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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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sklavisch daran. Doch im dichten Feierabendverkehr verloren sie den Bus an einem Kreisverkehr aus den Augen. Manbej schien voller weißer Kleinbusse zu sein.

Manbej, 17. 06., 11.45 Uhr
    Dort begegnen sich wilde Katzen und Wüstenhunde, Bocksgeister halten dort ihr Stelldichein; dort rastet Lilith.
    Altes Testament, Buch Jesaja, Kapitel 34, 14
     
    Regina war sich ihrer Sache ziemlich sicher. »Wenn der Imam mit der Übersetzung und der Einschätzung der Aufzeichnungen recht hat, sind wir einer wirklich großen Geschichte auf der Spur.«
    Jan schaute sie spöttisch an. »Aber du bist keine Reporterin, die einem Scoop hinterherjagt, sondern eine Privatermittlerin, die vom syrischen Geheimdienst verfolgt wird. Und so schön es hier ist, wir sollten aus diesem Land möglichst schnell verschwinden.« Er hatte noch gut die wilde Flucht über den Dächern Aleppos in Erinnerung. Allerdings war das, was der Imam den beiden erzählt hatte, so spannend und absurd, dass seine Neugierde mindestens genauso groß war wie seine Angst. Almut, die vermisste Archäologin, hatte sich nach Aussage des Alten auf einen vorchristlichen Kult aus dieser Region spezialisiert. Im Mittelpunkt ihrer Forschungen stand eine Göttin, die über verschiedene Zeiten und in verschiedenen Reichen zwar andere Namen trug, aber immer dieselbe Gottheit darstellte. Der Imam hatte gewartet, bis Fatima in ihrem Zimmer verschwunden war, ehe er von der Göttin sprach.
    »Wer war Adams Frau?«, fragte er Regina und Jan, die ihn nur erstaunt anschauten. »Na, der erste Mann aus der Bibel hatte eine Frau, wer war das?«
    »Eva oder nicht?«
    »Falsch!« Der Alte grinste. »Es war Lilith, schon mal den Namen gehört?«
    Beide schüttelten den Kopf.
    »Das war Adams erste Frau, noch vor Eva. In der Bibel werdet ihr das nicht finden, aber der jüdische Talmud erklärt es sehr genau. Am Anfang schuf Gott Adam und Lilith. Beide waren gleichberechtigt. Als sie nun daran gingen, den Schöpfungsauftrag zu vollziehen, sprich Kinder zu zeugen, kam es zum Streit zwischen Adam und Lilith. Adam wollte, dass sich seine Frau«, der Imam geriet ins Stocken, »… in der Missionarsstellung begatten ließ. Sie sollte unten liegen.«
    Regina schmunzelte still in sich hinein. Die Jahre in der DDR und das Zeugen von sieben Kindern hatte den Orientalen nicht schamfreier gemacht.
    »Damit war Lilith aber überhaupt nicht einverstanden.Ihrer Meinung nach verkörperte sie die Erde, aus der die Menschen geschaffen wurden, und Adam den Himmel, also das göttlich Lebensspendende. Sie wollte bei der Liebe obenauf sein. Das rief den Zorn Adams hervor. Doch Lilith weigerte sich. Denn die Erde, wie wir wissen, kann nie über dem Himmel sein.« Jan blickte Regina an, die keine Miene verzog und Missbilligung zeigte. Sie hörte aufmerksam zu.
    Der Imam fuhr fort: »Wütend schwang Lilith sich in die Lüfte und floh in die Wüste. Dort tat sie sich mit einem Dämon zusammen, zeugte jeden Tag Hunderte weiterer Dämonen. Sofort beklagte sich Adam über sein Weib bei Gott. Gott schickte drei Boten zu Lilith, um sie zur Rückkehr zu Adam aufzufordern. Sonst werde sie bestraft. Lilith wollte aber ihren Willen durchsetzen und blieb. Daher schenkte Gott Adam eine neue Frau, gefügig und sanft – er schuf aus einer Rippe Adams Eva.«
    »Siehst du, Regina, so geht es auch«, warf Jan belustigt ein.
    »Lilith fiel in Ungnade, wandelt seither nachts durch die Lüfte und bringt das Böse in die Häuser. Sie gilt in der Mythologie als Dämonin, die Männer verführt, ihnen das Sperma und die Männlichkeit raubt, Schwangere gefährdet und Säuglinge tötet. Besondere Gefahr droht in der Nähe von Ruinen und Wüsten, wo sie zusammen mit den Feldgeistern Se’irim ihr Unwesen treibt.«
    »Also ist diese Lilith nur einfach ein Dämon?«, fragte Jan.
    Der Imam wiegte den Kopf. »Nun ja, in meinem Glauben, aber auch in eurem und denen der Juden ist sie definitiv nur schlecht.«
    Regina mischte sich ein. »Aber das ist doch klar, dass eine starke Frau nicht in diese Religionsformen passt, lieber die sanfte Maria, die duldsame Sarah bei den Juden, na ja, und im Islam kenne ich gar keine starke Frau.«
    Der Imam lächelte. »O doch. Aischa, die letzte Frau des Propheten, war sehr stark und führte sogar Kriege. Aber soverzehrend lustvoll und unabhängig wie Lilith oder ihre Schwestern im Geiste, Ischtar aus Babylon und Dea Syria, ist sie sicher nicht. Lilith wird später die Gattin des Satans, Prinzessin der

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