Der lila Leierkasten
Bogner parkte direkt neben dem anderen Fahrzeug. Er stellte den Motor ab und sprang aus dem Fahrerhaus. Er fluchte, weil er dabei mit seinen Schuhen tief in den weichen, matschigen Boden einsank.
„Du bist spät dran!“, sagte der andere.
„Der verfluchte Nebel“, schimpfte Bogner.
„Hast du die Buttermilch an Bord?“
„Na klar doch.“ Bogner ging nach hinten, um die Plane zu lösen.
„Wenn ich mich nicht beeile, dann krieg ich Schwierigkeiten. In zwei Stunden wird mein Freund abgelöst. Wenn ein anderer Wache hat, dann werd ich das Zeug nicht los! Und überhaupt ...
Verdammt gefährliche Geschichte! Wenn du das nächste Mal nicht ein paar Hunderter zulegst, kannst du dein Giftzeugs selbst wegschaffen!“
„Nun halt keine Reden. Pack mit an“, brummte Bogner.
In Windeseile wurden 10 Fässer Buttermilch umgeladen. Ein Bündel Geldscheine wechselte den Besitzer.
„Ich will sicherheitshalber noch schnell die Nummernschilder austauschen“, sagte Bogner. „Da war mir einer auf der Autobahn verdächtig dicht auf den Fersen. Man kann nie wissen!“ Mit wenigen Handgriffen waren die Schilder des Lkw ausgetauscht. Bogner schob die abgeschraubten Bleche unter den Fahrersitz. Es ging alles sehr schnell. Schließlich machte er das nicht zum ersten Mal! Danach wendete er und fuhr zurück auf die Autobahn.
Der Mann mit der Buttermilch an Bord drückte aufs Gas, um noch rechtzeitig zur Müllkippe zu kommen, wo der Wächter schon auf ihn wartete. Der war gar nicht erfreut über die neue Lieferung. Es hatte ziemlichen Wirbel gegeben in den letzten Tagen, weil man das Baumsterben im angrenzenden Wald auf Giftstoffe zurückgeführt hatte, die verbotenerweise auf der Müllkippe abgelagert wurden.
„Das ist das letzte Mal“, knurrte der Wächter.
„Es ist nichts Gefährliches drin!“, log der Milchmann. „Und ein paar Riesen sind schnell verdient auf diese Weise.“
„Dort hinten!“, sagte der Wachmann und deutete auf eine Kuhle, die er vorsorglich freigehalten hatte. Dann machte er die Raupe startklar, um die Kuhle mit Sperrmüll zuzuschieben, sobald die Fässer hineingerollt waren.
Auch Kommissar Kugelblitz steckte im Nebel und kam nicht voran. Er hatte den sicheren Hinweis bekommen, dass die Abfallprodukte einer chemischen Fabrik nicht wie gesetzlich vorgeschrieben beseitigt wurden. Er hatte die Spur des Lkw bis Westerholz verfolgt. Als dieser von der Autobahn abgezweigt war, hatte er die Autonummer an seinen Kollegen weitergegeben, der die Verfolgung außerhalb der Autobahn aufnehmen sollte. Aber der hatte die Spur im Nebel verloren.
„Fehlanzeige!“, meldete er nach einer halben Stunde über Funk.
„Der Lkw ist wie vom Erdboden verschluckt.“
„So ein Mist!“, knurrte Kugelblitz, der bei Hildesheim gewendet hatte und nun nach Norden zurückfuhr. Der Nebel ging mittlerweile in die normale Abenddämmerung über. Plötzlich rief er überrascht: „Da! Sehen Sie das Mädchen im Bikini!“
Irritiert sah der Polizeibeamte, der den Dienstwagen steuerte, nach rechts und nach links.
„Nein! Nicht da! Dort, vor uns!“ Der Aufkleber mit dem Mädchen im Bikini, direkt über dem Auspuff des Lkw, war Kugelblitz schon auf der Hinfahrt aufgefallen.
„Das – das ist unser Lkw!“, sagte der Polizeibeamte überrascht.
„Richtig! Bloß die Nummer stimmt nicht!“, stellte Kugelblitz fest. Er gab per Funk die Autonummer durch. Wie schon vermutet: Es waren gestohlene Kennzeichen!
Der Kommissar handelte rasch. Sie überholten den Lkw, und Kugelblitz gab dem Lkw-Fahrer das Zeichen, rechts ranzufahren und anzuhalten.
„Was soll denn das bedeuten? Mitten auf der Autobahn?“, erregte sich Knut Bogner.
„Können wir mal Ihre Papiere sehen?“ Kugelblitz zeigte seinen Dienstausweis.
Bogner holte die Papiere aus seiner Brieftasche.
„Die Nummernschilder stimmen nicht mit der Nummer im Kraftfahrzeugschein überein!“, bemerkte Kugelblitz.
„Na, so was? – Tatsächlich!“
Knut Bogner tat überrascht. Aber er schaltete schnell. „So eine Unverschämtheit!“, murmelte er.
„Na, wenn ich den Kerl erwische ...“
„Welchen Kerl?“, erkundigte sich Kugelblitz und runzelte die Stirn.
„Na, als ich bei Hannover im Rasthaus meine Suppe mit Bockwurst aß, wie immer, wenn ich diese Strecke fahre, hat mir doch offenbar einer die Nummernschilder geklaut!“
„Und neue dafür hingeschraubt. Das ist vielleicht ein Service“, sagte Kugelblitz, der von der Lügengeschichte nicht viel
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