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Der Liebhaber meines Mannes

Der Liebhaber meines Mannes

Titel: Der Liebhaber meines Mannes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bethan Roberts
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Castle Hill gefahren sind, oder? Ich hoffe, du hast mir meine Ungeschicklichkeit verziehen …?«
    Ich hängte ein weiteres Bild auf, damit ich ihr fragendes Gesicht nicht ansehen musste. »Natürlich.«
    Nach kurzem Schweigen sprang Julia auf und stand hinter mir. »Die sind schön.« Sie berührte eines der Bilder an der Ecke und betrachtete es genau. »Der Chef erwähnte, dass dein Besuch im Museum ein großer Erfolg war. Ich plane, im nächsten Trimester mit meiner Bande hinzugehen.«
    Als der Schulleiter mich nach dem Museumsbesuch gefragt hatte, war mir in den Sinn gekommen, ihm zu sagen, dass du ein inkompetenter feiner Pinkel mit einem hohen künstlerischen Anspruch wärst, der nicht wüsste, wie man mit einem Raum voller Kinder umginge. Aber ich habe es nicht fertiggebracht zu lügen, Patrick, trotz dessen, was am Ende des Tages passiert ist. Also lieferte ich ihm einen positiven, wenn auch kurzen Bericht über deine Projekte und zeigte ihm einige kreative Arbeiten der Kinder. Er bewunderte besonders Alices Maske. Von Millys Pfütze sagte ichnatürlich niemandem etwas. Aber es widerstrebte mir, dir mehr Anerkennung zu zollen. »Es war gut«, sagte ich. »Nichts Besonderes.«
    »Wollen wir was trinken gehen?«, fragte Julia. »Du siehst aus, als hättest du einen Drink verdient. Los, lass uns hier weggehen.« Sie grinste, deutete zur Tür. »Ich weiß nicht, wie es dir geht, aber ich kann einen Tropfen Hochprozentiges gebrauchen.«
    Wir saßen im Nebenzimmer der Queen’s Park Tavern. Das Glas Portwein mit Limonade sah in Julias Hand irgendwie komisch aus. Ich hatte gedacht, sie würde ein halbes Stout oder etwas in einem Schnapsglas nehmen, aber sie erklärte, sie wäre ganz versessen auf das süße Getränk. Sie hatte mir das gleiche gekauft und versprach, dass ich es lieben würde, wenn ich es probierte.
    Es hatte etwas wunderbar Verbotenes, an einem so hellen Nachmittag in dem dunklen, leicht schäbigen Pub mit den schweren grünen Vorhängen und der fast schwarzen Wandvertäfelung zu sein. Wir hatten eine dunkle Nische in dem fast leeren Nebenzimmer gewählt. Außer uns waren keine Frauen da. Einige der Männer mittleren Alters, die die Bar säumten, starrten uns an, als wir unsere Drinks bestellten, aber ich stellte fest, dass es mir egal war. Julia zündete erst meine, dann ihre Zigarette an und wir bliesen beide den Rauch aus und kicherten. Es war, als wäre ich wieder ein Schulmädchen, in Sylvies Zimmer, nur hätte ich damals niemals geraucht.
    »Castle Hill hat Spaß gemacht«, sagte sie. »Gut, mal aus dem Klassenzimmer zu kommen.«
    Ich stimmte zu und trank einige Schlucke von dem Portwein mit Limonade, überwand die widerliche Süße und genoss das Schwächegefühl, das der Alkohol in meinen Knien hervorrief, die Wärme, die er in der Kehle hinterließ.
    »Ich versuche, so oft wie möglich mit ihnen rauszugehen«, fuhrJulia fort. »Wir haben diese wunderbare Landschaft um uns herum und die meisten von ihnen haben nichts anderes gesehen als Preston Park.«
    Ich wusste, ihr konnte ich es anvertrauen. »Ich auch nicht.«
    Sie hob nur die Augenbrauen. »Das
dachte
ich mir schon. Es macht dir doch nichts aus, dass ich das sage.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich wüsste nicht, warum, wirklich…«
    »Dein Mann ist nicht der Naturtyp?«
    Ich lachte. »Tom ist sogar im Meer-Schwimmclub. Er geht jeden Morgen rein. Außer wenn er Frühschicht hat. Dann nach der Arbeit.«
    »Das klingt, als sei er sehr diszipliniert.«
    »Oh, das ist er.«
    Sie blickte mich kurz aus den Augenwinkeln an. »Du gehst nicht mit?«
    Ich dachte daran, wie Tom mich in den Wellen gehalten und zurück an den Strand getragen hatte. Ich dachte daran, wie leicht ich mich in seinen Armen gefühlt hatte. Dann dachte ich daran, wie ich auf dem Schlafzimmerfußboden gehockt hatte, all seine Habseligkeiten um mich herum verstreut, meine Bluse offen, meine Hände beschmutzt. Ich nahm noch einen Schluck und sagte: »Ich bin keine gute Schwimmerin.«
    »Du kannst nicht schlechter sein als ich. Ich kann nur Hundepaddeln.« Sie stellte ihr Glas hin, hob beide Hände in die Luft, ließ die Handgelenke locker und paddelte heftig nach nichts, verzog den Mund zu einer kläglichen Grimasse. »Wenn ich größere Ohren und einen Schwanz hätte, würde vielleicht jemand einen Stock für mich werfen. Willst du noch einen?«
    Ich sah auf die vergilbte Uhr über der Bar. Halb sechs. Tom würde inzwischen zu Hause sein und sich fragen, wo ich war. Lass

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