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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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links sind Ausgrabungen. Man hat Feuerstellen des Neandertalers gefunden. 750   000 Jahre sollen sie alt sein. Aber der wurde vom Homo sapiens verdrängt. Du siehst, hier wurde immer gerungen. Das gehört sozusagen zur Landschaft. Was meinst du dazu?« Jan wollte sich hier nie auf eine politische Diskussion einlassen. Zu sehr fürchtete er das Terrain, hatte schon im Auto nach dem Vorfall gestern erlebt, wie jähzornig und unkontrolliert Israelis werden konnten, wenn man als Europäer mit westlichen Denkmustern ihre Lage beurteilen wollte.
    »Weißt du, Ephraim, ich bin vor mehr als einer Woche nach Damaskus gekommen. In meinem Gepäck waren mehr Antworten als Fragen. Jetzt ist es genau anders herum.« Er fischte ein paar Pfefferminzblätter aus seinem Glas. »Es ist so schön wie traurig zu sehen, wie diese atemberaubende Region, und damit meine ich nicht nur die Landschaft, sondern vor allem die Menschen und ihre Kultur, so ineinander verwoben sind, dass nichts sie trennen könnte. Für mich wirkt es wie ein Bild über die Menschheit generell. Sie zeigt die Menschlichkeit wie auch das Böse, das uns allen innewohnt. Ich bin kein Poet. Aber hier fehlen wohl jedem die richtigen Worte.«
    Ephraim sah ihn lange an, ehe er seine Hand auf Jans Schulter legte, und nur still nickte.
    Nach einer Pause durchbrach Ephraim die friedliche Stille. »Was hältst du von Elijahs Idee mit der Prophezeiung?«
    Jan atmete durch. »Was meinst du konkret? Ja, klar kann ich mir vorstellen, dass jemand diese sehr komplexe Darstellung nutzt, um seine langfristigen Pläne einem kleinenMitwisserkreis mitzuteilen, der über ähnliche oder gleiche Schlüssel verfügt. Seitdem jede moderne Kommunikationsform überwachbar geworden ist, scheinen sich immer mehr Gruppen alter Übertragungsformen zu bedienen. Du weißt es besser als ich, dass die Al Qaida nicht entdeckt werden konnte, weil sie einen Nachrichtenweg aus dem Mittelalter gewählt hatte, von Mensch zu Mensch, ohne Handy, Internet oder Briefe.«
    Ephraim trank in kleinen Schlucken seinen Tee, zog aus einer rotgoldenen Schachtel eine Zigarette und zündete sie sich an. »Und wenn es keine Nachricht ist, sondern tatsächlich eine Prophezeiung, ein Hinweis auf zukünftige Ereignisse?«
    Jan sah ihn skeptisch an. »Willst du mich testen? Vergiss es, ich bin Mediziner. Ich glaube, was ich sehe und was ich weiß, nicht was ich sehen und glauben möchte.«
    Der Israeli lächelte. »Mag sein. Wir haben nur vor wenigen Monaten im Nachlass eines Immigranten, einem alten Rabbiner, ähnliche Aufzeichnungen wie die von eurer Archäologin gefunden. Es waren Abschriften, die angeblich auf einem Tonzylinder entdeckt wurden. In einem Brief warnte der Mann davor, die Worte des Papiers je auszusprechen, da sie Tod und Verderben in unmittelbarer Nähe verursachen könnten. Sie sollten sicher verwahrt werden, bis eines Tages ihre Bestimmung den Weisen der Welt offenbart werden würde. Sie stammten, so seine Worte, von der Insel des Chaos. Tatsächlich kam es während der Untersuchung der Papiere zu nicht geklärten Todesfällen in der Historischen Fakultät in Jerusalem und …«
    Jan lachte. »Das klingt zu sehr nach Hollywood. Wenn man etwas sehen will, sieht man es, stellt es in Beziehung zu sich und der eigenen These. So funktioniert jeder Zaubertrick.«
    »Jan, das ist hochmütig. Warum hat Elijah es so schnell herausgefunden? Warum seid ihr auf diese Aufzeichnungen in Syrien gestoßen? Warum sind die exakten Daten darinzu erkennen, die uns in dieses Chaos gestürzt haben? Wir müssen wissen, ob es weitere Aufzeichnungen gibt. Die des alten Rabbiners beschrieben Ereignisse der Vergangenheit. Die von euch der Gegenwart. Was, wenn es welche der Zukunft gäbe? Wir müssen diese Aufzeichnungen haben.«
    Ephraim hatte die letzten Worte nur noch geflüstert. Seine Augen schienen zu flackern. Jan erinnerten sie an etwas. In seiner Facharztausbildung hatte er auch in der Psychiatrie gearbeitet. Aber konnte das sein, dass dieser rothaarige, kluge Mann von einer fixen Idee so besessen war, dass er sogar den Hokuspokus einer syrischen Sekte glauben wollte? Jan wollte das Thema wechseln. »Ephraim, warum fahren wir an diesen Ort? Warum legen die Araber so viel Wert darauf. Wie heißt der Ort noch gleich?«
    Ephraim schien den Wink verstanden zu haben. Eine Spur zu nüchtern antwortete er. »Qunaitra heißt der Ort. Er ist von der israelischen Armee nach ihrem Rückzug aus diesem Gebiet zerstört worden. Mehr als

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