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Der Lilith Code - Thriller

Der Lilith Code - Thriller

Titel: Der Lilith Code - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Calsow
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geselligen Grillens die gesamte Haut abziehen und erzog damit ein Dutzend ähnlicher Dokumentationswilliger. Amerikaner und Europäer reagierten unterschiedlich. Während ein Produzent aus Los Angeles mit der Gewalt nicht die Spur eines Problems hatte, war der Sex mit der Priesterin für die Europäer mehr als eine Pflicht. Zu oft musste er mahnenddazwischengehen, wenn die Frau völlig erschöpft und geschunden in der Halle lag. Aber heute würde er ein Exempel statuieren. Wolfgang, ein schmächtiger, aber sehr ambitionierter Jünger, war seiner Aufgabe nicht gewachsen. Er hatte weder die Exponate gefunden noch den Jungen liquidieren können. Zudem war Wolfgangs Italiener aus dem Ruder gelaufen. Das alles konnte schon die Aktion in ihrer Gesamtheit stören, aber dass er ausgerechnet Al-Ali die Skizzen verraten hatte, war zu viel. Noch in der Nacht hatte Fischer telefonisch den Befehl zum Trog gegeben.
    Der Alte stieg aus, gestützt auf Günthers Arm, und ließ sich zu der Gruppe führen. Die »Acht Starken«, wie sie sich selbst nannten, standen in einem Halbrund um einen Tisch. Fischer genoss die Anspannung der anderen, die er schon bis zum Auto hatte spüren können und jetzt fast greifen konnte. Es war sehr selten, dass er sich zu den Riten selbst begab. Gern ließ er es sich von Günther abnehmen. Aber Wolfgang sollte ihn noch einmal sehen.
    Der Alte nickte, und stumm folgte ihm der Trupp in das Innere der Burg. Der Geruch wurde mit jedem Meter intensiver. Süße vermischte sich mit faulem Fleisch. Er schloss die Augen, sog den Duft tief ein. Er ahnte, dass die anderen permanent würgen und sich beherrschen mussten. Verächtlich drehte er sich zu ihnen um. Er sprach jetzt in ihrer Sprache, die er einst im Krieg bei der Grabung erlernt hatte. Der Trog lag vor ihm. Zwei Meter lange Schalen aus grob geschlagenem Granit waren so bearbeitet, dass sie den Körper Wolfgangs umschlossen. Lediglich der Kopf, die Beine und Arme schauten heraus. Das hagere Gesicht und die dünnen schwarzen Haare, die sonst penibel nach hinten gegelt waren, um den ersten Haarausfall zu kaschieren, ließen den Mann noch armseliger erscheinen.
    Die Folge der »Behandlung im Trog« war schon von Plutarch in seinen Annalen beschrieben worden. Fischer konnte sie auswendig aufsagen. Es hatte ihn immer inspiriert: »Man bietet dem Delinquenten Speisen an und zwingt ihn gegenden eigenen Willen zu essen, indem man ihm mit scharfem Werkzeug gegen die Augen stößt. Während des Essens wird er mit einer Mischung aus Milch und Honig überzogen, die nicht nur in seinen Mund, sondern auf das ganze Gesicht gegossen wird. Anschließend dreht man sein Gesicht ständig zur Sonne hin, das so bald vollständig von einer Unmenge an Fliegen bedeckt wird, die sich dort niederlassen. Innerhalb der Becken verrichtet er seine Notdurft, wie das alle tun müssen, die gegessen und getrunken haben. Ungeziefer und Würmer entstehen aus den verfaulenden Exkrementen, kriechen in seine Körperöffnungen, und so wird sein Körper von innen her aufgefressen. Sobald der Mann offensichtlich tot ist, wird die obere Schale abgenommen, und man sieht das zersetzte Fleisch; Schwärme dieser ekelhaften Kreaturen tun sich daran gütlich, und zwar allmählich bis in die Eingeweide hinein. Auf diese Weise verstarb Mithradates, nachdem er siebzehn Tage gelitten hatte.«
    Wolfgang würde nicht so lange aushalten. Schon jetzt verlor er immer wieder das Bewusstsein, und Fischers Helfer hatten Mühe, ihn zu füttern. Drei Tage zuvor hatten Günthers Beduinen den Deutschen aus einem Hotel in Damaskus hier in die Wüste südlich des Jabal al Bishri gebracht. Es war eine Nomadenburg, aber in den letzten Jahren für die Gruppe immer wieder ein guter Ort für ihre Messen und Festlegungen der nächsten Schritte. Hier hatten sie die Steinmodelle der acht Planeten aufstellen lassen, und auch der Trog für die Opferungen war mühsam und unter größter Geheimhaltung hierhergebracht worden. Der Kult hatte eine einzigartige Form angenommen, nach den schwierigen Anfangsjahren, die hauptsächlich von einem vorsichtigen Aufbau auch außerhalb Syriens geprägt waren. Langsam hatte er die Auserwählten in die Riten des Kults eingeführt, den er im Sommer 1942 mit Wiligut, dem ehemaligen SS-Brigadeführer aus der Esoterik-Abteilung Himmlers, hier vorfand. Wiligut hatte den Schatz, den er in den Händen hielt, nie durchdrungen. Er wollte lieber in Grönland nach den Urahnen derArier forschen, als hier in der

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