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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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eine kleine weiße Feder klebte an ihrer Wange und sie hatte ihre Maske zur Seite geworfen. Ich war an den säuerlichen Geruch kindlichen Urins gewöhnt. In der Schule war das Problem leicht zu bewältigen – wenn ein Kind sich zu sehr schämte, um darauf aufmerksam zu machen, dass es sich eingenässt hatte, und der Fußboden oder der Stuhl nicht zu nass waren, tat ich meistens so, als hätte ich es nicht gesehen. Wenn sie jammerten oder der Geruch unerträglich war, schickte ich sie zur Schwester, die eine wirksame, aber freundliche Art hatte, vor den Gefahren zu warnen, während der Pausen nicht die Toilette zu benutzen, sowie einen riesigen Haufen sauberer, wenn auch alter Unterhosen.
    Aber hier gab es keine Schwester und der Gestank war jetzt unverkennbar, so wie die gelbliche Pfütze, die Milly umgab.
    »Du meine Güte«, sagtest du, »kann ich irgendwie helfen?«
    Ich sah dich an. »Ja«, antwortete ich so laut, dass alle es hörten. »Du könntest das Mädchen runter zu den Toiletten bringen, ihren nassen Hintern abwischen und eine saubere Unterhose aus der Luft zaubern. Das wäre für den Anfang ganz gut.«
    Dein Schnurrbart zuckte. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das unbedingt will …«
    »Nein? In dem Fall, gehen wir.« Ich zog Milly am Arm hoch. »Es ist in Ordnung«, sagte ich und trat über das glitschige Mosaik. »Mr Hazlewood kümmert sich darum. Du kannst aufhören zu weinen. Kinder, sagt danke zu Mr Hazlewood.«
    Es war ein schwacher Dankeschor, bei dem du strahltest. »Und ich
danke euch,
Kinder –«
    Ich schnitt dir das Wort ab. »Geh du voran, Caroline. Es ist schon nach Schulschluss.«
    Als ich die Kinder durch die Türen führte, drehte ich mich nicht um, obwohl ich wusste, dass du immer noch dastandest, neben Millys See, eine makellose Hand nach meiner ausstreckend.
    Als ich nach Hause kam und Tom dort nicht antraf, warf ich einen Kuchenteller durch die Küche. Es machte mir besondere Freude, einen von denen zu nehmen, die Toms Mutter uns zur Hochzeit geschenkt hatte, dünnes Porzellan mit blutroten Punkten. Das herrliche Geräusch, als er zerbrach, und die Kraft, mit der ich ihn gegen die Küchentür schleudern konnte, bereiteten mir solches Vergnügen, dass ich sofort noch einen warf, und dann noch einen. Ich beobachtete, wie der letzte Teller knapp das Fenster verfehlte, nicht zwei Kracher verursachte, wie ich gehofft hatte, sondern nur einen. Die Enttäuschung darüber beruhigte mich ein bisschen und meine Atmung wurde regelmäßig. Ich merkte, dass ich stark schwitzte, meine Bluse war am Rücken feucht und der Bund meines Rocks scheuerte an meiner Haut. Ich schleuderte die Schuhevon mir, knöpfte die Bluse auf und marschierte durchs Haus, riss alle Fenster auf, die frühabendliche Brise auf meiner Haut war mir äußerst willkommen, als könnte ich meine Wut auf diese Weise herauslassen. Im Schlafzimmer wühlte ich in Toms Hälfte des Schranks herum, riss seine Hemden, Hosen und Jacken von den Bügeln, suchte nach etwas, das mich womöglich noch wütender machte, als ich schon war. Ich schüttelte sogar seine Schuhe aus und nahm die zu Bällen zusammengezogenen Strümpfe auseinander. Aber da war nichts außer ein paar alten Rezepten und Kinokarten, nur eine für einen Film, den wir nicht zusammen gesehen hatten. Ich schob sie in meine Tasche für den Fall, dass ich sie später brauchen würde, weil ich keinen besseren Beweis fand, und machte weiter mit Toms Nachtschrank. Dort fand ich einen zur Hälfte gelesenen Roman von John Galsworthy, ein altes Uhrarmband, eine Sonnenbrille, einen Artikel aus dem »Argus« über den Meer-Schwimmclub und ein Foto von Tom vor dem Rathaus nach der Vereidigung für den Polizeidienst, flankiert von seiner Mutter in einem geblümten Kleid und seinem Vater, der ausnahmsweise einmal nicht missmutig dreinblickte.
    Ich weiß nicht, was ich zu finden hoffte. Oder betete, nicht zu finden. Eine Ausgabe von »Physique Pictorial«? Einen Liebesbrief von dir? Beides war lächerlich; Tom würde niemals ein solches Risiko eingehen. Aber alles musste heraus, und als Toms Sachen alle um mich herum auf dem Teppich lagen, stellte ich fest, dass nicht besonders viel zusammenkam. Trotzdem machte ich weiter, wühlte im Schmutz unter dem Bett herum, fegte merkwürdige Socken und ungeöffnete Schachteln mit Handschuhen zur Seite. Meine Bluse klebte an mir, meine Hände waren grau vor Staub und ich fand nichts, das meiner Wut neue Nahrung gab.
    Dann hörte ich das Geräusch

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