Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
aufgedeckt, war um halb fünf morgens einfach nur hereinspaziert und hatte mich fallen lassen. Meine rechte Hand war immer noch angeschwollen, ein kleines Andenken für den Fall, daß ich alles nur für einen bösen Traum halten sollte.
Wie spät war es jetzt? Ich konnte keine Uhr sehen, aber im Raum herrschte Tageslicht, greller, als ich es jemals zuvor gesehen hatte.
Wieder klingelte das Telefon. Ich richtete mich auf. Ich hob den Hörer ab. Das Freizeichen.
Ich lehnte mich wieder zurück und starrte zur Decke. Wieder klingelte das Telefon. Das vom Motel war es nicht. Es war mein Handy. Aber das war unmöglich, denn das lag draußen in meinem Wagen.
Das Telefon klingelte wieder. Okay, mein Handy war es nicht. So klingt mein Handy nicht. Mein Handy ist nicht halb so aufdringlich.
Whitleys Handy. Es war noch immer in meiner Jackentasche und offensichtlich noch immer eingeschaltet. Ich stand auf, griff nach meiner Jacke und fischte das Gerät aus der Tasche. Es klingelte noch einmal, bevor ich mich melden konnte.
»Wer ist da?« fragte ich.
»Sind Sie das, McKnight?« Ich kannte die Stimme.
»Was ist los, Harwood? Warum rufen Sie mich an?«
»Sie haben Whitleys Handy gestohlen«, sagte er. »Ganz zu schweigen von seinem Auto. Er ist nicht glücklich darüber.«
»Trotzdem habe ich irgendwie kein so richtig schlechtes Gewissen«, meinte ich. »War das alles, was Sie mir zu sagen hatten?«
»Sie klingen, als hätten Sie eine anstrengende Nacht hinter sich. Ist ja wohl auch so, wenn sie nicht übertrieben hat.«
»Tschüß denn.«
»Warum haben Sie mich nach Randy Wilkins gefragt?«
»Haben Sie nicht gesagt, daß Sie ihn nicht kennen?«
»Das war doch der Pitcher, oder? Für die Tiger. Der Kerl, den sie in bloß einem Spiel fix und alle gemacht haben. Ich hab das Spiel gesehen. Wußten Sie das?«
»Was Sie nicht sagen.«
»Sein Vater hat in Kalifornien in Immobilien gemacht. Wir standen damals vor einem Geschäftsabschluß, aber der hat sich dann zerschlagen. Ich glaube, daß ich deshalb zu dem Spiel gegangen bin. Sein Vater war verhindert, und da habe ich gesagt, ich geh hin. Mein Gott, hat der ’ne Packung gekriegt! Was hat er noch mal verschuldet, acht Runs im ersten Inning?«
»Harwood, ist das wirklich der einzige Kontakt, den Sie jemals mit ihm gehabt haben? Daß Sie zu seinem Spiel gegangen sind?« Ich brachte da keinen Sinn rein. Das war mir zuviel Zufall.
»Ich glaube, ich habe ihn einige Tage später noch mal gesehen. Irgendwo in einem Restaurant. Ich bin zu ihm gegangen, ein Kondolenzbesuch, wissen Sie? Ich wollte ihm sozusagen mein Beileid aussprechen … Und dann – hey, Moment mal.«
»Was gibt es?«
»Jetzt fällt es mir wieder ein«, sagte er. »Es war im Lindell AC, in der Innenstadt von Detroit. Kennen Sie das?«
»Ja.«
»Wir haben zusammen einen getrunken; dachte, daß das wohl das mindeste war, was ich für ihn tun konnte. Ich wollte ja immer noch diesen Deal mit seinem Vater auf die Beine stellen. Und da sollte man doch die Beziehungen zur ganzen Familie pflegen, oder? Und da sitzt der arme Kerl da, der sich soeben vor einem randvollen Stadion total zum Narren gemacht hat. Und aus heiterem Himmel sagt er zu mir, ich soll doch ein Stück die Straße runtergehen und mir von der Alten da die Zukunft deuten lassen. Maria hat er überhaupt nicht erwähnt, nur Madame Sowieso, jedenfalls den Namen, den sie damals gerade benutzt hat. Direkt danach ist der Deal mit Wilkins’ Vater geplatzt. Ich glaube nicht, daß ich den Namen jemals auch nur wieder gehört habe, bis Sie mich letzte Nacht danach gefragt haben.«
»Und so haben Sie dann Maria kennengelernt? Weil Randy Ihnen gesagt hat, Sie sollten sich die Zukunft deuten lassen?«
»Ich denke, so wird es gewesen sein, jetzt, wo ich darüber nachdenke. Verdammt noch mal, das habe ich so noch nie gesehen. Wilkins war der Kerl, der mir geraten hat, zu dieser Wahrsagerin zu gehen. Verdammt noch mal. Obwohl ich nicht glaube, jemals hingegangen zu sein, bis – im nächsten Jahr? Das Spiel war doch 71? Dann muß es die nächste Saison gewesen sein. 72 war ich noch mal bei einem Spiel. Das war doch das Jahr, wo sie bei den Playoffs gegen die A’s verloren haben, oder? Ich ging vom Stadion zu meinem Wagen zurück, sah ihr Schild auf der Leverette Street, und da fiel mir ein, daß ich sie mal aufsuchen sollte. Wissen Sie, ich war ganz einfach neugierig. Ich hatte mir noch nie die Zukunft deuten lassen. Also bin ich hingegangen, aus purem
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