Der Lilith Code - Thriller
Dach des hinter ihm liegenden Häuserkomplexes wurde mit einer Eryx-Panzerabwehrwaffe erst der Minibunker an der rechten Straßenseite zur Einfahrt des Hotels angegriffen, dann der Schützenpanzer, und als auch die zweite Sperre, die das Eingangstor sicherte, nicht sofort reagierte, konnte der Schütze die dritte Ladung abfeuern. Eine zweite Person richtete sich auf dem Dach auf, nachdem der erste Widerstand gebrochen war, und schoss aus einer Stinger-Rakete auf den Apache-Hubschrauber, den das amerikanische Militär der ägyptischen Regierung zur Terrorbekämpfung nach den Anschlägen von 2001 zur Verfügung gestellt hatte. Selbst die Panzerung des Fluggeräts konntegegen die aus kurzer Distanz einschlagende Munition nichts ausrichten. Die 28 Millionen Dollar teure Kriegsmaschine explodierte am Himmel über den Pyramiden von Gizeh.
Aus zwei weiteren Trucks stürmten vermummte Männer, rannten die Auffahrt zum Hotel hinauf. Zwar reagierte das Lagezentrum, das sich auf dem Zuschauerplatz der Sound and Light Show unterhalb der Sphinx in Zelten befand, sofort und sandte weitere Hubschrauberkräfte vom Flughafen zum Hotel, es forderte auch Spezialeinheiten an, aber da befanden sich die fünfzehn Terroristen schon im Inneren des Komplexes und töteten jeden, der sich ihnen in den Weg stellte. Es war 12.15 Uhr, als die letzten Schüsse vom Plateau hinunter zu den Reportern der Fernsehstationen hallten.
Der amerikanische Sender Fox News brachte es möglicherweise auf den Punkt: »Seit heute Morgen scheint die arabische Welt führungslos zu sein. In einem infernalischen Angriff töteten Terroristen die fünf Staatschefs der neuen Arabischen Union. Über ihre Herkunft, Motive oder gar Drahtzieher ist nichts bekannt. Wir wissen nur eins: Der Traum der Einheit Arabiens scheint heute Morgen im Schatten der Pyramiden untergegangen zu sein.«
Um 14 Uhr heulten in Israel die Sirenen. Der kleine Staat, der sich wie immer umzingelt von jetzt völlig führerlosen Feinden wähnte, machte mobil. Sparta erwachte.
Alle 500 000 Reservisten, Frauen wie Männer, wurden zu ihren Einheiten gerufen, mit den 170 000 regulären Soldaten konnte innerhalb von 48 Stunden die schlagkräftigste Armee der Region auf Krieg eingestellt werden. Vor der Küste tauchten in 35 Meter Wassertiefe zwei U-Boote der Dolphin-Klasse, vor Jahren aus Deutschland geliefert, sofort bereit, nukleare Gefechtsköpfe in einem Radius aller potenziellen arabischen Nachbarstaaten abzufeuern. Das US CentCom, eines von sechs regionalen US-Regionalkommandozentren mit Sitz in Florida und verantwortlichfür den Nahen Osten und Nordafrika, entsandte auf Anweisung des Präsidenten den Flugzeugträger USS Theodore Roosevelt ins Mittelmeer. Zufällig kreuzte dieser mit seiner Flotte vor der Küste Portugals. Generell galt für alle US-Truppen weltweit erhöhte Alarmbereitschaft. Der EU-Ratspräsident mahnte zwar öffentlich alle Regierungschefs zur Ruhe, aber die großen europäischen Länder wie Frankreich, Großbritannien und Deutschland trafen sich im Rahmen von Geheimkonsultationen, um die Sicherheitslage ihrer Region zu besprechen und einen Notplan für den Fall eines endgültigen Kollapses des Nahen Ostens zu definieren. Die ersten Demonstrationen in den Großstädten der Arabischen Union wurden mittels Ausgangsverbot und massiver Polizei- und Militärpräsenz unterbunden.
Es war, als ob eine Region den Atem anhielte.
Die Oase Siwa ist ein kleines Paradies inmitten der Sahara, zwischen einer Felswüste im Westen, einer Sandwüste im Osten und der Kattarasenke im Nordosten. Der tiefste Punkt der etwa tausend Quadratkilometer großen Oase liegt zwanzig Meter unter dem Meeresspiegel. Von Alexandria fährt man, die Küste des Mittelmeeres zur Rechten, an den alten Schlachtfeldern des Zweiten Weltkrieges wie El Alamein vorbei, wo man tief hinein in die Sahara gelangt. Nach Dutzenden von Kilometern auf einer von Sandverwehungen und Geröll belegten groben Teerstraße stößt man dann südlich auf diesen grünen Fleck am Rande der Sahara. Die fruchtbare Gegend besteht aus einem größeren Ort, eben Siwa, und mehreren kleinen Dörfern und verfügt über reichlich sprudelnde Quellen, deren Wasser sich in tiefblauen Seen sammelt. Der Schein trügt, wie so oft, hier. Das Wasser ist so salzhaltig, dass die landwirtschaftliche Nutzung des Bodens nur begrenzt möglich ist. Weite Haine von Palmen und Olivenbäumen bilden die Lebensgrundlage der etwa 20 000 Oasenbewohner, die
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