Der Liebhaber meines Mannes
in seine große, kräftige Hand. Seine Berührung war entschlossen, erstaunlich sicher, aber als ich mich endlich umdrehte, um ihn anzusehen, war sein Gesicht blass und sein Atem ging schnell.
»Patrick …«, begann er, es war kaum ein Flüstern.
Ich knipste die Lampe auf dem Tisch aus und legte meine Hand auf seinen wunderschönen Mund. Ich spürte seine fleischige Oberlippe, als er Luft holte. »Sag nichts«, sagte ich zu ihm.
Ich ließ die Hand auf seinem Mund, während ich mit der anderen oben auf seinen Oberschenkel drückte. Er schloss die Augen, atmete aus. Ich rieb ihn durch den rauen Wollstoff seiner Uniformhose, bis er schwer schluckte und meine Hand nass von seinem Atem war. Als ich spürte, wie sein Schwanz sich aufrichtete, nahm ich die Hand weg und lockerte seine Krawatte. Er sagte nichts, keuchte weiter. Ich knöpfte sein Hemd auf, so schnell ich konnte, mein Herz hämmerte im verkehrten Rhythmus, und er begann, einen meiner Finger zu lecken, ganz leicht zuerst, aber als ich den Mund auf seinen entblößten Hals legte, dann auf seine Brust, saugte er gierig daran. Und als ich das feine Haar küsste, das zu seinem Bauchnabel hinaufkroch, biss er zu, kräftig. Ich küsste weiter. Er biss weiter. Dann nahm ich die Hand von seinem Mund, nahm sein Gesicht in die Hände und küsste ihn, ganz zart, ohne seine angestrengt suchende Zunge zu berühren. Er gab ein schwaches Geräusch von sich, ein leises Stöhnen, und ich griff nach unten, nahm seinen Schwanz in die Hand und flüsterte ihm ins Ohr: »Du wirst wunderbar sein.«
Hinterher lag ich mit der Hand in seinem Schoß und wir schwiegen zusammen. Die Vorhänge waren noch auf und das Zimmer war von den Straßenlaternen draußen schwach beleuchtet. Ein paar Autos dröhnten vorbei. Die letzte Möwe schrie in den Abendhimmel. Mein Polizist legte seinen Kopf auf die Rückenlehne desChesterfieldsofas, die Hand immer noch in meinem Haar. Keiner von uns sagte etwas, es schienen Stunden zu vergehen.
Schließlich hob ich den Kopf, um etwas zu ihm zu sagen. Aber bevor ich sprechen konnte, war er aufgestanden, knöpfte seinen Hosenschlitz zu, griff nach seinem Mantel und sagte: »Ich sollte lieber nicht wiederkommen, oder?«
Es war eine Frage. Eine Frage, keine Feststellung.
»Natürlich solltest du.«
Er sagte nichts. Schnallte den Gürtel zu, zog die Jacke an und begann, sich von mir zu entfernen. Ich fügte hinzu: »Wenn du willst.«
Er blieb in der Tür stehen. »So einfach ist es nicht, oder?«
Genau wie Michael, jede Mittwochnacht. Ging er. Die Tür schlägt zu und das war’s. Lass uns jetzt nicht darüber reden, dachte ich. Bleib einfach noch ein bisschen.
Ich rührte mich nicht. Saß da und lauschte seinen Schritten. Das Einzige, was ich herausbrachte, war: »Nächste Woche um dieselbe Zeit?«
Aber er hatte schon die Haustür zugeschlagen.
19. OKTOBER 1957
DIE GANZE WOCHE WAREN meine Träume von seinem Stöhnen erfüllt, als ich ihn geküsst hatte. Wie sein Schwanz gegen meine flache Hand stieß. Dem Geräusch der zuschlagenden Haustür.
Er hat bestimmt Angst. Er ist jung. Unerfahren. Obwohl ich weiß, dass viele Jungen seiner Schicht weit mehr Erfahrung haben, als ich hatte. Ein Bursche, den ich einmal im Greyhound Stadium traf, schwor Stein und Bein, dass ein Freund seines Vaters ihn in seinem Schrebergarten missbraucht hätte, als er kaum fünfzehn war. Und dass es ihm gefallen hätte. Aber ich glaube nicht, dass meinem Polizisten etwas Ähnliches passiert ist. Ich glaube, auch wenn das ziemlich romantisch ist, bei ihm ist es so, wie es bei mir war: Er hat viele Jahre, schon seitdem er ein ganz kleiner Junge war, Männer angesehen und wollte von ihnen berührt werden. Vielleicht hat er schon angefangen, sich einzugestehen, dass er schwul ist. Vielleicht weiß er sogar schon, dass ihn keine Frau »heilen« kann. Ich hoffe, er weiß es, obwohl es mir überhaupt nicht klar war, bis ich fast dreißig war. Selbst als ich mit Michael zusammen war, war noch ein Rest Zweifel in mir, ob mich nicht eine Frau da herausreißen könnte. Aber als er starb, wusste ich, wie äußerst töricht das war, denn für das, was ich verloren hatte, gab es kein anderes Wort als Liebe. So. Jetzt habe ich es niedergeschrieben.
Ich bezweifle, dass vor mir ein anderer Mann meinen Polizisten berührt hat. Ich bezweifle, dass er den Kopf eines anderen Mannes in der Hand gehalten hat. Er war kühn – er hat mich damitüberrascht und beglückt. Aber ist er wirklich so
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