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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Hölle.«
    »Diese starken Frauengestalten tauchen also bis zum Judentum immer auf und werden dann von den nachfolgenden Religionen verteufelt?« Regina konnte es nicht fassen.
    Der Imam strich über seinen Bart, ehe er antwortete: »Der Hintergrund der Lilith-Mythologie dürfte aus der Zeit der israelischen Gefangenschaft in Babylon stammen und so Eingang in die jüdische Mythologie gefunden haben. Folglich ist der Ursprung Liliths in den frühesten Kulturen der Menschheitsgeschichte zu suchen, in den mesopotamischen und sumerischen Hochkulturen. Hier in Manbej liegt ein Ruinenfeld mit dem Tempel der Göttin Dea Syria, die ähnlich angebetet wird. Es geht immer um Macht und Sexualität. Aber ihr im Westen, speziell eure Feministinnen, haben immer nur den Gegensatz zum Männerbild gesehen, die Stärke und Unabhängigkeit, nie das Zerstörende. Und das ist aber hier immer der Antrieb. Lilith ist das Böse schlechthin.« Bei dem letzten Satz stampfte er mit dem Fuß auf den Boden. »Wir haben hier überall diese Kulte, und es ist gut, dass sie untergegangen sind. Sie haben die Menschen verführt. Sie waren zerstörerisch.« Der Imam sprach immer lauter. »Und ihre Vermisste war diesem Kult auf der Spur. Vielleicht ist Lilith eine Chiffre für etwas anderes, Größeres – vielleicht eine Krankheit. Ich weiß es nicht. Was ich weiß, ist das: Sie hat die Völker des Wahns aufgehalten und ihren Tribut bekommen. So steht es auch in diesen verfluchten Büchern.« Er schleuderte den zweiten Teil des Tagebuchs auf den Boden. Regina beugte sich nach vorn, griff nach dem Buch, klopfte den Staub ab und nahm es wieder an sich. »Entschuldigt meine Unbeherrschtheit.« Der Imam drehte sich weg, als wolle er in seinem Zorn allein sein.
    Jan fragte leise: »Diese Völker des Wahns sind die ominösen Seevölker, von denen du gestern gesprochen hast, richtig?«
    »Ja, sie kamen aus dem Nichts, sie blieben nur an der Küste, landeinwärts sind sie vermutlich auf einer Linie Aleppo, Damaskus und dem Gebiet des heutigen Kairo gestoppt worden. Sie hinterließen nichts als Chaos und Vernichtung. Wer sie stoppte und wie sie aufgehalten wurden, weiß kein Mensch. Bis auf …«, er zeigte verächtlich auf das Buch in Reginas Händen, »… die Verfasserin dieser Texte, vielleicht. Sie schreibt, dass Ischtar, Dea Syria oder eben Lilith den Heereszug auf eine grausame Weise stoppte. Binnen weniger Tage seien Tausende Krieger qualvoll verreckt. Aber wie und warum, steht hier nicht. Das alles wäre nur für Historiker interessant, doch diese Almut glaubt, dass die Zeit der Göttinnen wiedergekommen ist. Und sie hat in einer Sprache, die sie nicht beherrschen kann, die Vorzeichen dafür genannt.«
    »Die da wären?« Regina wurde immer neugieriger.
    »Die Sprache ist eine Keilschriftform. Diese Almut muss sie an verschiedenen Plätzen im Umkreis von fünfhundert Kilometern zusammengesammelt haben. Sie hat vor acht Jahren in der Türkei angefangen und sich dann nach einer ganz bestimmten Ellipsenform von einem Ort im Südirak, nach Ägypten, Israel, Syrien und vor mehr als einem Jahr wieder zurück in die Türkei begeben.«
    Der Imam rief Fatima und bat sie, eine Landkarte aus seinem Arbeitszimmer zu bringen.
    »An jedem dieser Orte fand diese Forscherin, so glaubte sie es jedenfalls, Hinweise auf Vorgänge, die weit in die Zukunft reichten und von denen wir wissen, dass sie eintrafen. Sie schreibt über Kriege, die Kreuzzüge, die Pest, Erdbeben oder Riesenwellen. Das lässt sich natürlich im Nachhinein alles schön deuten. Auf ihrer letzten Station, der achten, scheint sie aber auf unsere Zeit gestoßen zu sein.« Der Imam nahm seiner Frau die Karte aus der Hand, faltetesie auf dem Boden auseinander und kniete sich hin. Neben sich legte er die Tagebücher.
    Der ganze Nahe Osten und Nordafrika lagen vor ihnen. Der Imam griff nach einen Schilfrohr und fuhr über die Karte.
    »Hier im Norden, in Anatolien, liegt Harran, ihre erste Station. Ein wichtiger biblischer Ort, wo Abraham lebte, ehe er in das Gelobte Land zog. Zudem ist es der Kultort für den Mondgott Sin. Hier las sie auf einer Keilschrifttafel, die sie in einer Grabhöhle etwas außerhalb in der Nähe einer Straße untersuchte und die sie zuerst entdeckte, von den Krankheiten, die kommen werden.«
    Jan stutzte. »Also Krankheiten, die bei der Aufzeichnung noch nicht existierten, die heute aber vorkommen?«
    »Nicht nur. Sie deutet an, dass es einen Blick in die Zukunft gab.« Der Imam

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