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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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verschwinden. Zu meinem Laster konnte ich dann zu Fuß gehen.
    »Wie gefällt es Ihnen«, fragte er, als er das Licht anknipste. Der Raum war keineswegs eindrucksvoll, nur ein winziges Wohnzimmer mit einer Couch und einem Tisch davor. Ein kleiner Fernsehapparat stand auf einem dieser Servierwägelchen aus Metall mit Plastikrädern drunter, wie man sie in den sechziger Jahren öfter sah. Im Eßzimmer stand ein Tisch für zwei Personen mit zwei Metallstühlen mit Plastiksitzen. Wieder aus den Sechzigern. Er machte auch das Licht im Eßraum an und schob einen Stapel Papiere auf den Boden.
    »Setzen Sie sich«, forderte er mich auf.
    Ich zögerte einen Moment und setzte mich dann. Tu dem Mann seinen Willen, steh auch das noch durch und verschwinde dann aus der verdammten Stadt und komm niemals wieder.
    Er kam mit einer Flasche Wild Turkey und zwei Gläsern zurück. »Schütten Sie uns ein«, sagte er. »Ich hole derweil Beweistück eins.«
    »Ich glaube nicht, daß einer von uns diese Nacht noch was trinken muß«, sagte ich.
    »Schütten Sie schon.« Er ging aus dem Zimmer und verschwand durch eine Tür, die wohl zum Schlafzimmer führen mußte. Ich saß da im billigen Licht der Lampe über uns und wartete auf das, was er vorhaben mochte.
    Er kam mit einem Gewehr im Arm zurück ins Zimmer. Exakt das, was ich in diesem Moment dringend brauchte. Eine weitere Schrotflinte.
    »Sie wissen, was das hier ist?« fragte er und setzte sich auf den Stuhl mir gegenüber.
    Ich sagte nichts. Ich konnte nicht einmal atmen.
    »Um Himmels willen, McKnight, ich werde Sie doch nicht erschießen. Seien Sie unbesorgt.«
    Er legte das Gewehr auf den Tisch. Es zeigte von mir weg. Ich versuchte wieder zu atmen.
    »Ich wette, Sie wissen nicht, was das ist.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das ist das Gewehr, mit dem Maria Wilkins niedergeschossen hat.«
    Ich sah es nur an.
    »Ich wette, Sie wundern sich, wieso ich das habe.«
    Ich nickte mit dem Kopf.
    »Nachdem sie ihn niedergeschossen hatte, hat sie mich angerufen. Es war ungefähr neun Uhr abends. Ich dachte: Das ist es. Das ist der Anruf. Sie will, daß ich zu ihr komme.«
    Er unterbrach sich: »Ich dachte, ich hätte Sie gebeten, uns einzuschenken.« Er nahm die Flasche und schüttete sich selbst drei Finger hoch ein, dann goß er mir dieselbe Menge ins Glas und stellte es vor mich. Ich rührte es nicht an.
    »Sie wollte in der Tat, daß ich jetzt rüberkäme. Sie hatte nämlich soeben auf dem Treppenabsatz vor ihrem Haus einen Mann niedergeschossen und wußte jetzt nicht, was sie tun sollte. Ich fuhr hin, sah mir die Bescherung an und habe ihr gesagt, sie solle so schnell wie möglich ins Auto steigen und zum Rocky’s fahren. Tu so, als sei nichts geschehen. Ich habe das Gewehr genommen, mich ein wenig umgesehen und sichergestellt, daß niemand um die Wege war. Dann war ich weg. Auf dem Revier klingelte schon das Telefon. Irgendwer meldete einen Gewehrschuß. Ich ließ Rocky als ersten zum Tatort fahren. Gleich nach ihm war ich dann da, nachdem ich hier vorbeigefahren war, um das Gewehr zu verstecken.«
    Er trank die Hälfte aus seinem Glas und sah mich an. »Haben Sie jemals so was Blödes getan?«
    »Chief, Sie haben da einen Fehler gemacht«, sagte ich. »Ich kann auch verstehen, wie das passieren konnte. Warum stellen Sie nicht das Glas weg und gehen ins Bett?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es kommt noch schlimmer«, sagte er. »Sobald man eine Dummheit begangen hat, muß man schon die nächste begehen und die übernächste. Es überwältigt einen einfach, wissen Sie? Bis das Ganze dir völlig außer Kontrolle gerät.«
    »Was haben Sie noch angestellt?«
    »Och, im Grunde nicht viel. Außer Veränderung eines Tatorts und Unterdrückung eines Tatwerkzeuges … was habe ich denn sonst noch gemacht?« Er stürzte den Rest des Glases hinunter und lehnte sich nach vorne, um sich erneut einzuschenken. Einiges ging neben das Glas, Whiskey tropfte auf den Gewehrlauf.
    »Zum Beispiel hätte ich Sie fast umgebracht«, sagte er. »Als ich Sie wegen nichts eingebuchtet habe. Ich habe Ihnen die Handschellen abgenommen. Ich hatte mir überlegt, daß ich Sie vielleicht genau in diesem Moment erschießen könnte und dann allen erzählen, Sie seien auf mich losgegangen. Dann hätten Sie nicht länger rauskriegen wollen, was mit Wilkins passiert war, und hätten auch nicht …« Er blickte nach rechts, als ob er über die ganze Stadt hinwegsehen könnte. »Sie wären nie mehr in dieses Haus gegangen.

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