Der Lilith Code - Thriller
klemmten das »Nichtstören«-Schild an die Außenklinke und verließen das Hotel über den Personaleingang.
Erst im Taxi fanden sie wieder Worte.
»Spätestens am Abend, wenn das Personal die Betten für die Nacht vorbereiten will, werden sie ihn entdecken. Bis dahin müssen wir in Deutschland sein«, flüsterte Regina ihm leise zu.
Sie kauften am Flughafen zwei Tickets nach Berlin und setzten sich in die Lounge der Fluggesellschaft. In Deutschland sollte, so hatte ihnen der Imam gesagt, ein Experte leben, der ihnen mehr über die Funde sagen konnte.
Ihre Leichtigkeit der Nacht war verschwunden. In der Welt brannte es. An den Zeitungsständen, vor Fernsehern und Radios standen Reisende und Airport-Arbeiter und diskutierten den Anschlag der Terroristen in Kairo. Auf den Bildschirmen, die im modernen Gebäude des Atatürk-Terminals an den Wänden hingen, liefen die Bilder in einer Dauerschleife. Die Stimmung übertrug sich auch auf die Menschen. Schon beim Einchecken waren alle gereizt und wurden gründlich überprüft.
Jan und Regina standen staunend vor den Geräten in der großen Wartehalle mit den vielen Duty-free-Shops. Sie wollten jetzt nur noch in das verhältnismäßig sichere Europa.
»Und wenn unsere Funde damit etwas zu tun haben?« Regina schaute Jan an, der immer noch den Kopf hoch zu den Bildschirmen gerichtet hatte.
Er zuckte mit den Schultern. Dann sah er ein Bild, das ihn erstarren ließ. Ein Mann mit einem weißen Kittel hielt in einer Plastikfolie genau den Gegenstand, der jenem glich, den sie bei Yussef gefunden hatten: Haut oder Papyrus, was immer es war. Leider waren sowohl der Laufbandtext als auch der Kommentar des Sprechers auf Türkisch, so dass Jan die Bedeutung nicht verstand.
»Das muss ein Zufall sein. Komm, wir gehen«, sagte Regina ungeduldig.
Jan wollte sich am Buffet »etwas Salziges« holen, als Regina mit ihren Augenbrauen zuckte. Unmerklich schüttelte sie den Kopf, was er als »nicht umdrehen« verstand. Erbeugte sich zu ihr, um ihr überdeutlich einen Kuss zu geben. »Es sind zwei. Sie sind uns seit dem Sicherheitscheck gefolgt. Auf drei Uhr, schlecht sitzende Anzüge, darunter Waffen. Sieht eher nach türkischem Geheimdienst aus«, wisperte sie Jan ins Ohr.
»Soll ich mal in den Nacken der Herren schauen?«
»Jan, das ist nicht witzig.«
Sie funkelte ihn wütend an. Er lächelte, drehte sich um und ging Richtung Buffet. Aber als er sich mit einem Schälchen Gurken zurück zum Platz wandte, waren die Männer verschwunden. Und obwohl sie beide immer wieder nach den Männern Ausschau hielten, blieben sie wie vom Erdboden verschluckt.
Erst als der Flieger in den österreichischen Luftraum kam, war Regina beruhigt. »Wem können wir uns anvertrauen?« Sie hatten die karge Mahlzeit der Airline verschmäht und sich lediglich einen Tee bringen lassen.
In Berlin würden sie sich komplett mit den für sie wichtigsten Alltagsdingen eindecken. Beide besaßen kein funktionstüchtiges Handy mehr, der Euphrat hatte den Telefonen den Garaus gemacht. »Ich habe während meiner Facharztausbildung zum Internisten an der Charité in Berlin gelebt. Ich werde meine ehemaligen Kollegen kontaktieren. Vielleicht können wir bei einem unterschlüpfen.«
Beiden war klar, dass jemand sie jagte. Und sie waren auf der Flucht.
London, 20. 06., 12 Uhr
14 Da sprach Gott der HERR zur Schlange: Weil du das getan hast, seist du verflucht, verstoßen aus allem Vieh und allen Tieren auf dem Felde. Auf deinem Bauche sollst du kriechen und Erde fressen dein Leben lang.
15 Und ich will Feindschaft setzen zwischen dir und dem Weibe und zwischen deinem Nachkommen und ihrem Nachkommen; der soll dir den Kopf zertreten, und du wirst ihn in die Ferse stechen.
Bibel, Genesis, 3.Kapitel
Mit seinen über 7000 Quadratmetern Fläche ist der Innenhof des British Museum in London der größte überdachte Platz Europas. Kein Geringerer als Sir Norman Foster hatte 2000 den Umbau des berühmten Museums vollendet. In seinem Inneren befindet sich die Bibliothek, in der schon Karl Marx und Mahatma Gandhi saßen und die eine erhabene Stille ausstrahlt. Hier hatte der Sender History & Discover um Punkt 12 Uhr zur Pressekonferenz geladen. Die Leiterin der Ausgrabungen, die Engländerin Dr. Meredith Butfaith, sowie Ian Schlesinger, Professor für Islamische Wissenschaft an der Universität Exeter, warteten nervös hinter der Bühne. Butfaith, vom lieben Gott und den Genen der Vorfahren mit dünnen und schnell
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