Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)

Titel: Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Hamilton
Vom Netzwerk:
mich vom Platz holt. Aber der sitzt nur da und sieht mich an. Mit einem Blick, als hätte er extremes Sodbrennen. Ich lasse Davey Johnson zum Base gehen, und jetzt sind alle Bases besetzt. Und Martin sitzt immer noch auf der Bank. Und dann kommt Mark Belanger. Und ich denke, okay, endlich kommt der einzige in der ganzen Prozession, der kein Hitter ist. Jetzt konzentriere ich mich, schaff diesen Kerl und zieh mich aus der Klemme. Erster Pitch. Belanger schlägt ihn hoch an der linken Spielfeldkante entlang. In jedem Stadion der Welt war der aus, aber wir sind in Detroit, und so rollt er noch über den Zaun. Grand Slam. Geschlagen von Mark Fucking Belanger. Und da kommt endlich Billy Martin aufs Feld und sagt zu mir: ›Okay, das ist genug, Junge. Wir haben bald keine Basebälle mehr.‹«
    Als er schwieg, sagte niemand ein Wort. Es war fast dreißig Jahre her. Billy Martin war inzwischen gestorben. Aber man konnte sich immer noch lebhaft vorstellen, wie das gewirkt haben muß.
    »So habe ich sieben Runs in einem Inning verloren«, sagte Randy. »Genauer gesagt, in einem Drittel eines Innings, weil ich nur ein Aus hatte. Mein Durchschnitt in meinem ganzen Leben ist 198. Das könnt ihr nachschlagen.«
    Und dann lachte er. Die Spannung löste sich, und damit gab er jedem andern im Raum die Erlaubnis, in sein Lachen einzustimmen. Wir tranken noch ein paar Bier. Wir redeten noch etwas – über das, was er nach dem Baseball gemacht hatte. Irgendwas über den Handel mit Gewerbegrundstücken, irgendwas über eine Zeit als Baseball-Trainer bei irgendeiner High School. Mehr über seine Scheidung, seine Kinder, vor allem über seinen Jüngsten, den Catcher. Er hat in dieser Nacht viel erzählt. und jeder, der ihm zuhörte, war froh, daß er da war. Das war immer schon seine besondere Gabe gewesen.
    Aber er hatte mir noch immer nicht erzählt, warum er hier war.
    Ich mußte noch warten, bis ich das zu hören bekam. Zu Hause in meiner Hütte, wo Randy auf dem Sofa schlief und ich im Bett, weil er mich keinesfalls daraus vertreiben wollte. Und er wollte auch nicht in einer der anderen Hütten schlafen. Er wollte auf der Couch schlafen.
    »Genau wie in den alten Zeiten, wie?« sagte er, als wir das Licht ausgeknipst hatten. »Nur du und ich.«
    »Das ist keine sehr komfortable Couch, nicht wahr?«
    »Sie ist perfekt. Genau so wie die Betten, in denen wir geschlafen haben, wenn wir auswärts gespielt haben. Weißt du noch?«
    »Und ob ich das noch weiß«, sagte ich, und einen Moment lang war ich wieder in einem Motelzimmer in einer Kleinstadt und hörte zu, wie mein verrückter Zimmergenosse die halbe Nacht verquatschte.
    »Willst du es jetzt hören?«
    »Was hören?«
    »Warum ich den weiten Weg hierher gemacht habe?«
    »Ich habe mir gedacht, daß du es mir erzählen wirst, wenn du so weit bist.«
    »Ich habe in letzter Zeit sehr viel über 1971 nachgedacht«, sagte er. Ich konnte ihn im Dunkeln nicht sehen. Es gab nichts außer dem Klang seiner Stimme. Vermutlich wollte er es so haben. Nur seine Stimme, und ich sah ihn nicht an, während er es mir sagte.
    »Über das Spiel?«
    »Nicht so viel über das Spiel«, sagte er. »Über alles, was sonst passiert ist. Weißt du, es war die beste Zeit in meinem Leben. Eine Einladung in die Großen Ligen, ins Tiger Stadium gehen, dieses Trikot tragen, da im Dugout auf der Bank sitzen. Weißt du, die Dugouts in Detroit sind winzig .«
    »Ich glaube, ich habe davon schon einmal gehört.«
    »Tut mir leid«, sagte er. »Ich wollte dich nicht …«
    »Mach schon weiter«, sagte ich. »Erzähl mir, was du mir erzählen willst.«
    »In der Woche war ungeheuer viel los. Ich meine außerhalb vom Stadion. Ich war vorher noch nie in Detroit gewesen. Es gab da so viel zu sehen.«
    »In Detroit?«
    »Detroit insgesamt«, sagte er. »Die haben da ein tolles Kunstmuseum und einen netten Zoo. Und es gibt da dieses – wie nennt ihr das noch mal, das Boblo-Boot?«
    »Das Boblo-Boot. Da habe ich seit Jahren nicht mehr dran gedacht.«
    »Bist du mal damit gefahren?«
    »Klar, als kleiner Junge.« Es war ein großes altmodisches Flußschiff, das einen auf dem Detroit River zu einem Vergnügungspark auf einer Insel brachte.
    »Und Greenfield Village? Und das Henry-Ford-Museum? Ich bin überall hingegangen, und es war so, daß alles einfach großartig war, weil ich als Baseballspieler aus den Großen Ligen da hingehe. Ich meine nicht, daß mich jeder um mein Autogramm gebeten hätte. Mich hat überhaupt

Weitere Kostenlose Bücher