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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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hatte Abduls weißer Wagen das Haus verlassen, startete fast parallel dazu ein Geländewagen der Armee, hinterließ oben auf dem Hügel eine Staubwolke und holperte abwärts zur Straße.
    »Sie werden den Wagen bald einholen«, meinte Regina.
    »Nein. Und wenn, sind wir schon weg«, erwiderte Jan.
    Hassan bedeutete ihnen, sich zurückzuziehen
    Sie eilten durch das Haus nach hinten, wo Hassan auf einen grauen Esel wies.
    »Der Gute bringt uns hier raus. Ihr werdet heute Nacht in einer Moschee schlafen.«
    Auf keinen Fall, dachte Jan.
    Wenige Minuten später musste er dann doch erkennen, dass sie den armen Esel tatsächlich als Fluchthelfer würden einsetzen müssen. Hassan versteckte sie in großen Säcken und befestigte diese links und rechts am Tier. Jan und Regina waren sportlich, aber das übertraf jede Tortur eines Fitnessstudios.
    Nach zwei Stunden hatten sie eine Müllhalde etwas außerhalb von Manbej erreicht. Im Schatten eines brennenden Plastikmüllhaufens befreite Hassan sie aus den Säcken, die normalerweise Bohnen und Stroh aufnahmen. Es war, als ob sie Tausende von Stunden in einer Waschmaschine verbracht hätten. Jan fiel fast aus dem Sack in den Dreck, während Regina sich halbwegs elegant herauswand.
    Die Sonne war mittlerweile untergegangen, und so führtesie Hassan im Schutz der Dunkelheit in die Stadt. Sie durchquerten eine Herde Ziegen.
    Die Stadt wirkte wie ausgestorben. Nur Hunde streunten auf der Straße. Kein Mensch war zu sehen, keine schreienden Kinder spielten in den Lehmgassen.
    »Hassan, was ist hier los?« Regina sah sich verstohlen um.
    Auch Hassan war besorgt. Er blieb abrupt vor einem Lehmhaus stehen, zog sich an einem Fenstergitter hoch und blickte hinein. Der Raum war voller Menschen. Alle schauten gebannt auf einen Fernseher.
    Hassan ließ sich herabfallen. »Vielleicht ein Fußballspiel«, flüsterte er leise.
    Hunde kläfften.
    Ohne Zwischenfälle erreichten sie die Moschee. Sie lag in einem ärmeren Viertel der Stadt, und ihr Minarett war kaum größer als ein Telefonmast. Eine schwere Stahltür wurde aufgeschoben, und sie gelangten auf den Innenhof, wo Abdul wartete. Er legte den Finger auf die Lippen, winkte in seine Richtung, und sie schlichen leise in einen großen Raum, der für die Gebete vorgesehen war. Jetzt aber stand ein kleiner Fernseher dort, wo sonst der Imam vorbetete. Mehrere Dutzend Männer schauten auf ein Meer aus Rauschen und Flimmern. Er war kaum zu erkennen, aber die Stimme des Präsidenten der Republik Syrien war umso deutlicher zu verstehen.

Damaskus/Beirut/Amman/Kairo/Tripolis, 17. 06., 20 Uhr
    Our powers are not the visible and limited powers. Our powers are of inexhaustible richness. I would add that we depend on another force, which is the march of our movement toward human progress. Our aim is to elevate the nation from the state of backwardness to that of work, seriousness and creativeness. History is taking this direction and we move with it. The logic of history demands that the Arab nation rise and occupy a positive and creative place and assume its role to construct its future. History then is on our side.
    Michel Aflac: »Der Arabismus und seine Verbindung zu den radikalen Bewegungen« 1950
     
    Bashar Al-Assad, der Präsident, war kein guter Redner. Der lange und hagere Mann stand im Maskenraum eines TV-Studios und wartete darauf, vor die Kamera zu treten, um seinem Volk den Weg in eine neue Zukunft zu erklären.
    Sein Vater Hafiz war im Jahr 2000 gestorben. Bashars zwei Jahre älterer Bruder Basil hatte eigentlich das Präsidentenamt übernehmen sollen, doch er war bereits 1994 bei einem mysteriösen Autounfall auf dem Weg zum Flughafen in Damaskus ums Leben gekommen. Bashar lebte zu diesem Zeitpunkt in London, er hatte Augenarzt werden wollen. Doch das Schicksal hatte anderes mit ihm vor. Mit 35 Jahren musste Bashar die Präsidentschaft seines Landes übernehmen, die im Westen kein gutes Ansehen genoss. Die Assads gehörten den Alawiten an, einer Glaubensgemeinschaft, die in der islamischen Welt umstritten ist, da sie nicht als rein islamisch gilt. Ihre Herkunft liegt im Verborgenen. Seelenwanderungen und ein Buch der schwarzen Schatten sind zentrale Glaubensinhalte, über die aber nie etwas an Außenstehende mitgeteilt wird. Immer wieder behaupten Muslimehinter vorgehaltener Hand, dass die Alawiten eigentlich eine christliche Sekte seien.
    Hafiz, Bashars Vater, hatte in den fast dreißig Jahren seiner Herrschaft dafür gesorgt, dass die

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