Der Lilith Code - Thriller
Hotel in der Oase gingen, war die Arbeitsteilung klar. Gamal würde mit einem Team aus ihm sehr vertrauten Volkswirtschaftlern, Politikern und Sicherheitsexperten die wirtschaftlichen und innenpolitischen Rahmenbedingungen klären. Diese Menschen waren es gewohnt, bei den Fusionen Wochen und Monate abgeschottet und ohne Kommunikation nach außen Roadmaps auszuarbeiten. Ihr Lohn war nicht das Geld, sondern die Reputation. Denn wer so ein Projekt stemmte, war danach mehr als ein Star. Der junge Libyer würde sich um die Fragen des Militärs kümmern. Sein Geheimdienst hatte jahrelang die Offiziersclubs der beiden anderen Staaten systematisch unterwandert. Es war das Erbe der väterlichen Panik, von den arabischen Ländern überrollt zu werden. Jetzt konnten seine Informationen bei der Vereinigung der völlig unterschiedlichen Militärstrukturen helfen. Bashar sollte für die Außenwirkung zuständig sein. Er galt den beiden als vermittelbar, trotz oder vielleicht gerade wegen seines religiösen Hintergrundes. Die nächste Hürde waren Jordanien und der Libanon. Bashar startete in den darauffolgenden Wochen eine diskrete Friedensinitiative mit dem Präsidenten des Libanons, Michel Sulaiman. Als Morgengabe bot er weitreichende Garantien, die dem Libanon und vor allem den dort lebenden Christen einen erheblichen Autonomiestatus zugestanden. Die Angst der Libanesen, nur als syrischeProvinz angesehen zu werden, sollte dank erheblicher Zusagen schon im Keim erstickt werden. Und tatsächlich konnte Sulaiman für die Idee begeistert werden. Sicher half auch, dass ein Teil seiner Familie in Damaskus lebte.
Der jordanische König Abdullah II. galt als das größte Hindernis. Die arabischen Führer fürchteten, dass er nur eine amerikanische Marionette war und ihre revolutionäre Idee sofort an die USA verraten würde. Aber auch hier war das Schicksal gnädig. Gamal Mubaraks Frau hatte zur selben Zeit an der amerikanischen Universität in Kairo studiert wie Abdullahs Frau Rania. Dort waren sie zu Freundinnen geworden. Und Gamal war Pragmatiker genug, um diesen Kanal diskret und einfach zu nutzen. In einem denkwürdigen Treffen im Sommerhaus des jordanischen Königs wurde der hartleibige und misstrauische Abdullah ein Wochenende lang von den vier anderen bearbeitet. Am Samstag schien das Projekt vor dem Scheitern zu stehen. Zu sehr war Jordanien von den Geldströmen der USA abhängig. Der libanesische Präsident schließlich konnte die Situation mit seiner Altersweisheit retten. Der Jordanier Abdullah sollte den ehrlichen Makler für Israel spielen. Er sollte das dreifache »Nein«, kein Frieden, keine Verhandlungen mit Israel und keine Anerkennung, das eherne Gesetz der Araber seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967, aushöhlen. Es wäre eine Einigung über die Köpfe der in sich zerstrittenen Palästinenser hinweg. Aber nur so ließe sich ein schneller Frieden herstellen. Nach hartnäckigen offiziellen Widerständen würden die anderen einer Anerkennung des Staates zustimmen, und Abdullah wäre der heißersehnte Friedensnobelpreis sicher. Sicher half auch hier die Tatsache, dass seine Frau Palästinenserin war. Sie sollte in diesem Spiel die Rechte und Forderungen ihres Volkes vertreten. Ihr beistehen würde ein junger Palästinenser, der sich derzeit noch in israelischer Haft befand, aber klug, pragmatisch und charismatisch genug war, um die Runde der fünf Staatschefs später zu komplettieren.
So konnten die Länder Syrien, Jordanien, der Libanon, Ägypten und Libyen das Wagnis der Union beginnen.
Ein letztes Mal tupfte eine Maskenbildnerin das Gesicht des Syrers ab. Ein junger, aufgeregter Aufnahmeleiter mit einem Headset auf dem Kopf führte den Präsidenten in das Studio. Vor einer grünen Leinwand stand ein Tisch mit einem Glas Wasser. Sein Redemanuskript war in einen Teleprompter eingelesen worden, so dass Bashar scheinbar frei reden konnte. Er setzte sich, hinter ihm wurde, so konnte er auf einem in den Tisch eingelassenen Monitor sehen, ein Bild auf die Leinwand projiziert. Es war eine Nachtaufnahme der Hauptstadt, eingerahmt von den syrischen Landesfarben. Der Aufnahmeleiter zählte hinter der Kamera mit seinen Fingern still einen Countdown herunter.
Für einen Augenblick schoss es Bashar durch den Kopf, dass er noch alles stoppen könne. Zweifel schienen ihn zu überwältigen. Wie das Serum aus einer lähmenden Spritze setzten sie sich in seine Gedanken. Jeder Nachrichtensender, jede Radiofrequenz und selbst die
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