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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Ich sag dir, Alex, der Schuppen war schräg. Da war einmal diese unglaublich rote Tapete, und dann alle diese komischen Bilder an den Wänden. Auf einem hing ein Typ verkehrt herum, wie auf den Tarotkarten, und auf einem andern war ein Skelett in einem schwarzen Gewand – mit diesem großen Sicheldings, das es immer mit sich schleppt, um Seelen zu ernten. Jedenfalls, Madame Valeska saß im Hinterzimmer vor einer Kristallkugel, ich schwöre es dir, und einem nach dem anderen hat sie uns die Zukunft gedeutet. Als ich endlich zu ihr reingerufen wurde, war ich schon verliebt. Dieses Mädchen, in der Lobby, sie saß da an einem kleinen Tisch. Sie hatte schwarzes Haar. Und diese Augen, die geradewegs … Gott, ich weiß, wie das klingt, Alex. Ich weiß aber nicht, was ich anstellen soll, damit es anders klingt. Aber als sie mich ansah, war es, als ob plötzlich alles stehen blieb. Ich konnte nicht einmal mehr atmen. Schließlich habe ich sie nach ihrem Namen gefragt. Sie sagte, sie hieße Maria. Und das ist es schon. So habe ich sie getroffen.«
    Lange Zeit saßen wir da. Der Wind frischte auf und pfiff über die Plattform. Die kalte Luft ließ mein Auge schmerzen.
    »Was hat Madame Valeska denn gesagt?« fragte ich. »Wie sah deine Zukunft aus?«
    Er lachte. »Allzugut habe ich nicht zugehört. Obwohl ich mich erinnere, daß einiges von dem, was sie gesagt hat, schon erstaunlich war. Sie wußte, daß ich vor der größten Prüfung meines Lebens stand.«
    »Du bist mit einer Horde anderer junger Baseballspieler da gewesen«, meinte ich. »Natürlich mußte sie da so was sagen.«
    »Nein, da steckte schon mehr hinter. Sie wußte auch so Sachen wie daß ich meinem Vater beweisen wollte, daß ich auch auf meinem eigenen Gebiet erfolgreich sein konnte, auch wenn ich nicht bei ihm ins Geschäft eintrat.«
    »Ein Sohn, der seinem Vater imponieren will. Noch eine wundervolle Offenbarung.«
    »Schon klar, Alex. Ich hab kapiert. Es ist ja auch nicht, als ob ich wirklich an das Zeugs geglaubt hätte. Bestimmt bin ich nicht deshalb am nächsten Tag zurückgekommen.«
    »Laß mich raten.«
    »Ich habe für Maria einen Brief abgegeben. Wie ein Bubi von der High School. Du weißt ja, ich war gerade zwanzig. Sie war neunzehn.«
    »Wie oft hast du dich mit ihr getroffen?«
    »Zehn Tage lang jeden Tag. Bis ich so vorgeführt worden bin und dann … na ja, da habe ich mich eine Zeitlang von der menschlichen Rasse verabschiedet.«
    »Du hast dir zehn Tage lang jeden Tag die Zukunft deuten lassen?«
    »Nein, nur ein paarmal«, sagte er. »Madame Valeska hätte mich umgebracht, wenn sie das mit Maria gewußt hätte. Und ihr Vater. Und, mein Gott, ihr großer Bruder. Er hieß Leopold. Er hat uns einmal gesehen, wie wir in der Stadt spazieren gingen, und er hätte mich fast an Ort und Stelle erwürgt. Maria mußte zu ihm gehen und mit ihm reden, ihn beruhigen. Sie muß ihm wohl das Versprechen abgenommen haben, den Eltern nichts zu sagen. Wir mußten uns immer irgendwo rumdrücken, weißt du, immer an einer anderen Stelle treffen. Ich habe sie jeden Tag gesehen, und wenn es nur für ein paar Minuten vor einem Spiel war.«
    »Hast du mit ihr Sex gehabt?«
    »Alex, komm schon.«
    »Hast du?«
    »Das war 1971. Jeder hatte doch damals Sex.«
    »Ich nehme an, das heißt ja.«
    »Ja«, sagte er. »Wir hatten Sex. Obwohl – so richtig war es nur einmal. Zweimal sonst haben wir nur …«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Einzelheiten brauche ich nicht. Gehen wir.«
    »Wohin gehen wir?«
    »Zu Leons Haus«, sagte ich, als ich aufstand. »Er wartet doch auf uns, oder nicht?«
    »Heißt das, daß du mir helfen willst?«
    »Was kann ich denn sonst machen? Bei deiner Geschichte wird einem doch richtig warm ums Herz.«
    »Hab ich doch gesagt. Ich weiß, daß sie nicht so toll klingt.«
    Ich ging auf dem Weg nach unten voraus. »Hast du nicht gesagt, daß Leon in dieser Angelegenheit schon für dich tätig geworden ist?«
    »Ja«, sagte er, als er mich wieder eingeholt hatte. »Genau gesagt, hatte ich schon zwei von diesen Personensuchdiensten engagiert, aber alles, was ich hatte, war die Adresse von 1971. Ich kenne nicht mal ihren Geburtstag. Leon hat sich schon etwas umgetan und meint, wir würden vermutlich Recherchen vor Ort in Detroit durchführen müssen. Und in seinem Zustand …«
    »Welchem Zustand?«
    »Du weißt doch, mit dem Unfall. Willst du mir gerade weismachen, er ist dein Partner, und du hast noch nicht von seinem Unfall gehört?«
    »Nein«,

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