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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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berührt, kräftige Haare, olivfarbener Teint. Ein Mann wie aus einer Arztserie. Sie lächelte. »Was denkst du?«, fragte er.
    »Du hast recht. Wir sollten das Material mitnehmen und es untersuchen lassen. Ich habe nur Angst, dass wir hier nicht mehr hineinkommen. Aber das ist vielleicht auch der zweite Schritt vor dem ersten.« Sie nahm den zweiten Teil des Buchs, blätterte darin, während sie den Rauch langsam und stoßweise ausblies. »Meinst du, diese Aufzeichnungen haben etwas mit den anderen Funden zu tun, dem Zylinder und der Kamelhaut?«
    »Vielleicht.«
    Mittlerweile hatte die Sonne ihren höchsten Stand erreicht und brannte erbarmungslos herunter. Sie suchten den Schatten.
    »Lass uns noch einmal das Material anschauen, du liest bitte vor«, bat Jan träge Regina, die neben ihm an der Hauswand lehnte. »Natürlich, gern. Das Lesen fällt dem Piefke schwer.«
    Er stieß ihr leicht in die Seite. »Ihr seid das Volk der Kellner und Servicekräfte. Das liegt euch doch.« Er lachte.
    Sie kniff die Augen zusammen und schaute ihn theatralisch böse an, ehe sie blitzschnell auf seinen Fuß trat.
    Er schrie und lachte gleichzeitig.
    »UND ihr seid das Volk der Schmerzen. Ihr steht doch drauf, gequält zu werden.«
    Sie lachten beide, und er blickte sie einen Augenblick zu lange an.

Jableh bei Lattakia, 17. 06., 14.12 Uhr
    Jetzt lässt im Zelt sich Lilith nieder und über seine Wohnstatt streut man Schwefel …
    Altes Testament, Buch Hiob, Kapitel 18, 15. 21
     
    Der Alte hatte sich in den Garten auf einen Stuhl gesetzt und ein wenig gedöst. Er hatte schon immer die Fähigkeit besessen, oft am Tag in eine leichte Trance zu fallen. Das erste Mal hatte er es zu Beginn des Frankreich-Feldzuges bemerkt. Seine Kameraden, von tagelangen Märschen geschwächt, waren einfach bei einem Stopp zu Boden gesunken und in tiefen Schlaf gefallen. Er war damals wach geblieben, hatte seinen Kopf erhoben, die Augen geschlossen und gerochen. Den Duft der hereinbrechenden Nacht aus dem Tau aufgesogen, der über die Wiesen zog, und den kalten Wind, der von der Küste kam. Morgens dann konnte er immer wieder beim Marsch wegdämmern, seine Füße bewegten sich automatisch vorwärts. Seine Versetzung zur Elite kam für ihn dann nicht überraschend. Ihm schien, essei ihm vorgegeben, der Weg lag offen da, er musste nur gehen. Und er ging ihn mit kräftigen Schritten. Bald schon war er im inneren Kreis des Mannes, der wohl vieles mehr verstand als die Menschen um ihn herum. Heinrich Himmler hatte ihn persönlich in die Levante gesandt. Der Direktor des Pergamon-Museums hatte mit seiner Theorie den Reichsführer elektrisiert. Und so waren Fischer und Klingenpohl, der dickbäuchige Grabungsleiter, 1941 auf die Nekropole hier in Syrien gestoßen. Die deutsche Gemeinde in Jerusalem, Schwaben wie er, hatte einen blinden Pfarrer, der ihnen den Tipp für Syrien gab.
    Fischer schloss die Augen. Lilith saß in den Bäumen, er bemerkte sie. Wie er sie all die Jahre gespürt hatte. Bald würde er für einen kurzen Moment in den Schatten treten, um wieder strahlend hervorzukommen und weiter auf der Bahn zu ziehen. So viele Namen, Beleidigungen und auch Anbetungen hatte er auf seiner jetzigen Reise gesehen. Wie in Nizza, wo er mit Brunner diese Familie im Keller gefunden hatte. Sie hatten gebettelt, ihm alles angeboten. Er hatte alles aufgesogen, ihr Flehen und Wimmern. Hatte es genossen und milde seinen Kopf mit der schwarzen Mütze und dem Totenkopf gewogen, dann die Stabhandgranate hinabgeworfen, den Verschlag zugestoßen und gezählt. Sie hatten noch exakt vier Sekunden gegen die Decke geschlagen.
    Aber die Vollendung seines Werkes hatte er erst nach der Niederlage hier im Orient gefunden. Und Lilith führte seinen Weg. Mochte der Frieden scheinbar in die Welt gekommen sein, hier waren immer das Chaos, das Blut und das Leid zu Hause. Am frühen Morgen hatte ihn der treue Günther zur Corniche, der sogenannten Strandpromenade, begleitet, die ihren Namen nicht wirklich verdiente. Sie lag an der Küstenstraße Richtung Lattakia, und im Ortskern vollführte sie am Hafen eine weit geschwungene Kurve, an der diverse Cafés und sogar Hotels auf Kundschaft aus den Städten warteten. Günther, sein Sohn, immerhin auch schonMitte sechzig, hatte die beiden Christen sofort in dem verabredeten Café erkannt. Zwischen der Mole, in der abgetakelte Fischerboote neben weißen Yachten der syrischen Oberschicht dümpelten, und einem drittklassigen Hotel mit dem Charme

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