Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
sich nicht erinnern?«
»Nein, kann ich nicht«, sagte Randy. »Ihre Mutter war für Maria einfach Mama und für alle anderen Madame Valeska. Und ich glaube nicht, daß ich jemals den Vornamen des Vaters gehört habe.«
»Und es gab nur den einen Bruder, meinen Sie? Keine weiteren Geschwister?«
»Ja«, sagte Randy. »Sie hat einmal gesagt, daß ihre Eltern ein schweres Leben hatten, bevor sie nach Amerika gekommen sind. Sie waren schon in den Vierzigern, als sie Leopold und Maria bekamen. Ich glaube, das hat dazu beigetragen, daß sie so auf sie aufgepaßt haben.«
»Und wie alt Leopold 1971 war, wissen Sie nicht?«
»Ich weiß nur, daß er älter als sie war«, sagte Randy. »Aber keine Ahnung, wieviel.«
»Diese Personensuchdienste«, sagte Leon, »die brauchen normalerweise ein Geburtsdatum, die Sozialversicherungsnummer oder eine Adresse jüngeren Datums. Ohne das kommen die nicht sehr weit. Aber das wissen Sie ja. Deshalb sind Sie ja hier.«
»Ganz genau«, sagte Randy.
»Fangen wir direkt mal mit der guten Nachricht an. Sie ist nicht tot. Nicht, wenn sie in der Sozialversicherung war. Vier Frauen mit dem Namen sind seit 1971 gestorben. Alle vier waren erheblich älter, als sie es gewesen wäre.«
»Okay«, sagte Randy. »Das ist doch schon mal gut.«
»Einen Leopold Valeska habe ich da auch nicht gefunden. Was auch immer das heißt.«
»Das ist doch auch erfreulich«, meinte Randy. »Auch wenn er mich gehaßt hat.«
»Im Gefängnis ist sie auch nicht. Nicht in einem Staatsgefängnis von Michigan oder in einem Bundesgefängnis. Auch hier gilt dasselbe für Leopold.«
»Schön.«
»Unser größtes Problem«, fuhr Leon fort, »ist die lange Zeit, die verstrichen ist, seit Sie sie zuletzt gesehen haben. In diesen fast dreißig Jahren kann sehr viel passiert sein. Eine Frau kann heiraten. Leopold hat noch denselben Nachnamen, sollte man annehmen, aber Marias Name kann jetzt ganz anders lauten. Sie kann aus der Gegend fortgezogen sein. Wie viele Leute kennen Sie, die heute noch im selben Viertel wohnen wie 1971? Was wir in der Tat tun müssen, ist in der Zeit zurückgehen und ihren Aufenthaltsort von 1971 bis heute rekonstruieren. Das wird nicht leicht sein, aber ich denke, es ist machbar. Das einzige, was für uns günstig ist, ist ihr Nachname. Wenn Sie eine Maria Smith suchten, sähe ich keine Chance. Mit Maria Valeska ist das schon anders. Das muß ein, was denn, ein osteuropäischer Name sein? Vielleicht aus Jugoslawien? Rumänien?«
»Das weiß ich nicht genau«, sage Randy. »Ich weiß nur, daß beide Eltern in Europa geboren waren.«
»Du hast sie nicht mal gefragt, wo sie herkamen?« sagte ich. »Oder warst du zu sehr beschäftigt mit – wie hast du es noch ausgedrückt? Mit dem, was 1971 alle taten?«
»Vielleicht habe ich sie gefragt«, sagte er. »Ich kann mich nicht erinnern.«
»Alex«, ermahnte mich Leon, »wenn sich der Mann in diesem Raum aufhält, ist er unser Klient, kapiert?«
»Allerdings«, meinte Randy, »behandle mich mithin mit Respekt.«
»Was ist übrigens mit deinem Auge passiert?« fragte Leon.
Bevor ich mich noch entschieden hatte, wen ich zuerst erwürgen sollte, bat Randy Leon fortzufahren.
»Diese Suchdienste werden Ihnen schon die Telefonnummern von jeder Maria Valeska gegeben haben, die momentan in den Telefonbüchern im ganzen Land steht. Bei flüchtiger Durchsicht habe ich fünf gefunden.«
»Stimmt, ich glaube, sie haben mir sieben Nummern gegeben. Ich habe sie alle angerufen, aber keine war die richtige.«
»Und Leopold …«
»Sie hatten zwei Leopolds gefunden«, sagte Randy. »Keiner war der richtige.«
»So einfach ist das Leben meistens nicht«, sagte Leon. »Trotzdem sind die Telefonbücher noch immer ein denkbarer Weg. Der Name ist nach wie vor ein wichtiges Merkmal. Wenn wir jeden Valeska im Land anrufen, könnten wir auf einen weiteren Verwandten stoßen.«
»Jeden einzelnen Valeska?« sagte Randy. »Im ganzen Land?«
»Wenn man nur die rechnet, die auch im Telefonbuch stehen«, sagte Leon, »bin ich auf etwa dreihundert gekommen. Ich habe im nationalen Telefonbuch nachgesehen. Sie werden gerade ausgedruckt.«
»Und jeden davon müssen wir anrufen?«
»Nun, genau einunddreißig von ihnen leben in Michigan, also habe ich damit angefangen. Ich habe mich als Anwalt ausgegeben, der an einer Sammelklage arbeitet, und gesagt, daß ich eine Maria Valeska suche, die 1971 im Raum Detroit gelebt hat. Ich habe gesagt, sie hätte unter Umständen
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