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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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Ordnung«, sagte ich. »Ich hab’s verstanden.«
    Aber Tom war jetzt richtig in Fahrt und erwärmte sich für das Thema. »Patrick ist nicht einer von denen, oder? Eine Schwuchtel mit schlaffem Händedruck. So einer ist er nicht, oder?« Er lachtewieder, diesmal leiser. »Er hat eine anständige Arbeit. Glaubst du, er wäre da, wo er jetzt ist, wenn er wäre – was du gesagt hast? Er war verdammt nett zu uns. Denk dran, wie er uns bei der Hochzeit geholfen hat.«
    Es stimmte, du hattest Toms Anzug bezahlt.
    »Ich glaube, das musst du deiner Freundin klarmachen. Sie könnte eine Menge Ärger verursachen, wenn sie so was sagt.«
    Da ich kein Wort mehr in dem sanften Polizistenton hören wollte, stand ich auf, um das Geschirr abzuräumen. Aber als ich das Tablett in die Küche trug, war Tom direkt hinter mir.
    »Marion«, beharrte er, »du weißt doch, wie lächerlich das ist, was sie gesagt hat, oder?«
    Ich beachtete ihn nicht, stellte die Tassen ins Waschbecken und langte nach dem Schinken im Kühlschrank.
    »Marion? Versprich mir, dass du ihr das klarmachst.«
    In dem Moment hätte ich am liebsten irgendeinen Gegenstand geworfen. Die Kühlschranktür zugeknallt und ihn angeschrien aufzuhören. Ich könnte ein Auge zudrücken, ließe mich aber unter keinen Umständen bevormunden.
    Dann legte Tom seine Hände auf meine Schultern und drückte sie. Bei seiner Berührung atmete ich aus. Er küsste mich auf den Hinterkopf.
    »Versprichst du es?« Seine Stimme war zärtlich und er drehte mich zu sich und berührte meine Wange. Der Kampfgeist verließ mich und ich fühlte nur noch Erschöpfung. Auch seinem Gesicht konnte ich sie ansehen: eine Müdigkeit um die Augen.
    Ich nickte zustimmend. Und obwohl er lächelte und sagte: »Essen wir Pommes frites? Pommes frites esse ich am liebsten. Besonders deine«, aber ich wusste, wir würden den ganzen Abend nicht mehr miteinander sprechen. Ich hatte jedoch nicht mit der Heftigkeit gerechnet, mit der Tom mich an diesem Abend lieben würde. Ich erinnere mich noch gut daran. Es war das einzige Mal, dasser mich auszog. Er zog meinen Rock herunter auf den Boden und schubste mich aufs Bett. Es war plötzlich ein Wille in seinem Körper. Es fühlte sich an, Patrick, als ob er es meinte. Es ließ mich Julias Worte vergessen, wenn auch nur für die eine Nacht, und hinterher schlief ich tief und traumlos an Toms Brust.
    Wochen vergingen. Im Juli erklärte Tom, dass er vereinbart hätte, jeden zweiten Samstagnachmittag und jeden Dienstagabend bei dir zu verbringen, da du noch sein Porträt beenden würdest. Ich protestierte nicht. Manchmal kamst du donnerstags zu uns, brachtest immer Wein mit und sprachst leutselig über die neuesten Stücke und Filme. An einem Abend, bei meiner ziemlich zähen Beefsteakpastete, sagtest du, dass du deinen Chef endlich überzeugt hättest, einer Reihe von Kunstnachmittagen für Kinder im Museum zuzustimmen, und ob meine Klasse die erste sein wollte, die davon profitiert. Ich stimmte zu. Hauptsächlich, um Tom eine Freude zu machen, ihn zu überzeugen, dass ich Julias Äußerung vergessen hatte, aber auch, glaube ich, um Gelegenheit zu haben, dich allein zu sehen. Ich wusste, ich könnte die Angelegenheit unmöglich mit dir besprechen, aber wenn Tom nicht dabei wäre, könnte ich dich vielleicht selbst einschätzen.
    Der Nachmittag, für den der Besuch geplant war, war sonnig und im Bus in die Stadt bereute ich, deinem Plan zugestimmt zu haben. Es war gegen Ende des Trimesters; die Kinder waren müde und quengelig bei der Hitze und ich war nervös, meine pädagogischen Fähigkeiten vor dir unter Beweis stellen zu müssen, und machte mir Sorgen, dass Bobby Blakemore oder Alice Rumbold sich mir in deiner Gegenwart widersetzen würden oder dass Milly Oliver einfach verschwinden und man im ganzen Museum nach ihr suchen müsste.
    Aber sobald ich aus dem grellen Licht der Straße eingetreten war, war ich irgendwie erleichtert, an dem dämmrigen, kühlen Ortzu sein, dessen Stille das Lärmen der Kinder zur Ruhe brachte. Diesmal war es ganz anders: nicht so verboten oder verstohlen wie beim ersten Mal, vielleicht weil ich jetzt entschlossen war, mein Recht, dort zu sein, zu behaupten. Der schöne Mosaikfußboden wirbelte vor mir und überall, wo ich hinsah, waren Bogenränder und Verzierungen aus Holz – um die Fenster, um die Türen – in Form kleiner Türme, die den Pavillon draußen wiedergeben.
    Die Kinder hielten ebenfalls inne und staunten, aber wir hatten

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