Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
Gesicht.«
»Ich will mal sehen, ob Mr. Shannon inzwischen zu Hause ist.« Ich hatte seine Nummer auf einem der Zettel, die Leon uns gegeben hatte, mit einem Kreis markiert.
»Du willst ihn anrufen?«
»Nein, ich werde zu Fuß zu seinem Haus zurückgehen.«
»Ist da jemand leicht verärgert?« sagte er. »Ich hole dir noch ein Bier. Dann gehen wir, und du führst mich hier rum, ja? Du hast es mir versprochen.«
»Das habe ich niemals versprochen.«
»Ich möchte sehen, wo du aufgewachsen bist, Alex. Ich will den Parkplatz sehen, auf dem du deine Unschuld verloren hast.«
»Ich werde ihn jetzt anrufen«, sagte ich.
»Mach«, sagte er. »Bring’s hinter dich.«
Ich ging zum Münzfernsprecher und wählte die Nummer. Ich hörte, wie es zweimal klingelte, dann sagte eine rauhe Stimme Hallo.
»Mr. Shannon?« sagte ich.
»Am Apparat.«
»Mein Name ist Alex McKnight. Ich bin Privatdetektiv. Ich habe eine Frage an Sie, und die klingt etwas merkwürdig.«
»Ein Privatwas? Um was geht es eigentlich?«
»Mr. Shannon, ich versuche jemanden ausfindig zu machen, der 1971 da gewohnt hat, wo Sie heute wohnen. Ich nehme an, Sie wissen nicht, wer damals der Eigentümer Ihres Hauses war?«
»1971? Ist das Ihr Ernst?«
»Doch, Sir. Es tut mir leid, Sie heute abend damit zu behelligen. Der Familienname war Valeska.«
»Nein, nein, hören Sie auf. 1971 war ich nicht mal irgendwo hier in der Nähe. In diesem Haus bin ich erst zwei Jahre.«
»Vielleicht weiß derjenige was, von dem Sie das Haus gekauft haben?«
»Nein, der hatte das Haus erst … warten Sie mal, ein Jahr, denke ich. Und bevor er es gekauft hat, hat das Haus, wie er mir mal erzählt hat, lange leergestanden …«
»Verstehe, Sir. Kann ich Sie noch fragen, ob Sie etwas über eine frühere Treppe wissen, die an der rechten Hauswand nach oben führte?«
»Das weiß ich in der Tat. Sieht ganz so aus, als ob da mal so was gewesen ist. Das ganze Haus ist mal umgebaut worden, dabei hat man die Rückseite völlig verändert. Ich glaube, damals ist auch die neue Treppe eingebaut worden.«
»Das klingt plausibel«, sagte ich. »Wir hatten uns schon so was gedacht.«
»Wenn Sie das mit der alten Treppe wissen«, meinte er, »dann scheinen Sie ja wirklich nach jemandem von damals zu suchen. Sind Sie wirklich Privatdetektiv?«
»Ja, Sir, das bin ich. Wenn ich noch eine Frage stellen dürfte …«
»Schießen Sie los.«
»Gibt es jemanden in Ihrem Block, der vielleicht schon 1971 dort gewohnt hat?«
»Kann ich mir kaum denken. Hier hat sich sehr viel verändert.«
»Schön, das wär’s denn. Ich bin Ihnen wirklich dankbar, daß Sie sich die Zeit genommen haben.«
»Andererseits, beschwören kann ich das nicht. Sie sollten doch mal fragen.«
»Vielleicht mache ich das, Sir.«
»Schauen Sie doch mal rein, falls Sie das wirklich tun. Ich habe noch nie einen Privatdetektiv gesehen. Ab drei bin ich meistens zu Hause.«
»Das werden wir machen, Sir. Und nochmals vielen Dank.« Ich hängte auf.
Als ich zu unserem Tisch zurückkam, hatte sich etwas verändert. Das milde pfiffige Lächeln, das Randy so gerne zur Schau stellte, als sei er über irgend etwas amüsiert, war völlig verschwunden. Seine Augen standen weit offen.
»Was ist passiert?« fragte ich.
»Ich habe uns noch eine Runde geholt«, sagte er und schob mir ein Bierglas zu. »Kein Problem.«
»Du hast ein Problem«, sagte ich. »Was ist los?«
»Ich habe kein Problem.«
»Du lügst«, sagte ich. »Ich habe dir doch gesagt, mich kannst du nicht belügen. Du bist der schlechteste Lügner der Welt.«
»Ich hatte eine kleine Auseinandersetzung, sonst nichts.«
Ich sah mich im Lokal um. An der Bar saßen zwei junge Männer und beobachteten uns. Weiße Jungs aus den Vororten, die in der verrufenen Autometropole etwas erleben wollten.
»Mit den Typen da drüben, nehme ich an?« Sie sahen nicht sehr glücklich aus. Und auch nicht allzu klein.
»Zwei lokale Größen mit irrigen Ansichten«, sagte er. »Sie sprachen davon, wie miserabel die Tiger spielten, was für dieses Jahr absolut zutrifft, weshalb ich ihnen auch nie widersprochen hätte. Aber dann redeten sie weiter, es mache sowieso nichts, schließlich sei Baseball kein richtiger Sport, und jeder könne es spielen.«
»Laß mich mal raten«, sagte ich. »Du hast versucht, ihre Ansichten zu korrigieren?«
»Ich habe sie nur gefragt, wann zuletzt jemand einen Baseball mit hundertfünfzig Stundenkilometern nach ihnen geworfen habe.
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