Der Lilienring
Kochkünste nicht.«
»Stell dein Licht nicht so unter den Scheffel, Rose. Du kannst mehr als nur Wasser kochen.«
Wir begannen einträchtig in Arbeitsteilung das Essen zu richten, als nebenan das Telefon läutete. Cilly ging an den Apparat, und geraume Zeit verstrich. Ich vermutete, es war ein Anruf für sie. Seit sie bei mir die Ferien verbracht hatte, war meine Nummer bei ihren Freunden
bekannt. Aber es zeigte sich, dass meine Annahme falsch war.
»Anita, der scharfe Richter Fabian will mit dir sprechen. Ich hab’ ihm schon erzählt, du hättest die Anzeige zurückgezogen.«
Ich nahm den Hörer aus ihrer Hand und begrüßte Fabian.
»Hallo, Anita. Wie geht’s?«
»Mäßig, Fabian. Aber du hast ja gehört, deine Bemühungen kannst du einstellen.«
Da ich von Valerius weder Namen, Adresse noch Telefonnummer gehabt hatte, sondern mich nur an einen Teil des Fahrzeugkennzeichens erinnern konnte, hatte Fabian mir geraten, ihn auf Grund dieser Angaben wegen Nötigung im Straßenverkehr anzuzeigen. Ein Flop, wie sich herausstellte, der mir aber die viel versprechende Bekanntschaft mit Valentin Cornelius eingebracht hatte. Auf ihn kam Fabian nun zu sprechen.
»Sag mal, in was für Schwierigkeiten hast du dich denn jetzt schon wieder verwickelt? Da kam gestern ein Anruf von einer Kommissarin, die wissen wollte, was dich mit Cornelius verbindet.«
»Sie ribbeln den Unfall meines Vaters erneut auf und haben mich im Verdacht, ihn mit Drogen betäubt zu haben, weshalb er dann gegen die Brücke gefahren ist.«
»Ah, daher. Der Cornelius ist auch bei Drogendelikten kein unbeschriebenes Blatt. Aber ich glaube, ich konnte der guten Frau klar machen, dass deine freundschaftliche Beziehung zu ihm eher zufälliger und nicht geschäftlicher Natur ist.«
»Danke, das erleichtert mich.«
»Und deinen Valerius hast du inzwischen auch gefunden. Entspricht er deinen Erwartungen?«
»Tut er, aber... Ach, ist auch egal.«
»Egal ist eine Wurst.«
Ich lachte ein wenig bitter auf.
»Ich weiß. Drei Monate lang habe ich alle möglichen Leute mit meiner Suche nach Valerius verrückt gemacht. Kein Wunder, dass jetzt alle wissen wollen, wie die Sache ausgegangen ist. Ich sollte ein Statement in der Presse abgeben. Er meldet sich nicht mehr, das ist der Stand der Dinge.«
»Na gut, ich will nicht weiter fragen.«
»Ist auch besser so. Übrigens, eine kleine Kuriosität am Rande muss ich dir doch noch berichten, Fabian. Du hast mir doch erzählt, der Staatsanwalt Falko Roman habe einen Onkel namens Val.«
»Ja, der ihn aufgezogen hat.«
»Der ist es.«
»Was? Der alte Kracher?«
»Der alte Kracher ist Mitte vierzig und ziemlich gut erhalten.«
»Oh!«
»Was mich zu einer anderen Sache bringt. Was ist eigentlich mit dem Neffen? Ist die Scheidung durch? Ich meine, da ist noch Rose...«
»Oh, ich habe von ihm dazu nichts gehört, aber ich kann ihm am Montag mal auf den Zahn fühlen.«
»Ist er in Köln?«
»Seit Ostern, ja. Ich bemerkte doch neulich schon, er solle befördert werden. Der alte Staatsanwalt hat seinen vorzeitigen Ruhestand durchgekriegt, und so hat Falko schneller als gedacht die Stelle besetzt.«
Ich schwieg. Meine Gedanken überschlugen sich.
»Anita, bist du noch da?«
»Ja, Fabian. Übrigens, kannst du zufällig herausfinden, wer in der Staatsanwaltschaft gerade den Fall Caesar King beziehungsweise Julian Kaiser bearbeitet?«
»Brauch ich nicht rausfinden, Anita, weiß ich. Meister Fix natürlich.«
»Was alles Mögliche und Unmögliche erklärt. Danke.«
»Entschuldige, ich scheine etwas auf der Leitung zu stehen. Was erklärt das?«
»Das Schweigen im Walde. Julian Kaiser war Roses und mein Vater.«
»Au Scheiße.«
»Wie du sagst.«
»Ausgerechnet Falko. Das wird ihn besonders scharf machen. Weil er Rose kennt, meine ich.«
»Ich hoffe nur, es findet sich bald eine wirklich schlüssige Erklärung für diesen Unfall, Fabian.«
»Du solltest dich nach einem Anwalt umsehen. Ich kann dir ein paar ganz gute nennen.«
»Danke, Fabian. Ich bin mir keiner Schuld bewusst und Rose auch nicht. Es würde die Sache nur verkomplizieren.«
»Wie du willst. Aber wenn du Hilfe brauchst, melde dich.«
»Danke, Fabian.«
Am Montagvormittag fuhr ich zu meinem Elternhaus, um mich, wie versprochen, auf die Suche nach alten Familienunterlagen zu machen. Das Haus lag schön, in einem kleinen Dorf am Hügel, direkt am Waldrand. Uschi hatte mir vor einigen Wochen kundgetan, sie wolle es verkaufen. Verstehen
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