Der Lilith Code - Thriller
einen Moment herrschte angespannte Stille.
Lea und Jan starrten auf die Gesichter, die, bedingt durch die Nacht und die Entfernung, für ungeübte Augen kaum zu erkennen waren. Dann hörten sie einen langen knurrigen Laut aus Shlomos Mund. Er hatte ein Personen-Erkennungsprogramm speziell auf ein Foto legen lassen. Es war Fischer. Sein alter Feind lebte noch. Am liebsten hätte er noch im selben Augenblick eine Spezialtruppe des Mossad aktiviert, um »das Schwein herauszuholen«. Aber die Lage ließ das nicht zu. Keine Militäraktionen bis zum Treffen mit den Arabern, musste er dem Premier versprechen. Schweren Herzens hielt er sich daran.
»Und dieser Faruk will das Schwein auch kaltmachen?«, fragte Shlomo.
Elijah zuckte mit den Schultern. »Er scheint noch eine Rechnung mit ihm offen zu haben. Alistair will sie mit einem UN-Geländewagen in die entmilitarisierte Zone bringen.«
Shlomo schüttelte den Kopf. »So eine Fracht lassen die Syrer doch niemals entwischen. Spätestens vor Qunaitrawerden sie hochgenommen. Da sind allein zwei Militärsperren, die jetzt erst recht alarmiert sind. Was hat der Syrer eigentlich gemacht, als seine Begleiterin in das Haus ging?«
»Wissen wir nicht, er scheint den Alten im Mercedes gefolgt zu sein.«
Shlomo dachte einen Augenblick nach. Dann fragte er Lea: »Was meinst du? Die Araber haben Qunaitra als Treffpunkt für die erste Verhandlung gewählt. Du weißt ja auch den Grund. Wenn wir uns darauf einließen, könnte die Fracht unter Umständen unter UN-Schutz zu uns gelangen.«
Lea wog den Kopf. »Geht es schief, haben wir direkt vor den Augen der Weltöffentlichkeit unsere Doppelzüngigkeit bewiesen. Live auf Al Jazeera sozusagen.«
Elijah widersprach ihr. »Es wird nicht schiefgehen. Ich vertraue Alistair.«
»Das reicht mir nicht. Wir brauchen einen Plan B. Was ist mit Jordanien?«
Elijah musste mit offenen Karten spielen. »Ähnlich schwierig, und im Übrigen würde eine Reise in den Süden zu lange dauern. Wir hatten Qunaitra schon vereinbart.«
Lea schrie auf. »Verdammt, diese Information hätte ich gern vorher gehabt. Also können wir so nicht auf Qunaitra als Verhandlungsort eingehen.«
Shlomo war jetzt derjenige, der Ruhe bewahrte. »Lass gut sein, Lea. Ich glaube, wir müssen es wagen. Wenn dieser Fischer wirklich so viel Einfluss hat, wie Elijah sagt, brauchen wir ihn als Faustpfand gegenüber den Syrern. Das ist es wert. Momentan stehen wir bis auf euer mysteriöses Papier ziemlich mit runtergelassener Hose da. Also, haltet nach dem Land Rover Ausschau und bereitet den Grenzübertritt vor. Ende aus.«
Der Bildschirm wurde schwarz. Elijah blickte zu Lea. Er hob beschwichtigend seine Hände. Aber Lea verließ wortlos das Zimmer. Sie war wirklich enttäuscht. Elijah und Jan folgten ihr. Schweigend gingen sie mit Bier und Wein zuihrem Bungalow. Dick und fett leuchtete der Mond über dem See. Jan fand einen alten CD-Spieler und eine ausgesprochen anspruchsvolle Musiksammlung im Wohnzimmer des Hauses.
»Wem gehört die?«
Elijah rief von der Terrasse aus: »Mir. Such dir was aus.«
Dann saßen sie still da und tranken ihr Bier, während Nebelschwaden über dem Wasser aufzogen. Aus den Lautsprechern schrie sich Robert Plant die Seele mit »Baby, I’m Gonna Leave You« aus dem Leib. Es hätte kaum besser sein können. Es waren immer die Momente am Vorabend einer Entscheidung, die Jan so gut aus seiner Arbeit kannte. Jetzt ließ sich nichts mehr ändern, man konnte der Situation nicht mehr entfliehen. Und so stampfte er laut mit dem Fuß zum Takt auf und gab sich dieser großartigen Musik hin.
Am nächsten Morgen lag er mit einer kratzenden Decke auf der Couch. Er hatte einen fürchterlichen Kater. Er war nackt. Seine Kleider lagen entgegen seiner sonstigen Angewohnheit überall im Raum verstreut. Er rief nach Elijah, fand aber nur einen Zettel mit Notizen. Auf dem Tisch stand eine noch warme Tasse Kaffee mit einer Kapsel Kardamom und einer Aspirintablette. Daneben lag ein Anzugsack.
Er sorgt sich wie eine Mutter, aber das ist bei ihm immer verdächtig. Das letzte Mal brachte es mich in diesen Schlamassel, dachte Jan fast belustigt. Er las das Schreiben. »Bereite die Aufnahme in Qunaitra vor, um 7 Uhr holt dich Leas Bruder Ephraim ab und fährt mit dir auf die Golanhöhen.« Er sah auf die Uhr. 06.45 Uhr. »Dort treffen wir uns mit Lea. Du bist Mitglied der israelischen Delegation.«
So leicht wurde man Israeli, dachte er. Er legte erneut Led Zeppelin
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