Der Liebhaber meines Mannes
bei ihm gehört hatte (er muss es von dir gelernt haben), und ich kicherte noch mehr.
Er setzte sich auf den Bettrand, leerte seinen Whisky und sagte: »Warum lachst du?«
»Vermutlich bin ich glücklich«, entgegnete ich und nahm einen brennenden Schluck Scotch.
»Das ist gut«, sagte er. Und dann: »Wollen wir ins Bett gehen? Es ist spät.« Mir gefiel der erste Teil des Satzes: Er hatte das Wort
Bett
benutzt, der zweite gefiel mit wegen des praktischen Tons, der Anspielung auf Schlaf, weniger. »Willst du das Badezimmer benutzen?«, fuhr er fort.
Er sprach immer noch in dem ruhigen, gedehnten, etwas nach Oberschicht klingenden Tonfall, den er bei dem Jungen an der Tür ausprobiert hatte. Ich saß ganz aufrecht, mir drehte sich alles. Nein, wollte ich sagen. Nein, ich will nicht das Badezimmer benutzen. Ich will, dass du mich ausziehst, hier auf dem Bett. Ich will, dass du den Reißverschluss meines Rocks öffnest, die Haken von meinem neuen BH und nach Luft schnappst wegen meiner schönen Brüste.
Natürlich sagte ich nichts der Art. Stattdessen ging ich ins Badezimmer,knallte die Tür zu, setzte mich auf den Rand der Badewanne und unterdrückte den Drang zu kichern. Ich holte einige Male tief Luft. Zog Tom sich auf der anderen Seite der Tür aus? Sollte ich ihn überraschen, indem ich nur mit Slip bekleidet ins Zimmer platzte? Ich sah mich im Spiegel. Meine Wangen waren fleckig und der Wein hatte meine Lippen braun gefärbt. Sah ich jetzt, da ich verheiratet war, anders aus? Würde ich morgen anders aussehen?
Als wir zuerst ins Hotel gekommen waren, hatte ich mein aprikosenfarbenes Rayonnachthemd ausgepackt und an die Rückseite der Badezimmertür gehängt, in der Hoffnung, Tom würde es entdecken und er würde aufgereizt durch den tiefen Halsausschnitt, den langen Schlitz an der Seite. Jetzt ließ ich Rock und Twinset auf einem Haufen auf dem Fußboden liegen, zog das Nachthemd über den Kopf und kämmte mein Haar, bis es knisterte. Dann putzte ich mir die Zähne und öffnete die Tür.
Im Zimmer war es dämmrig. Tom hatte alle Lichter ausgemacht, außer der Lampe an seiner Seite des Bettes. Seine pyjama-bedeckten Schultern lagen gerade und reglos zwischen Kissen und Laken. Seine Augen folgten mir, als ich mich dem Bett näherte, das Laken zurückzog und mich neben ihn legte. Mein Herz klopfte heftig und der Drang zu lachen war vollkommen weg. Was würde ich tun, wenn er einfach das Licht ausmachte, gute Nacht sagte und mir den Rücken zuwandte? Was, Patrick, hätte ich dagegen tun sollen? Während wir reglos dalagen, begannen meine Zähne zu klappern. Ich konnte ihn nicht zuerst berühren. Wir waren endlich verheiratet, aber ich dachte, ich hätte kein Recht, etwas zu fordern. Soviel ich wusste, durften Ehefrauen keine körperlichen Ansprüche stellen. Frauen, die nach Sex verlangten, waren verabscheuungswürdig, unnatürlich.
»Du siehst hübsch aus«, sagte Tom und ich drehte mich um, um ihn anzulächeln, aber er hatte schon das Licht ausgemacht. Icherstarrte. Das sollte es gewesen sein. Schlaf war alles, was mich erwartete. Es herrschte lange Schweigen. Dann strich er mit der Hand über meine Wange. »Alles in Ordnung?«, fragte er sanft. Ich wusste nicht, was ich antworten sollte.
»Marion? Geht’s dir gut?« Ich nickte. Er musste die Bewegung gespürt haben, denn er schob seinen großen Körper an mich heran und dann waren seine Lippen auf meinem Mund. Warme Lippen. Ich wollte mich verlieren. Ich wollte, dass der Kuss mich verzückte, wie es in den Romanen geschah, die ich gelesen hatte. Und es war ein bisschen so. Ich öffnete den Mund, um mehr von Tom hereinzulassen. Da begann er, an meinem Nachthemd zu zerren, zog es hoch bis an die Taille, indem er möglichst viel von dem Stoff in einer Hand zusammenraffte. Ich versuchte, mich so zu bewegen, dass es leichter für ihn war, aber das war schwierig, denn seine andere Hand lag auf meiner Hüfte und nagelte mich am Bett fest. Mein Atem wurde schneller; ich streichelte sein Gesicht. »Oh Tom«, flüsterte ich, und indem ich es sagte, hatte ich das Gefühl, dass ich das alles tatsächlich erlebte, hier und jetzt, in diesem makellosen Bett im Old Ship Hotel. Mein frisch angetrauter Ehemann schlief mit mir. Tom pflanzte seine Ellbogen zu beiden Seiten meiner Schultern und hievte seinen Körper auf meinen. Ich legte die Hände an sein Kreuz und bemerkte, dass er seine Pyjamahose ausgezogen hatte. Ich ließ die Hände an sein Gesäß gleiten, das weicher
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