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Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
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konnte man es als Funkeln bezeichnen, zu anderen als Wahnsinn. Was völlig in Ordnung war, zog man in Betracht, von welcher Seite der kleinen Erhebung auf dem Spielfeld er warf. Letztlich gibt es einige simple Grundwahrheiten beim Baseball. Eine davon ist – ob das nun heutzutage politisch korrekt klingt oder nicht –, daß linkshändige Pitcher nicht normal sind. Sie können, um nur eins herauszugreifen, keine geraden Bälle werfen. Alles, was ein Linkshänder wirft, hat einen kleinen Effet, egal wie sehr er sich bemüht, einen direkten Fastball zu werfen. Ein Linkshänder ist als Freak der Natur nahezu gebrechlich und neigt stärker dazu, sich selbst zu verletzen. Ein falscher Wurf, und der Arm ist für immer hin. Das habe ich selbst schon mitgekriegt.
    Linkshänder denken auch anders. Sie können zum Beispiel leicht zerstreut wirken. Oder exzentrisch. Oder komplett verrückt.
    »Alex McKnight«, sagte er. Er packte mich an den Schultern und ließ mich nicht mehr los. »Wie lang ist das jetzt her?«
    »Das sind, warte mal, fast dreißig Jahre?« sagte ich. »Wie in aller Welt … Was machst du hier?«
    »Ich war in der Gegend. Und da habe ich gedacht, schau doch mal vorbei.«
    »In der Gegend, wie? Fällt dir nichts Besseres ein?«
    »Nicht bevor ich was zu trinken kriege«, sagte er. »Das war ein verdammt langer Tag.«
    »Was zu trinken«, sagte ich. »Klar.«
    Ich stellte ihn Jackie vor. »Der Mann hier«, erklärte ich, »hat mit mir in Toledo Baseball gespielt, ob du’s glaubst oder nicht. Er war Pitcher.«
    »Nett, Sie kennenzulernen«, sagte Jackie und schüttelte ihm die Hand. »Was darf es sein?«
    »Dasselbe, was Alex trinkt«, sagte Randy.
    »Alex trinkt Bier«, erklärte Jackie. »Bier aus Kanada. Alex trinkt kein Bier, das in Amerika abgefüllt worden ist. Er zwingt mich, Woche für Woche den ganzen langen Weg über die Brükke zu machen, bloß um ihm eine Kiste Bier zu holen.«
    »Ich glaube nicht, daß ihn deine herzzerreißenden Geschichten interessieren. Gib ihm lieber sein Bier.«
    »Du siehst gut aus«, sagte Randy zu mir. »Du treibst wohl regelmäßig Sport?«
    »Sport treiben, meine Fresse«, sagte Jackie hinter der Theke. »Alex McKnight und Sport treiben. Das war gut!«
    »Eines sage ich Ihnen«, erklärte Randy. »Dieser Mann, wie er da steht, war ein verteufelt guter Catcher. Ich glaube nicht, daß ich jemals einen Passed Ball bei ihm gesehen habe.«
    »Schade, daß er mit seinem Gewicht nicht so viel Glück hat«, sagte Jackie, als er mit dem Bier kam.
    »Gib ihm doch einfach sein Bier«, meinte ich. Ich setzte mich an den Kamin und sah ihm zu, wie er einen tiefen Zug aus der Flasche nahm.
    »Das also ist kanadisches Bier«, sagte er.
    »Schmeckst du den Unterschied?«
    »Doch, schon.«
    »Du lügst«, sagte ich. »Egal, wie lange das jetzt her ist, ich merke immer noch, wenn du lügst.«
    Er lachte. »Meinen Catcher kann ich nicht belügen.«
    »Da hast du verdammt noch mal recht«, sagte ich. »Aber im Ernst. Es ist toll, dich wiederzusehen. Nur den Schnurrbart und das Ziegenbärtchen nicht.«
    »Gibt mir so was Gerissenes, oder?«
    »Ja, nachgerade satanisch, so wie ein Massenmörder. Was hast du da auf dem Arm, eine Tätowierung?«
    Er betrachtete die Außenseite seines linken Unterarms. Sie zeigte drei parallele Linien. Die am weitesten von der Hand entfernte Linie war in der Mitte unterbrochen. »Das ist ein Trigramm«, erklärte er. »Weißt du, aus dem I Ching . Man nennt es ›den heiteren See‹. Ein tibetanischer Mönch hat das mit einer Nadel gemacht, die er in Spinnenblut getaucht hat.«
    »Du lügst schon wieder«, sagte ich. »Ich hab dir doch gesagt, versuch es erst gar nicht. Ich kann immer noch durch dich durchsehen. Auch noch nach dreißig Jahren.«
    »Und wie wäre es, wenn ich mich eines Abends in San Francisco total betrunken hätte?« sagte er. »Und als ich wieder wach wurde, hatte ich keine Brieftasche mehr, keine Schuhe, aber eine brandneue Tätowierung?«
    »Das klingt schon wahrscheinlicher«, meinte ich.
    Er lachte wieder. Es war dasselbe Lachen. Ein Jahr in meinem Leben hatte ich dieses Lachen mindestens zwanzigmal am Tage gehört.
    »Nun sag schon«, sagte ich.
    »Was?«
    »Was ist los? Wie weit hast du es denn hierhin gehabt, zum Beispiel?«
    »Nun, die letzten Jahre lebe ich in Los Angeles«, sagte er. »Vor zwei Wochen habe ich ein Spiel der Kaktus-Liga gesehen, und der Knabe im Fernsehen hielt sich dran, daß ein guter Catcher doch der beste Freund

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