte ihr ganzes Wesen auf eine Art, wie ich es nie zuvor erlebt hatte. Sie bewegte sich leichter, lachte über meine dummen Witze und kaufte alle möglichen Sachen, die nicht auf unserer Liste standen: sich selbst einen neuen Schal, ein ledergebundenes Notizbuch für mich. Noch immer denke ich manchmal an den Mann, erinnere mich daran, wie er in kleinen Schlucken seinen Kaffee trank und mit den Schultern zuckte, als Mutter ablehnte. Ich hatte gehofft, er würde weinen oder wütend werden, aber er stellte nur seine Tasse hin, senkte den Kopf und sagte: »Wie schade.«
    »Unsere Zeit ist fast um«, sagte Russell.
    Ich wartete auf seinen Kommentar, dass ich mich in die Lage meiner Mutter versetzt hätte und das höchst ungesund wäre und es kein
Wunder
wäre, dass ich wegen grober Unzucht im Gefängnis wäre. Aber es kam keiner.
    »Bevor Sie gehen«, sagte er, »möchte ich, dass Sie wissen, dass Sie sich ändern könnten. Aber die Frage ist: Wollen Sie das wirklich?«
    »Ich habe es Ihnen letzte Woche gesagt. Ich möchte geheilt werden.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Ihnen glaube.«
    Ich sagte nichts.
    Er atmete lange aus. »Sehen Sie. Ich will ehrlich mit Ihnen sein. Eine Therapie kann manchen Menschen helfen, bestimmte … Vorlieben zu überwinden, aber es ist sehr harte Arbeit und dauert lange.«
    »Wie lange?«
    »Wahrscheinlich Jahre.«
    »Ich habe nur noch sechs Monate.«
    Er lachte beschämt. »Ich persönlich«, sagte er, beugte sich vor und senkte die Stimme, »finde das Gesetz lächerlich. Was zwei Erwachsene privat anstellen, ist ihre Sache.« Er sah mich ernst an, die Wangen mit den Grübchen glühten. »Also, was ich sagen will, ist, wenn Sie sich ändern wollen, könnte eine Therapie Ihnen helfen. Aber wenn nicht …«, er hielt die Handflächen nach oben und lächelte, »dann ist es wirklich nicht die Mühe wert.«
    Ich streckte die Hand aus, die er ergriff, und dankte ihm für seine Ehrlichkeit.
    »Also keine Kamingespräche mehr«, sagte ich.
    »Keine Kamingespräche mehr.«
    »Das ist sehr schade.«
    Burkitt brachte mich zurück in meine Zelle.
    Ich versuche, das Bild »La Danse« im Kopf zu behalten.
    Ich glaube nicht, dass ein Mann von Russells Integrität hier lange bleiben wird.
    In Venedig verbrachten wir den Morgen im Bett, aßen ausgiebigLunch auf der Hotelterrasse und liefen dann durch die Stadt. Köstliche Freiheit. Niemand blickte uns von der Seite an, selbst wenn ich Toms Arm nahm und ihn durch die Touristenmenge auf der Rialtobrücke führte. Einen Nachmittag traten wir aus der Sommerhitze in die süße Kühle der Kirche Santa Maria dei Miracoli. Mir haben die blassen Farben der Kirche immer gefallen. Mit den pastellgrau, rosa und weißen Marmorwänden und -fußböden sieht die Miracoli aus wie aus Zucker. Wir saßen zusammen auf der vorderen Bank. Vollkommen allein. Und wir küssten uns. Ich blickte zum Altar mit dem Bild der wundertätigen Jungfrau – von der es heißt, sie hätte einen Ertrunkenen ins Leben zurückgeholt – und ich sagte: »Wir sollten hier leben.« Nach nur zwei Tagen in Venedig mit seinen Möglichkeiten sagte ich: »Wir sollten hier leben.« Und Toms Antwort war: »Wir sollten zum Mond fliegen.« Aber er lächelte dabei.
    Alle zwei Wochen darf ich einen Brief empfangen und einen beantworten. Bis jetzt waren die meisten von Mutter. Sie sind getippt, daher weiß ich, dass sie sie Nina diktiert hat. Sie schreibt nichts über ihren Gesundheitszustand, quasselt nur über das Wetter, die Nachbarn, was Nina zum Abendessen gekocht hat. Aber heute Morgen war da einer von Marion Burgess. Ein kurzer förmlicher Brief mit der Bitte um eine Besuchserlaubnis. Zuerst war ich entschlossen abzulehnen. Warum sollte ich ausgerechnet sie sehen wollen? Aber dann überlegte ich es mir anders. Die

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