Der Lilith Code - Thriller
Taschenlampe, leuchtete in die Pupillen des Jungen. Die rechte zog sich zusammen, die linke blieb starr.
»Er atmet noch schwach«, murmelte Jan. Routiniert ging er das sogenannte Glasgow Coma Scale durch, eine Diagnoseform, die der Standard in seinem Krankenhaus war.Dann tastete er den Körper vom Kopf über die Brust bis zur Hüfte ab. Schließlich fühlte er nochmal intensiver über den Kopf und spürte die Schwellung an der linken Seite.
Ohne sich umzudrehen, informierte er die anderen: »Der Junge hatte eine Gehirnblutung. Wir nennen das Talk-and-Die-Syndrom. Wenn wir nicht sofort eine Kraniotomie ausführen, ist der Tod nur eine Frage von Minuten.«
»Eine was? Rede vernünftig mit mir, Paracelsus«, rief Ed.
»Eine Arterie ist vermutlich aufgrund eines Schlages geplatzt. Ein Hämatom hat sich gebildet und drückt jetzt auf die Hirnmasse. Ein hämorrhagischer Schock ist die Folge, auch Kreislaufkollaps genannt. Ich muss seine Schädeldecke öffnen.«
Eduard begriff sofort. »Was brauchst du?«
Jan atmete tief durch. Er hatte solch eine Operation in der Ausbildung einmal in der Pathologie ausgeführt. »Ich benötige euren Notarztkoffer, heißes Wasser, alles, womit man desinfiziert, eine Bürste, Schere und mehrere scharfe Messer – und einen Bohrer mit verschiedenen Aufsätzen.«
Die drei anderen Männer rannten los.
Jan stand auf, um einen Platz für die Operation zu finden. Er wischte die Rucksäcke vom Tisch, drehte den Tisch in Richtung des Fensters und holte aus seinem Gepäck das Notfallbesteck, das ihm sein Vater zum bestandenen Physikum geschenkt hatte.
Anselm kam als Erster wieder mit heißem Wasser. Jan goss es mit einer großen Bewegung über den Tisch und schrubbte das Holz, bis der Tisch dampfte. Dann hoben sie Yussef darauf. Anselm drückte er die Schere in die Hand, bedeutete ihm, alle Haare auf dem Kopf wegzuschneiden, und tastete immer wieder nach dem Puls und dem Herzschlag.
Endlich kamen die anderen zwei. Alistair hatte einen Bohrer in der Hand. Er war kreidebleich. »Nur ein Akkubohrer, aber er ist aufgeladen. Reicht das?«
»Such den kleinsten Bohraufsatz raus und gieß heißes Wasser darüber. Schrubbe ihn mit der Bürste und sprüh ihn danach mit dem Desinfektionsmittel ab.«
Die schönen Locken des Jungen fielen auf den Boden. Jan schaute Eduard an, der ihm zunickte. »Holt so viel heißes Wasser und Alkohol, wie ihr habt. Und ich brauche einen Strohhalm oder einen kleinen Schlauch.«
Jan goss noch etwas Alkohol in eine Schüssel, warf die anderen Bohrer und das Besteck mit dem Skalpell und den Klammern hinein. Er hatte noch Einweg-Handschuhe in seinem Erste-Hilfe-Paket. Er deutete darauf, und Eduard zog sie ihm über die Hände. Dann drehte er den Kopf des Jungen. Diese OP war auch für ihn eine echte Premiere. Und wenn es funktionierte, würde es keiner mitbekommen. Sein vorletztes Fläschchen mit einem Sedativum brach er an. Er rasierte mit einem Nassrasierer die Stelle, die etwa sieben Zentimeter oberhalb des linken Ohres lag. Dann nahm er sein Skalpell, schnitt einen halbmondförmigen Bogen in die Kopfhaut und klappte mit dem anderen Messer die Oberhaut zur Seite. Das Weiß des Knochens tauchte auf. Zweimal probierte Jan den Bohrer, atmete durch und setzte dann an. Der Bohrer drehte sich in den Kopf. Zwölf bis fünfzehn Millimeter sollte das Loch groß sein. Er musste das Hämatom sofort sehen. Und tatsächlich, als er den Bohrer beiseitelegte, sah er die gefüllte Blutbahn. Mit einer Nadel, die Alistair sorgfältig desinfiziert hatte, punktierte er und entleerte das Hämatom. Mit ruhigen Bewegungen säuberte und verschloss er die Wunde.
Jetzt half nur noch ein Wunder. Aber wo, wenn nicht in einem Kloster, passierten Wunder? dachte Jan.
Mar Musa Ehad, 14. 06., 9.59 Uhr
A doctor in Australia used a household drill to bore into a boy’s skull and drain it of blood clots as his local hospital lacked the required tools.
Dr Rob Carson performed the procedure on Nicholas Rossi, 13, after the boy fell off his bike and hit his head.
The doctor had never attempted the surgery before, and had to be talked through the operation by a Melbourne neurosurgeon.
The boy’s father said the doctor’s improvisation had saved his son’s life.
But Dr Carson told reporters: »It’s not a personal achievement, it is just a part of the job.
BBC News, 20. 05. 2009
Jan konnte hinterher nicht mehr sagen, wann er mit Alistair allein am Tisch gestanden hatte. Eduard, der
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