Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Anspruch auf eine größere Summe.«
»Konnten Sie denn nicht direkt und ohne Vorwand nach ihr fragen?« sagte Randy.
»Vielleicht, aber heutzutage weiß man nie. Die Leute sind so mißtrauisch. Erreicht habe ich nichts. Mithin können wir es noch bei den restlichen über zweihundertundsiebzig versuchen. Das ist viel Arbeit. Ich denke, wie sollten sie vorher noch einzuengen versuchen.«
»Und wie machen wir das?«
»Nun, eine Geburtsurkunde wäre hilfreich, dann hätten wir wenigstens die Namen der Eltern. Wenn es Einwanderer waren, wie wir annehmen, muß es Akten geben. Das Problem ist nur, daß man in Michigan an Geburtsurkunden so schwer rankommt. In den meisten anderen Staaten braucht man nur zur Personenstandsbehörde zu gehen und danach zu fragen. In Michigan sind sie gehalten , sie nicht rauszugeben, außer man ist ein Elternteil oder ein Vertreter des Gerichts. Aber man kann nie wissen. Sie sind sich ziemlich sicher, daß sie in Detroit geboren ist?«
»Sie ist in Detroit aufgewachsen«, sagte Randy. »Da habe ich gedacht, daß sie da auch geboren ist.«
»Dann müßten die Unterlagen bei der Staatsverwaltung in Lensing sein. Auf eurem Weg nach Süden könnt ihr da vorbeischauen. Aber auch bei der Stadtverwaltung in Detroit. Einen Versuch ist das wert.«
»Wir gehen einfach zu der Behörde und fragen nach der Geburtsurkunde?«
»Ein wenig betteln müßt ihr schon, denke ich, und darauf hoffen, daß ihr an einen Sachbearbeiter geratet, der einen guten Tag hat.«
»Wir setzen einfach unseren gesamten Charme ein, was, Alex?«
Ich ließ das einfach so im Raume stehen.
»Wenn ihr dann in Detroit seid«, sagte Leon, »müßt ihr als allererstes zu dieser Adresse in der Leverette Street. Der Mann, der jetzt in dem Haus wohnt, heißt – wie war das noch mal?« Er griff nach einem Block mit gelbem Notizpapier neben dem Bett und blätterte ihn durch. »Hier steht es. Henry Shannon.«
»Wie haben Sie das denn rausgekriegt?« wollte Randy wissen.
»Das städtische Adreßbuch«, sagte Leon. »Ich habe die Detroit Public Library angerufen und gebeten, mal nachzusehen. Das ist das Besondere bei Bibliothekaren. Im Gegensatz zu anderen Beschäftigten im öffentlichen Dienst mögen sie ihren Beruf wirklich. In aller Regel sind sie deshalb auch viel hilfsbereiter. Die Bibliothekarin hat mir alles gesagt, was sie über den ganzen Block in der Leverette Street herausfinden konnte. Ich gebe Ihnen eine Kopie davon.«
»Was ist denn mit diesem Mr. Shannon? Haben Sie ihn schon angerufen?«
»Schon ein paarmal«, sagte Leon, »aber er war nicht zu Hause. Ich habe es dann noch mit ein paar anderen Nummern in dem Block versucht, aber sehr weit bin ich nicht gekommen. Da ruft jemand aus dem Nichts an und fragt, wer vielleicht vor dreißig Jahren da in dem Block gewohnt haben könnte … das funktioniert einfach nicht am Telefon. So was muß man halt persönlich machen. Man geht an die Tür, sie sehen, was für ein netter Kerl man ist, erzählt ihnen, warum man da ist und wonach man sucht.«
»Das funktioniert«, meinte Randy. »Wir kriegen das hin.«
»Ich habe herausgefunden, wem das Haus 1971 gehört hat«, sagte Leon. »Einem Mann namens Michael Kowalski. Die Bibliothekarin von der Abteilung Handel und Finanzen hat mich mit der Burton Historical Collection verbunden. Die haben städtische Adreßbücher bis zurück zu den zwanziger Jahren.«
»Warten Sie mal«, sagte Randy. »Das macht Sinn. Sie müssen die obere Etage in dem Haus gemietet haben. Ich erinnere mich …« Er hielt lange inne und starrte in die Vergangenheit. »Jetzt kommt es wieder. Sie hat erzählt, ihr Vater wolle etwas Geld zurücklegen, damit sie ein Haus kaufen könnten. Er liebte Amerika, aber alles war so teuer. Vor allem das Essen. Würste. Das fällt mir wieder ein. Er konnte es nicht fassen, daß er für Würste einen ganzen Dollar zahlen mußte.«
»Das mußt du unbedingt aufschreiben«, sagte ich. »Würste.«
»Ich brauche wohl nicht zu sagen«, fuhr Leon fort, indem er mich ignorierte, »daß es jede Menge Kowalskis in Detroit gibt. Alle Michaels habe ich versucht, aber ohne Erfolg. Ich denke, am sichersten ist es, wenn ihr in dem Viertel an den Türen lang geht. Dann findet ihr mit Sicherheit jemanden, der dort schon lange wohnt, oder der wenigstens sein Haus von jemandem gekauft hat, der dort lange gelebt hat.«
»Da haben wir doch wenigstens einen Plan«, meinte Randy. »Das macht ja richtig Spaß.«
»Und wie ich schon sagte,
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