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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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erkennen sein.« Regina schaute auf ihre Uhr, knipste daran herum, fand die Kompassfunktion und wies mit ihrer verbundenen Hand dann in eine Richtung. »Da ist Norden.«
    Jan folgte. Nach einer Stunde war er völlig erschöpft. Sie hatten Wassergräben durchschritten, waren an Dornenbüschen hängengeblieben und immer wieder in Moraststeckengeblieben. Jan beugte sich vor, die Hände auf die Knie gestützt.
    »Reiß dich zusammen. Es kann nicht mehr weit sein.« Regina zerrte an seiner Jacke, die er über dem Kaftan trug.
    Er riss sich los. »Hör auf mit dieser Schleifer-Nummer. Ich weiß selbst, dass es weitergehen muss«, fauchte er sie an.
    »Dann halt dich ran.« Ihr Tiroler Dialekt ließ die Worte noch verächtlicher klingen.
    Nach wenigen Metern hatten sie eine Böschung erreicht. Sie rutschten den lehmigen Sand hinunter. Wind war aufgekommen, blies stark von Südosten den Fluss hinauf. Der Mond leuchtete mit seiner halben Größe herab, sein Licht ließ die Wellen des Flusses silbermatt schimmern. Gänse und Möwen schreckten auf.
    Die beiden hatten den Euphrat erreicht. Auf der anderen Seite also begann das sagenhafte Zweistromland, die fruchtbare Region zwischen den Flüssen, die Wiege der Menschheit. Sie hatten Glück, bis zu einer Brücke konnten sie immer wieder an der Böschung und am Ufer entlanglaufen. Sie unterquerten die Brücke und stoppten schwer atmend an einem Pfeiler.
    Wenige Meter aufwärts teilte sich der Fluss, in der Mitte lagen immer wieder kleine Inseln und Sandbänke. Irgendwo dahinten musste die Türkei beginnen.
    Hundegebell war plötzlich zu hören. Regina hob den Kopf, dann drehte sie sich blitzschnell um. »Sie hetzen uns Hunde auf den Hals. Los komm, wir gehen ins Wasser, rüber auf die Inseln.« Sie riss ihren Rucksack auf, zerrte einen Regenponcho heraus, stumm wickelte sie ihn geschickt um ihren Rucksack, band ihn mit einem kleinen Seil vor sich auf der Brust fest. »Was ist?«
    Jan war erstarrt. »Ich kann da nicht reingehen.«
    Regina fiel ein, wie Jans Sohn zu Tode gekommen war »Verdammt, Jan, es ist nicht tief. Ich bleibe bei dir.«
    »Das ist es nicht. Es ist …«
    Die Hunde kamen näher. Sie würden bald ihre Witterung aufnehmen. Der Wind hilft ihnen, dachte Regina. Beschwörend schaute sie Jan an, fasste ihn an den Schultern. »Mach es für deinen Sohn. Du bist sein Vorbild. Er sieht dich.«
    Jan lächelte matt. »Danke für diese Chaka-Nummer, aber …« Er atmete durch.
    Dann sahen sie den schwarzen Rottweiler oben auf der Böschung neben der Brücke. Neben ihm stand eine dickliche, vermummte Gestalt.
    Fast gleichzeitig sprangen sie ins Wasser, das noch nicht einmal erfrischend kühl war. Es reichte ihnen bis zu den Knien. Ein Pfiff ertönte. Der Hund hetzte die Böschung hinab, setzte zum Sprung an und platschte ins Wasser. Doch der Mann blieb stehen, er drehte sich um und wand sich dann in das Schilf.
    Mit kräftigen Schritten durchwateten sie die Furt. Der Rottweiler, immer noch hinter ihnen paddelnd, konnte sie nicht erreichen. Aber das würde sich ändern, sobald sie festen Boden unter den Füßen hatten. Sie waren jetzt in der Mitte der Furt, als sie auf der Brücke Lichtstrahlen von Taschenlampen sahen, die hektisch und unregelmäßig über das Wasser flackerten. Arabische Rufe, vermutlich Befehle, schollen herüber.
    Jan stolperte, Regina war knapp zwei Meter vor ihm. Völlig durchnässt blickte er zurück, der Hund war jetzt kaum drei Meter von ihm entfernt. Jan richtete sich auf. Aber die nassen Klamotten zogen ihn wieder nach unten, und er fiel erneut. Der Wind kam jetzt so heftig über das Wasser, dass kleine Wellen entstanden. Mit den Händen stützte Jan sich auf und bemerkte, dass der Fluss an dieser Stelle sehr flach wurde. Der Hund war wieder hinter ihnen. Gleich würde das Tier festen Grund unter den Füßen haben. Erneut schaute Jan hinter sich, rechtzeitig genug, um zu sehen, wie der Kopf des Tieres in einer Blutfontäne zerbarst. Nicht einmal ein Jaulen war zu hören.
    Es musste ein Querschläger der Soldaten von der Brücke sein, die jetzt wohl schossen.
    Jan hetzte weiter, erreichte Regina auf einer Sandbank, die einer Insel vorgelagert war, und gemeinsam suchten sie in dem dichten Schilf der Flussinsel Deckung. Es schnitt ihnen ins Gesicht und in die Arme, der jetzt aufbrausende Wind bog die langen, harten Blätter, ließ sie gegeneinanderschlagen und erzeugte verwirrende Töne. Jan hatte den Eindruck, dass der Wind nun von allen Seiten kam. Zum

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