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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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nachdem sie gestorben war, hat mein Vater dann schließlich die ganzen Baseballsachen aus der Garage geholt. Aus dem Handschuh war ich rausgewachsen. Er mußte mir einen neuen kaufen.«
    Ein Auto fuhr die Straße entlang. Einen Moment lang waren wir von den Scheinwerfern geblendet. Dann war es wieder dunkel.
    »Als ich in der High School war, hat mein Vater das Land oben in Paradise gekauft. Ich weiß noch, wie ich mich gewundert habe, warum er um Himmels willen so viel Geld für ein Stück Land ausgibt, das sechs Stunden entfernt hinter dem Ende der Welt liegt. Er hat mich dahin mitgenommen, und es gab nichts da außer Kiefern. Nichts. Da habe ich ihn schließlich gefragt, warum er das Land gekauft hat. Weißt du, was er gesagt hat? Er hat gesagt, er hat es gekauft, weil meine Mutter immer so den Duft der Weihnachtsbäume geliebt hat.«
    Ich fuhr wieder los, zurück zur Telegraph Road. Im Licht der Straßenlaternen konnte ich Randys Gesicht sehen. Er blickte stur geradeaus.
    »Ich denke, du bist nicht heiß darauf, meine Schule zu sehen. Oder den Sportplatz, wo ich den ersten Home Run geschafft habe. Als ich mit der Schule fertig war, bin ich gleich in die Jugendliga gekommen, aber das weißt du ja. Näher als in dieser Saison in Toledo bin ich nie an die Großen Ligen rangekommen. Ich war enttäuscht, daß ich im September kein Angebot bekommen habe. Ich war neidisch auf dich, das gebe ich zu. Aber ich bin drüber weggekommen. In der Tat sogar ziemlich schnell, meine ich. Im nächsten Jahr, als sie mich an die Pirates verkauft haben und ich die Saison in Columbus gespielt habe, wußte ich, daß es mit mir keinen Zweck mehr hatte. Am Ende der Saison wußte ich, daß es Zeit war, mein Leben wieder in die Hand zu nehmen. Wie viele Jahre bist du noch deinem Traum hinterhergelaufen?«
    Er antwortete nicht. Das brauchte er auch nicht. Ich wußte, daß er sechs weitere Jahre zwischen Double-A und Triple-A hin und her getitschtwar, immer dieselben klapprigen Busse, immer dieselben miesen Motelzimmer. Die Tiger hatten ihn entlassen, aber dann zeigten die Athletics Interesse an ihm, dann die Dodgers und dann die White Sox.
    Ich war Catcher, der mit Pitchern exzellent klarkam, aber selbst keine .240 treffen konnte; damit war mein Schicksal besiegelt. Aber Randy hatte ein unverzeihliches Talent. Er hatte einen tollen linken Arm, und wenn er gut warf, war er der Tod jedes linkshändigen Batters. Deshalb gab es immer noch eine Mannschaft, die ihm eine Chance gab.
    Auf der Telegraph fuhr ich nach Norden, immer weiter, bis zur Grenze von Wayne County. Wieder bog ich nach rechts ab und wendete, um auf der Seven Mile Road nach Westen zu fahren. Wieder eine Seitenstraße. Wieder eine Zeile Backsteinhäuser. Diese Gegend lag auf einer Immobilienskala irgendwo zwischen dem Viertel in Detroit und dem in Dearborn.
    »Hier haben wir gewohnt, als ich verheiratet war. Meine Frau hieß Jane. Weißt du, ich kann mich nicht mal mehr erinnern, wann ich ihren Namen zuletzt laut ausgesprochen habe. An unserem Hochzeitstag habe ich ihr versprochen, ich würde jeden Tag vom Rest meines Lebens mit ihr verbringen. Und jetzt könnte ich nicht mal sagen, in welchem Staat sie wohnt.«
    »Ich war auch verheiratet, Alex.« Es war das erste Mal, daß er in der letzten Stunde etwas sagte. »Ich weiß, wie es ist, wenn man verheiratet ist.«
    »Okay«, sagte ich, »den Teil kennst du dann.« Ich sah aus dem Fenster auf das Haus. Im Wohnzimmer brannte Licht. Die Familie saß da und sah fern. Vielleicht hockte ein Kind an seinen Hausaufgaben. Ein weiteres lag schon im Bett. Sie wußten nicht, daß wir hier draußen waren und das Haus betrachteten. Sie wußten nicht, daß das einst mein Haus gewesen war.
    »Neun Jahre haben wir hier gewohnt«, sagte ich. »Die meiste Zeit davon war ich Polizeibeamter in Detroit. Wir wollten Kinder haben, und mit denen wäre ich dann im Sommer nach Paradise gefahren und hätte ihnen die Hütten gezeigt, die ihr Großvater da baute.«
    »Und was ist dazwischengekommen?«
    »Einmal ist sie schwanger gewesen«, sagte ich. »Aber sie hatte eine Fehlgeburt. Ich hatte gerade Dienst. Nachtschicht. Sie ist selbst ins Krankenhaus gefahren. Sie hätte mich anrufen können. Ich wäre gekommen, sogar mit dem Streifenwagen. Aber das hat sie nicht gemacht. Sie ist selbst gefahren und hat den ganzen Weg geblutet.«
    »Das war nicht deine Schuld.«
    »Ich weiß. Genau wie der Tod meiner Mutter, stimmt’s? Es war nicht meine Schuld.«
    »Ja,

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