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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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war, als ich es mir hätte vorstellen können. Er stieß ein paar Mal in meine Richtung. Er kam nicht einmal in die Nähe des Ziels, aber ich sagte nichts. Zum einen hielt ich den Atem an. Zum anderen wollte ich nichts verderben, indem ich etwas Falsches sagte.
    Nach einer Weile hielt er leicht keuchend inne und sagte: »Meinst du, du könntest – deine Beine ein bisschen weiter öffnen?«
    Ich gehorchte, dankbar, dass ich unter ihn rutschen und meine Oberschenkel um seine Hüften legen konnte. Er gab keinen Lautvon sich, als es ihm gelang, in mich einzudringen. Alles, was ich fühlte, war ein stechender Schmerz, aber ich sagte mir, dass das vorbeigehen würde. Wir waren jetzt angekommen. Bis zur Ekstase konnte es nicht mehr weit sein.
    Und es war wunderbar, mich an Tom festzuhalten, während er sich in mir bewegte, seinen Schweiß an meinen Fingern zu spüren, seinen heißen Atem an meinem Hals. Allein ihm so unglaublich nah zu sein war wie ein Wunder.
    Aber, Patrick, selbst in dem Moment spürte ich – obwohl ich bezweifle, dass ich es mir damals eingestand –, dass die Zärtlichkeit fehlte, mit der er mich in unseren Schwimmstunden gehalten hatte. Während er zustieß, stellte ich mir noch einmal vor, wie ich untergegangen war und Tom mich gefunden hatte, wie er mich an der Taille festgehalten hatte, während ich im Salzwasser trieb, wie er mich zurück ans Ufer getragen hatte.
    Plötzlich hielt Tom den Atem an, stieß ein letztes Mal zu, sodass ich beinahe vor Schmerz aufstöhnte, und sackte dann neben mir zusammen.
    Ich strich ihm übers Haar. Als er wieder Luft bekam, sagte er ganz leise: »War das in Ordnung?« Aber ich konnte nicht antworten, weil ich jetzt weinte und jeden Muskel brauchte, um es leise und reglos zu tun. Es war die Erleichterung und das Wunder und die Enttäuschung. Also tat ich so, als hätte ich die Frage nicht gehört, und er küsste meine Hand, drehte sich um und schlief ein.
    Ich erzähle dir das alles, Patrick, damit du weißt, wie es zwischen mir und Tom war. Damit du weißt, dass es sowohl Zärtlichkeit als auch Schmerz gab. Damit du weißt, wie wir gescheitert sind, wir beide, aber auch, dass wir es versucht haben.

 
     
     
     
     
    HEUTE SIND WIR MÜDE . Ich war fast die ganze Nacht auf und habe geschrieben und jetzt, um elf Uhr dreißig morgens, habe ich mich gerade mit einem Kaffee hingesetzt, nachdem ich dich gebadet und angezogen, dir dein Frühstück gegeben und dich so gelagert habe, dass du aus dem Fenster sehen kannst, obwohl ich weiß, dass du innerhalb der nächsten Stunde wieder schlafen wirst. Es hat aufgehört zu regnen, aber es ist windig und ich habe die Heizung angedreht, damit das Haus den trockenen, staubigen Geruch bekommt, den ich tröstlich finde.
    Wenn ich ehrlich bin, frage ich mich, wie viel Zeit wir noch haben, um mit dieser Geschichte fertig zu werden. Und ich frage mich, wie viel Zeit ich habe, um Tom zu überzeugen, mit dir zu sprechen. Letzte Nacht hat er auch nicht gut geschlafen – ich habe gehört, dass er mindestens dreimal aufgestanden ist. Es wird dich nicht überraschen zu erfahren, dass wir seit vielen Jahren getrennte Zimmer haben. Tagsüber geht er aus und ich frage ihn nicht mehr, wo er seine Zeit verbringt. Ich habe vor mindestens zwanzig Jahren aufgehört zu fragen, nachdem ich die Antwort bekam, von der ich gewusst hatte, dass sie kommen würde. Ich erinnere mich, Tom war auf dem Weg zur Arbeit und trug seine Sicherheitsdienstuniform. Sie glänzte, die Uniform – ganz silberne Knöpfe und Schulterstücke und eine große Gürtelschnalle in der Taille. Eine schlechte Kopie der Polizeiuniform, aber Tom sah trotzdem umwerfend darin aus. Er arbeitete damals in Nachtschichten. Auf meine Frage, wie er den Tag verbrachte, während ich arbeitete, sah er mich an und sagte: »Ich treffe Fremde. Manchmal trinken wiretwas zusammen. Manchmal haben wir Sex. Das tue ich. Bitte frag mich nicht noch einmal danach.«
    Als ich das hörte, war ein Teil von mir erleichtert, weil ich nun wusste, dass ich meinen Mann nicht vollkommen zerstört hatte.
    Vielleicht trifft er immer noch Fremde. Ich weiß es nicht. Ich weiß, dass er an den meisten Tagen lange Spaziergänge mit Walter durch die Downs macht. Früher arbeitete ich dienstags freiwillig in der örtlichen Grundschule, half den Kleinen beim Lesenlernen und an dem Tag blieb Tom zu Hause. Aber da du zu uns kamst, habe ich der Schule gesagt, dass ich nicht mehr zur Verfügung stehe, und Tom läuft jeden

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