Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
Vom Netzwerk:
von sozialistischen Bauten der Siebziger lag das Café Raoul. Der Alte setzte sich den hochgewachsenen Männern gegenüber, den Innenraum so am besten beobachtend, legte seinen Stock neben sich und schaute die beiden Amerikaner erwartungsvoll an.
    Der Ältere, der sich John nannte, konnte seinen Ekel ob des entstellten Gesichts des Alten kaum verbergen. Sein breiter Kiefer mahlte, der bullige Rumpf verriet seine amerikanische Herkunft. Die Haare waren militärisch kurz geschnitten, das Hemd hatte scharfe Bügelfalten. Er roch meilenweit nach US Army. Anders sein Partner, der sich mit dem zweifellos ebenfalls falschen Namen Bill vorgestellt hatte. Kleiner und auf eine seltsame Art verschlagen wirkend, hatte er fast jovial dem Greis die Hand geschüttelt. Seine dunklen dünnen Haare lagen fettig zu einem Seitenscheitel gerichtet auf seinem runden Schädel. Er hatte kleine, kräftige Hände.
    Der Alte fixierte sie über den Tisch hinweg. Dann wurde sein zerfurchtes Gesicht etwas weicher. Er lächelte: »Das war schon imposant, was Sie da in Aleppo veranstaltet haben. Sie haben aus Ihren Fehlern im Irak gelernt. Sprengfallen – sehr hübsch.«
    Die Herren nickten und ließen sich ihren Stolz nicht anmerken. Aus ihrer Sicht war es eine einfache militärische Arbeit gewesen. Seit ihr Land Truppen im Irak stationiert hatte, war ihr Einsatzspektrum enorm gewachsen. Sie waren jederzeit in wenigen Stunden in allen Ländern der »Achse des Bösen«. Dennoch war dieser Besuch hier etwas anderes. Nicht, dass sie sich nicht abgesichert hätten: Larry saß jetzt in seinem Zimmer, nur zweihundert Meter entfernt, und hatte das McMillan Tac 50, ein kanadisches Sniper-Gewehr, auf die sie gerichtet. Zwischen den Yachtenhatten sie eine Rotte Seals postiert, die den Rückzug decken würde.
    »Kommen wir zur Sache«, mahnte Günther. »Wir haben hier die Unterlagen, das Schriftstück, die Namen der Experten und eine exakte Terminplanung. Halten Sie sich daran! Die Aktion ist mit anderen Einsätzen exakt abgestimmt, und Sie sollten …«
    Jetzt unterbrach der Alte und hob seinen Finger. »Nur so ist ein Maximum an Effizienz gewährleistet. Das Projekt darf keinen Fehler enthalten.«
    Die beiden Amerikaner nickten. Das Englisch mit dem harten deutschen Akzent klang immer besonders in ihren Ohren. In ihrer Heimat Arizona lebten viele Nachkommen deutscher Einwanderer. Sie waren mit der Sprache aufgewachsen. Auch wenn sie zweimal in der Geschichte gegen dieses Land hatten kämpfen müssen, so war doch immer Bewunderung für die Art und Weise der deutschen Kriegsführung dabei gewesen. Und hier saß ein Veteran der besten Truppe, der SS. John öffnete die Mappe, aber der Sohn des Greises legte schnell seine Hand darauf.
    »Nicht hier, erst in London.« Er sah die Amerikaner eindringlich an. »Ich sagte Ihnen bereits, was darin ist. Oder wissen Sie, dass uns keiner beobachtet?« Er reichte die Ledermappe unter dem Tisch weiter. »Enttäuschen Sie uns nicht. Es wird Ihre Chance sein, das Land ein für alle Mal vom Dreck zu befreien.«
    Etwas machte Bill jedoch stutzig. »Aber Ihre Araber haben Sie jahrzehntelang gedeckt. Was bringt Sie dazu, illoyal zu sein?«, wollte er von dem Greis wissen.
    Der Alte zuckte nicht einmal. Das wässrige Blau in seinem gesunden Auge wirkte wie ein großer See, der alles aufnahm, aber nichts preisgab. Und nach wenigen Sekunden öffnete sich sein Mund mit den gelblichen Zähnen: »Weiter sah ich unter der Sonne: An der Stätte des Rechts war die Gottlosigkeit, und an der Stätte der Gerechtigkeitwar Frevel. Gott wird richten den Gerechten und den Gottlosen; denn alles Vorhaben hat seine Zeit.«
    »Amen«, sagten die beiden Amerikaner wie aus einem Mund.
    Innerlich lachte Fischer. Das Bibelzitat aus dem Alten Testament hatte immer seine Wirkung bei diesen Rednecks gezeigt. Mochten sie noch so harte Soldaten sein, bei der Bibel wurden sie weich. Es war ihre schwache Seite. Der Alte kramte in seiner Hosentasche, legte hundert syrische Pfund auf den Tisch und bedeutete seinem Sohn, dass er gehen wolle. Beide erhoben sich langsam.
    Dann drehte sich der Alte noch einmal um, beugte sich ächzend über den Tisch zu den Amerikanern. »Ihrem jungen Freund in Zimmer 409 des Hotels schräg gegenüber haben wir ein deutsches Produkt besorgt, damit er nicht mehr mit kanadischer Munition schießen muss. Wenn er sich befreit hat, darf er es mitnehmen. Als Geschenk.« Die beiden erstarrten. Der Alte genoss ihre Mienen. »Ihre

Weitere Kostenlose Bücher