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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Parolen bemalt. »Tod den Juden«, war noch das Harmloseste, was Faruk las. Sie legten sich auf den heißen Beton und schauten durch Ferngläser hinüber.
    »Der erste UN-Posten ist etwa zwei Kilometer entfernt. Die Straße macht eine lange Schleife nach rechts, ehe sie fast parallel zur Zone verläuft. Das ist die Alphalinie, die Grenze zu Syrien. Dann kommen der Puffer und danach die Bravolinie. Wenn wir am syrischen Posten aufgehalten werden, sind wir bei einer Flucht lange ohne Deckung. Und selbst wenn wir den UN-Posten erreichten, hieße das noch lange nicht, dass sie uns durchlassen würden. Erst recht, weil die Fahrzeugkolonne der Araber schon den Postenpassiert hat.« Faruk dachte angestrengt nach. »Der Alte ist unser Problem. Er hindert uns daran, im Zweifel zu laufen, um als Ziel etwas weniger Angriffsfläche zu bieten. Zudem könnten wir uns verteilen.«
    Langsam robbten sie wieder zurück. Regina lehnte am Wagen und hustete. Sie war definitiv am Ende ihrer Kräfte. Die letzten 24 Stunden waren für sie ein einziger Albtraum. Sie hatte mit ihrem Leben auf dem Boden des Aschehauses abgeschlossen. Sie hatte an Jan und an ihre Familie gedacht. Dann aber kam die rettende Hand. Sie war versucht, ihre Waffe zu nehmen und einfach in den Kofferraum zu schießen. Aber ein Rest an Vernunft hielt sie davon ab.
    Almut saß weiterhin regungslos im Fond des Geländewagens.
    Der Alte hustete, war aber noch sehr lebendig. »Meine Frauen, ihr habt euch wacker geschlagen, aber wie sagt man in meiner Heimat? Klappe zu, Affe tot.« Er lachte und musste sofort wieder husten.
    Almut drehte ihren Kopf zu Regina. »Ihr müsst ihm etwas zu trinken geben, und in seiner Aktentasche sind seine Pillen. Er beginnt wieder zu halluzinieren. Sein Sohn hat es mir einmal gesagt, als er versuchte …«
    Regina nickte und hob aus dem Fußraum die Tasche hervor, die sie aus dem Mercedes mitgenommen hatten. Sie öffnete sie, als Almut sich nach vorn beugte. »Gib sie mir, ich weiß, welche es sind.« Regina griff nach einem Beutel in der Tasche, als Faruk und Alistair hektisch auf den Wagen zuliefen. »Wir fahren.«
     
    Für Bashar war es nicht das erste Mal, dass er den Juden sah. Der Premier war ihm in einer peinlichen Situation in Paris vor Jahren einmal über den Weg gelaufen. Damals war der Syrer noch unerfahren mit solchen Situationen. Der Premier hatte anlässlich eines Nationalfeiertages auf der Tribüne gestanden. Bashar galt noch als »Schmuddelkind«. Keiner der etablierten Politiker wollte sich mit ihm zusammenfotografieren lassen. Dann war der Jude erschienen, Bashar hatte innerlich geflucht und versucht, ihm aus dem Weg zu gehen. Denn ein Händedruck, so dachte er damals, wäre in seinem Land einer Demutsgeste, zumindest aber einer Anerkennung Israels gleichgekommen. Noch Jahre lief das Video des Auftritts bei YouTube – zu seinem stillen Missfallen. Aber heute war alles anders. Er kam als Triumphator, er hatte mit seinem Geschick das Unmögliche geschafft – die Vereinigung der Araber, zumindest der fünf arabischen Staaten. Mochte die Lage noch so prekär sein, noch so viele Anschläge und Putschversuche geplant sein. Er hatte bereits mit seinen jungen Kollegen Geschichte geschrieben. Und das ohne einen Nahostvermittler aus Washington oder Brüssel oder Moskau. So hatte es ihm gestern Nacht auch seine Frau bestätigt. Sie war tatsächlich in den letzten Tagen zu seiner engsten Beraterin geworden. Gern hätte er sie dabei gehabt. Aber es war eben kein Staatsbesuch, sondern eine erste Verhandlungsrunde. Sein Volk hätte ihre Anwesenheit falsch verstanden, als Schwäche ausgelegt.
    Er schüttelte jetzt ganz selbstbewusst und mit einem Lächeln dem Juden die Hand. »Auf ein gutes Gelingen, Inschallah.«
    Der Premier war müde. Noch gestern Nacht hatten Mitglieder seines Kabinetts mit einem geschlossenen Rücktritt gedroht, sollte er zu dem Treffen in den Norden reisen. Erst der Präsident hatte mit einer für ihn außergewöhnlich scharfen Rede morgens um zwei Uhr den Ministern den Kopf gewaschen. Nach seiner Ansicht stand nicht weniger als die Existenz ihres Landes auf dem Spiel. Wer jetzt zögerte, würde bald seine Sachen packen müssen und in den Westen fliehen. Selbst der radikale Rabbiner hatte geschwiegen und dann genickt. So konnte er nach zwei Stunden Schlaf den Hubschrauber besteigen. Sein Team hatte in einer sensationellen Zeit die wichtigsten Fakten zusammengetragen, die Optionen wie auch die No Go’s waren sie noch

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