Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
sagte ich.
»Er ist vom Dach gefallen. Er wollte gerade das Eis aus den Dachrinnen entfernen oder so was. Ich sag ja, ihr müßt ganz schön verrückt sein, hier oben zu leben.«
»Ja, wir sind verrückt«, sagte ich. »Komm, wir sehen mal, was er mit sich angestellt hat. Und sehen, ob ihm was eingefallen ist, wie wir sie aufstöbern können, die Tochter deiner Wahrsagerin.«
Kapitel 4
Leons Frau öffnete uns. Sie heißt Eleanor, und als erstes fällt einem an Eleanor auf, wie riesig sie ist. Man kommt einfach nicht umhin. Es gab eine Zeit, in der Leon mich gehaßt hat, damals, als er im tiefsten Herzen davon überzeugt war, daß ich ihn seinen Job als Privatdetektiv gekostet hatte. In dieser Zeit hatte ich ganz ehrlich mehr Angst vor Eleanor als vor Leon. Sie sind beide größer als ich, aber sie hat etwas an sich, daß ich immer denken mußte, sie sei erheblich schneller als ihr Gatte.
Inzwischen habe ich Eleanor ein wenig kennengelernt, genug um zu wissen, daß sie eine gute Frau mit einem raschen Verstand und Sinn für Humor ist. Und sehr viel Geduld mit ihres Mannes Traum von einem Dasein als praktizierender Privatdetektiv. Aber immer noch würde ich sie gegenüber Leon vorziehen, wenn ich Rückendeckung bei einer Kneipenschlägerei brauchte.
Randy küßte ihr die Hand, als ich ihn ihr vorstellte. Noch eine Frau, die sein Charme aus den Socken haute.
»Beachte ihn gar nicht«, sagte ich.
»Und ob ich ihn beachte, Alex«, erwiderte sie.
»Was zum Teufel hat dein Mann denn angestellt? Randy sagt, er ist vom Dach gefallen?«
Sie rollte mit den Augen und deutete hinter sich. In der Rückwand der Küche befand sich eine offen stehende Tür, und durch sie konnte ich Leon auf dem Bett liegen sehen, beide Füße auf Kissen hochgelegt. An beiden Fußgelenken waren Gipsverbände. »Alex!« rief er, als er mich sah. »Bring unseren Klienten rein!«
Im Schlafzimmer brannte kein Licht. Ein Computerbildschirm stand auf der einen Seite des Doppelbetts, und Leon schien völlig eingetaucht in das bläuliche Licht, das vom Schirm kam. Sein wirres rotes Haar wirkte geradezu furchteinflößend. Er trug ein kariertes Flanellhemd und graue Trainingshosen. Die Tastatur des Computers ruhte auf seinem Schoß.
»Sie müssen Mr. Wilkins sein«, sagte er und streckte seine rechte Hand aus.
»Nennen Sie mich Randy.« Er schüttelte Leon die Hand.
»Leon«, sagte ich, »bist du wirklich vom Dach gefallen und hast dir beide Fußgelenke gebrochen?«
»Ich wollte das Eis aus der Dachrinne entfernen«, sagte er. »Seit letzter Woche trägt Ellie mich rum. Schon gut, daß ich so leicht wie ein Ballettänzer bin.«
»Sagen wir lieber drei Ballettänzer«, meinte Eleanor, die gerade ins Zimmer kam. »Ich hätte ihn einfach draußen im Schnee lassen sollen.« In jeder Hand trug sie einen schweren hölzernen Küchenstuhl so selbstverständlich, als handele es sich um zwei Eßteller. »Ich bringe Ihnen mal Stühle«, sagte sie, »da mein Göttergatte hier nicht weg kann.«
Als wir zu beiden Seiten des Bettes Platz genommen hatten, beendete er sein Tippen auf der Tastatur. Irgendwo hinter mir sprang ein Drucker an.
»Okay, das wär’s«, sagte er. »Ich habe über zwanzig Stunden in den Fall gesteckt, und das habe ich bis jetzt.«
»Zwanzig Stunden?« sagte ich.
»Mann, was soll ich denn sonst tun?«
»Ich bin froh, daß Sie die Stunden mithalten«, sagte Randy. »Ich will euch beide für den Zeitaufwand entschädigen.«
»Und Sie kriegen auch was für Ihr Geld, hoffe ich«, erklärte Leon. »Sie können sich darauf verlassen, daß wir unser Bestes tun.«
»Spar dir die Werbesprüche«, sagte ich. »Und wo wir gerade dabei sind, erinnere mich doch daran, daß wir uns noch über diese Website unterhalten müssen.«
Leon ließ die Augen zu Randy wandern und behielt sie dort. »Wie ich schon sagte, hier ist, was ich bis jetzt habe. Ich weiß, daß Sie schon zwei Personensuchdienste eingeschaltet haben. Sowohl wegen Maria als auch wegen ihrem Bruder, Leopold. Sie können alle ihre Dateien nach den beiden Namen absuchen, aber die Informationen reichen einfach nicht. Alles, was wir haben, sind zwei Namen, ein ungefähres Geburtsjahr wenigstens für Maria – etwa 1952, geht man davon aus, daß sie 1971 neunzehn war –, und eine sehr alte Adresse, wo sie mit ihrer Mutter gearbeitet hat und … Sie sagen, daß sie dort auch gewohnt haben?«
»Ja«, sagte Randy, »im oberen Stock.«
»Und an die Vornamen der Eltern können Sie
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