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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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Schlüsselfunktionen des Landes mit Menschen alawitischen Glaubens besetzt wurden. Um die Muslime zu besänftigen, rief er Syrien auch zu einer islamischen Republik aus. Da aber in Syrien zudem viele christliche Glaubensgemeinschaften wie die Armenier und die syrisch-orthodoxen Gläubigen leben, konnte diese im Nahen Osten fast einzigartige Konstruktion innenpolitisch nur so lange überleben, wie die Familie mit harter Hand regierte und keiner Gruppierung zu viel Einfluss gab. Dennoch war auch Bashar schon nach wenigen Jahren klar, dass sein Land eine neue Perspektive brauchte. Die Nähe zum Iran war ein Relikt aus der Zeit, als die Amerikaner Syrien isoliert hatten. Jetzt war die Allianz immer wieder großen Belastungsproben ausgesetzt. Immer wirrer waren die Forderungen aus Teheran. Daher hatte sich Bashar heimlich gegen die Schiiten aus dem Osten gestellt und das heikle Bündnis mit den anderen arabischen Nachwuchspolitikern gesucht. Als die Lage in Libyen klarer wurde, schien die Zeit gekommen zu sein. Zusammen mit dem jungen Ägypter, der ebenfalls in London studiert hatte, nahm Bashar noch während der Trauerfeier in Riad diskret Kontakt mit dem Libyer auf. Bashar war es, der den beiden anderen Jungpolitikern auf einem geheimen Ausflug in der ägyptischen Wüste zwei Wochen später bei einem Sundowner auf einer Sanddüne seine Idee der Arabischen Union mit sehr eindringlichen Worten umriss. Alle drei konnten innerhalb der nächsten Monate eliminiert werden. Die Radikalen in ihren Ländern warteten nur auf eine Schwäche. Die gefährlichsten Opponenten in ihren Staaten waren zwar in den vergangenen Wochen auf die bewährte alte Art und Weise in den Wüsten der jeweiligen Länder verschwunden, aber die alten Maßnahmen ihrer Väter waren den neuen Staatschefs nicht mehr modern genug.Zu sehr waren sie Kinder des digitalen Zeitalters, wussten, dass jedes blutige Niederschlagen eines Aufstandes innerhalb weniger Sekunden über Youtube und Facebook in alle Welt gelangte. Auch sie selbst benutzten diese Werkzeuge. Bashar hatte einen eigenen, verdeckten Account bei Facebook, wo er sich mit jungen Syrern unerkannt über die Verhältnisse im Land austauschte. Facebook war offiziell nicht erlaubt, aber die meisten jungen Menschen in den Großstädten wie Damaskus und Aleppo saßen stundenlang in Internetcafés und kommunizierten über diese Seite mit anderen Usern. Seine Frau hatte ihn auf die Idee gebracht. Das hinderte allerdings den syrischen Geheimdienst nicht, die User und Blogger zu beobachten, zu registrieren und – bei dem Regime unangenehmen Beiträgen – auch zu bedrohen.
    Das Treffen der Jungen war eben kein Treffen alter Egomanen, die sich gegenseitig misstrauten und immer das Schlimmste von den anderen befürchteten, die in alten Clanstrukturen Glaubensströmungen dachten und lebten. Eher hatte dieser Gedankenaustausch etwas von einem pragmatischen Meeting eines Wirtschaftsunternehmens, das nach Joint-Venture-Optionen suchte und in dem man die Stärken und Schwächen nüchtern abwog, um dann Ideen und Perspektiven gemeinsam zu entwickeln. Tárek Said geschult in Fusionen und Übernahmen, erkannte die frühzeitige Publikation solcher Gedanken sofort als größtes Risiko. Kein außenstehendes Land hatte Interesse an einer solchen Union, schon einmal gar nicht die restlichen arabischen Länder wie die Saudis. Die dort regierende Familie Saud gehörte den strenggläubigen Wahhabiten an, die sich als Verteidiger des wahren Islams und seiner heiligsten Stätte Mekka sahen und dennoch seit 1945 enge Verbündete der USA waren. Dass der saudische Geheimdienst Al Muchabarat oder kurz GID, der in der Region als der beste galt, von der Union bislang nichts wusste, musste in Riad als schallende Ohrfeige empfunden werden. Dort würden Köpfe rollen, im wahrsten Sinne des Wortes. Denn auch dieAnschläge auf das World Trade Center 2001 waren nicht vom GID vorhergesehen worden. Würde nur ein kleiner Hinweis hinausdringen, wären die Saudis willens und in der Lage, alles zu torpedieren, nach dem Motto: Wenn wir nicht eingeladen werden, dann sprengen wir die Feier eben. Es galt also weiterhin oberste Geheimhaltung. Und das war dann auch das eigentliche Wunder. Denn der Nahe Osten ist der Olymp der Gerüchte. Hier operierten die westlichen Geheimdienste aller relevanten Nationen, hier wollte jeder durch seine Informationen einen Schritt vor dem anderen liegen. Als sie, schon der Kälte der Wüstennacht wegen, zurück zum

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