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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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Randy etwas zu den Jungs an der Bar sagte, irgendwas Nettes, daß sie jetzt auf ihn losgehen könnten, wo ich weg wäre. Ich wartete draußen auf der Michigan Avenue und atmete die Nachtluft ein. Ein Frühlingsabend in Detroit, kalt, aber nicht schmerzhaft. Ich wartete zwanzig Sekunden, stürzte dann wieder nach drinnen und dachte, jetzt käme die Kneipenschlägerei, ob ich wollte oder nicht. Aber Randy kam aus der Tür geschossen und rannte mich fast über den Haufen. Er war allein und ohne sichtbare Verletzung. Entweder hatte er sich wieder einmal verbal aus der Schlinge gezogen, oder er hatte die beiden mit seinem Zeigefinger getötet. In diesem Moment war mir das egal. Die ganze Eskapade sah mehr und mehr nach einem Fehler aus. Ich sah ihn lange an, ohne ein Wort zu sagen, und begann dann die Michigan Avenue runterzugehen. Er fiel neben mir in den gleichen Schritt und erwiderte mein Schweigen mit seinem.
    Wir kamen an Leverette Street vorbei, der Straße, wo Randy sich 1971 die Zukunft hatte deuten lassen und Maria getroffen und sich in sie verliebt hatte. Oder was sonst, Teufel noch mal, passiert sein mochte. Mr.   Shannon, der Mann, mit dem ich telefoniert hatte, saß vermutlich in diesem Moment in seinem Wohnzimmer einen halben Block die Straße runter und sah das Spiel der Tiger im Fernsehen. Randy blickte in die Straße hinein, ohne seinen Schritt zu verlangsamen. Er sagte nichts.
    Das Stadium ragte über uns auf. Es war völlig dunkel, bis auf eine blaue Neonschrift an der höchsten Stelle. DETROIT TIGERS in blauen Buchstaben. Tigerblau. Und ein Schild, das weiß schimmerte, mit schwarzen Buchstaben und der Botschaft BEGINN DER HEIMSAISON 19. APRIL CLEVELAND INDIANS.
    Als wir den Parkplatz des Motels erreichten, öffnete ich die Tür am Fahrersitz und machte dann Randys Tür von innen auf. Randy stieg ein. Ich fuhr vom Parkplatz, bog nach rechts ab und wendete dann nach Westen. Vor langer Zeit hatte irgendwer entschieden, daß man auf Hauptstraßen im Raum Detroit nicht nach links abbiegen darf. Vierunddreißig Jahre hatte ich hier gelebt und vermutlich ein ganzes Jahr damit verbracht, nach rechts abzubiegen und dann nach links zu wenden.
    Ich fuhr auf der Michigan Avenue durch ganz Detroit durch nach Westen, am Roosevelt Park vorbei nach Dearborn. Ich wechselte auf die Ford Road und fuhr am River Rouge Park und am Dearborn Country Club vorbei. Immer weiter bis zur Telegraph Road, wo ich wieder nach rechts und zu meiner Wende abbog, statt einfach nach links zu fahren. Ich fand die alte Straße, bog nach links ab, ehrlich und wahrhaftig nach links, weil ich jetzt die Hauptstraße verließ, und fuhr dann noch zweieinhalb Blocks weiter. Am Straßenrand hielt ich an.
    Backsteinhäuser. Genau wie das Viertel vorhin in Detroit. Vielleicht etwas netter. Der Rasen wurde hier besser gesprengt. Die Gärten nach hinten heraus waren etwas größer. Aber der Plan war derselbe. Backsteinhäuser in einer Zeile, dazwischen gerade so viel Platz, daß man den Wagen in die frei daneben stehende Garage fahren konnte.
    »Hier bin ich aufgewachsen«, sagte ich.
    Randy sah aus dem Fenster. »Das Haus hier?«
    »Ja.«
    »Sieht hübsch aus, das Haus.«
    »Das Haus ist hübsch«, sagte ich. »Als ich sieben Jahre alt war, kriegte meine Mutter Bauchspeicheldrüsenkrebs. Es hat dann noch anderthalb Jahre gedauert.«
    Er sagte nichts. Er sah sich nur das Haus an.
    »Meinst du, ein Siebenjähriger hat eine Ahnung, was Bauchspeicheldrüsenkrebs ist? Oder was eine Bauchspeicheldrüse ist? Wo man sie im Körper vielleicht finden kann?«
    Er sagte nichts.
    »Ich kriegte nur mit, daß meine Mutter ständig Gewicht verlor und immer kränker und kränker wurde und daß ich nichts dagegen tun konnte.«
    »Tut mir leid«, sagte er.
    »Mein Vater hat bei Ford gearbeitet«, sagte ich. »Das taten damals fast alle hier. Er stand jeden Morgen um fünf Uhr auf, versorgte sie, machte mir Frühstück und schickte mich zur Schule. Damals sind wir wirklich noch zu Fuß zur Schule gegangen. Wenn die Schule aus war, bin ich nach Hause gegangen. Für ein paar Stunden war ich dann allein mit meiner Mutter. Ich habe nur bei ihr gesessen. Zugeguckt, wie sie jeden Tag ein bißchen mehr gestorben ist. Und dann kam mein Vater nach Hause und machte Abendessen. Während ihrer ganzen Krankheit bin ich kein einziges Mal zu einem Baseballspiel gegangen, verstehst du? Ich habe nicht mal Baseball gespielt , solange sie krank war. Kein einziges Mal. Ein paar Monate,

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