Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Mehr habe ich nicht gesagt. Ich hab dann unsere Drinks bezahlt.«
»Ich wollte dir sowieso sagen, daß Detroit nicht das beste Pflaster ist, um mit dicken Geldbündeln herumzuwedeln.«
»Sie haben mich nach der Tätowierung auf meinem Arm gefragt. Ich habe ihnen erzählt, mein Zellengenosse hätte sie mir verpaßt, als ich das letzte Mal im Knast war. Er habe mir auch beigebracht, wie man einen Mann tötet, nur mit dem Zeigefinger.« Er zeigte mit dem fraglichen Finger an die Decke, natürlich dem an seiner linken Hand, und knallte ihn dann auf den Tisch, als wolle er ihn entzweischlagen. Irgendwie blieb der Tisch ganz.
»Eine tolle Geschichte«, meinte ich. »Das hat sie wohl gehörig beeindruckt?«
»Ich denke, es war der Slinky, der sie richtig in Fahrt gebracht hat«, sagte er und schüttelte seine Hand. Dann nahm er einen Schluck aus einem hohen Glas. Was auch immer er da trank, es war jedenfalls braun und schaumig.
»Du hast ihnen von deinem alten Pitch erzählt?« fragte ich.
»Nein, das ist ein Drink, den ich erfunden habe«, sagte er. »Wenn ich sie schon nicht mehr werfen kann, muß ich sie jetzt eben trinken.«
»Vielleicht bereue ich die Frage noch, aber was ist da drin?«
»Furchtbar einfach. Ein Teil Wodka und ein Teil Root Beer. Magst du mal probieren?«
»Da sage ich entschieden nein.«
»Mach mal, du wirst überrascht sein.«
»Nein, Randy, mich überrascht nichts mehr. Vermutlich werde ich in meinem ganzen weiteren Leben nie mehr überrascht sein.«
»Weißt du, wozu der Drink gut ist?«
»Nein. Als Rattengift?«
»Du siehst eine ganz tolle Frau an der Bar, gehst hin, stellst dich neben sie und bestellst einen Slinky. Funktioniert immer.«
Ich sagte nichts.
»Der Mann an der Bar kennt ihn nicht, also muß ich ihm erklären, wie’s gemacht wird. Der beste Wodka, den sie haben, vorzugsweise Charodei, weil der nicht mit Kohle gefiltert wird wie andere Wodkas. Und sie steht da und hört zu. Wodka und Root Beer. Welcher Mann trinkt Wodka mit Root Beer? Sie wendet sich um, um mich anzusehen, und ich fahre mein Lächeln auf. Schließlich trinke ich den besten Wodka im Lokal, weil ich weiß, wo’s langgeht, und Erfolg habe, und Root Beer, weil ich tief innen drin noch ein kleiner Junge bin. Und wenn sie mich dann fragt, warum es Slinky heißt, erzähle ich, daß ich mal in den Großen Ligen Baseball gespielt habe und daß das mein Verzweiflungswurf gewesen ist. Das wirkt immer.«
»Ah ja. Willst du das Spielchen auch versuchen, wenn du Maria gefunden hast? Einen Slinky bestellen?«
»Alex, nun komm schon. Ich mach doch nur Quatsch. Ich trinke das Zeugs, weil ich den Geschmack mag. Hier, versuch’s mal.«
»Ich hab dir doch schon gesagt, daß ich das nicht trinke. Wodka und Root Beer, um Himmels willen! Was kommt als nächstes, Randy? Bist du eigentlich andauernd verrückt? Gibst du dir nicht mal wenigstens einen Tag frei?«
»Du wärst mir doch zu Hilfe gekommen, stimmt’s? Wenn die Jungs was versucht hätten? Ganz wie in den guten alten Tagen? Entsinnst du dich noch an die Prügelei in dem einen Spiel, wo wir so kräftig mitgemischt haben? Wo war das noch, in Evansville?«
»Es war in Savannah«, sagte ich. Plötzlich war alles wieder da. Es gab noch eine andere Seite des Randy Wilkins. Sie zeigte sich nicht oft. Es dauerte lange, bis er die Kontrolle über sich verlor. Aber wenn er sie dann verlor, verlor er sie vollständig. »Du hast zwei erfolgreichen Battern eins übergebraten. Was hast du denn sonst erwartet?«
Er tat einen tiefen Zug und setzte dann das Glas ab. »Ich glaube, ich weiß, was dein Problem ist«, sagte er. Seine Stimme klang verändert.
»Wie bitte? Was ist mein Problem?«
»Das Problem ist, daß man mir eine Chance gegeben hat und dir nicht. Und daß ich gerade hier im Tiger Stadium spielen durfte, war auch nicht sehr hilfreich für dich. Wie oft warst du hier, um ein Spiel zu sehen, als du noch ein Junge warst? Wie oft hast du davon geräumt, selber mal in dem Stadion zu spielen?«
»Randy, glaubst du wirklich, ich bin sauer, weil du im Tiger Stadium spielen durftest und ich nicht?«
»Stören muß es dich schon«, meinte er. »Irgendwas stört dich.«
»Gehn wir«, sagte ich und stand auf.
»Wohin gehen wir?«
»Wolltest du nicht die Sehenswürdigkeiten besichtigen? Sehen, wo ich aufgewachsen bin und wo sonst alles Wichtige in meinem Leben passiert ist? Schön, ich zeig es dir.«
Ich war aufgestanden. Als ich nach draußen ging, hörte ich, wie
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