Der Linkshänder – DuMonts Digitale Kriminal-Bibliothek: Alex-McKnight-Serie (German Edition)
des Pitchers ist. Da hab ich mir gesagt ›Und ob das so ist‹, und ich mußte an die guten alten Tage in Toledo denken. Ich habe mir überlegt, was wohl aus dir geworden ist, und da habe ich im Internet rumgesucht, ob ich dich nicht finden könnte. Und da habe ich deine Website gesehen und gedacht, Mann, den besuchst du!«
»Hey«, sagte ich. »Halt mal. Meine Website?«
»Ja klar, ich habe nach Alex McKnight gesucht, und schon hatte ich sie.«
»Randy, ich habe keine Website. Ich hab’ nicht mal ’nen Computer.«
»Ich spreche von deinem Geschäftseintrag, Alex. Prudell-McKnight, Ermittlungen.«
Lange Zeit sah ich ihn nur an. Und dann begriff ich. »Oh mein Gott. Was hat er jetzt bloß wieder gemacht?«
»Dein Partner, Leon?«
Ich schloß die Augen. »Ja, mein Partner, Leon.«
»Nun, es sieht ganz so aus, als habe er eine nette kleine Website veröffentlicht, in der er eure Dienste anpreist. Da ist so ’ne hübsche Zeichnung mit zwei Pistolen drauf, die aufeinander zielen. Sieht fast so aus, als schössen sie aufeinander.«
»Ja, ich weiß, was du meinst«, sagte ich. »Dasselbe Dings ist auf unseren Geschäftskarten.«
»Ich habe Leon einfach angerufen«, sagte er. »Ein wirklich netter Kerl. Er hat mir gesagt, ich würde dich hier finden. Er mußte mir versprechen, dir nichts von meinem Besuch zu erzählen. Es sollte eine Überraschung sein.«
»Nun, die ist dir jedenfalls gelungen. Aber warum …«
»Da stand auch was, daß du eine Kugel in der Brust hast. Stimmt das?«
»Ich bring ihn um«, sagte ich. »Er ist schon jetzt ein toter Mann.«
»Dann hast du da drin wirklich eine Kugel?« Verstohlen sah er an meinem Körper herunter, so wie es alle tun, wenn sie zum erstenmal davon hören.
»Ja«, sagte ich. »Das ist eine lange Geschichte.«
»In Ordnung, die sparen wir auf für später. Bist du verheiratet? Hast du Kinder?«
»Zweimal nein«, erwiderte ich. »Verheiratet einstmals, geschieden. Keine Kinder. Wie steht es mit dir?«
Er sah einen Moment zur Decke. »Ich bin auch geschieden. Drei Kinder. Jonathan hat vor kurzem seinen Abschluß in Jura gemacht. Er arbeitet als Anwalt in San Francisco. Seine Frau kriegt in Kürze ein Baby. Kannst du dir das vorstellen? Ich werde Großvater! Annie ist Köchin und hat gerade einen neuen Job in einem wirklich guten Restaurant in San Diego. Und Terry hat gerade mit dem Studium an der University of California in Santa Barbara angefangen. Und jetzt rate mal!« Er beugte sich vor und kniff mich ins Bein.
»Au! Was soll ich raten?«
»Terry spielt Baseball. In der Mannschaft der Erstsemester. Nun rat mal, welche Position?«
»Na toll. Noch ein Pitcher. Ich wette, ein verrückter Linkshänder.«
»Er ist Catcher. Jetzt sagst du nichts mehr.«
»Das ist ja noch schlimmer«, sagte ich. »Er muß für verrückte Linkshänder fangen .«
»Er ist ein Switch-hitter. Mein Gott, hat er einen Drive, Alex. Genau, wie du es gemacht hat.«
»Ich fürchte, dein Gedächtnis hat sich mit deinen Haaren verabschiedet.«
»Mann, du hast dich überhaupt nicht verändert, Alex.« Er nahm einen weiteren Schluck aus der Flasche. »Kanadisches Bier. Ich kann es nicht glauben, daß ich in Michigan bin und kanadisches Bier trinke. Ganz nebenbei, warum ist es hier so kalt? Habt ihr Jungs noch nichts vom Frühling gehört?«
»Und ob«, sagte ich. »Warte mal den Juni ab!«
»Hey, Jackie!« brüllte er. »Beweg deinen Hintern mal hierhin, damit ich dir ein paar Geschichten über deinen Kumpel Alex erzählen kann. Ich wette, so’n Zeug hast du noch nie gehört. Und wo du gerade dabei bist, bring noch was Bier mit.«
Wenn irgend jemand sonst zum erstenmal im Lokal gewesen wäre und hätte so mit Jackie gesprochen, läge er zehn Sekunden später auf dem Parkplatz und wischte sich den Schotter vom Arsch. Aber Randy hatte schon immer so was gehabt, daß man glaubt, man kennt ihn schon sein ganzes Leben, auch wenn man ihn gerade erst kennengelernt hat. Ich habe das dauernd mitgekriegt, als wir zusammen spielten, und viel mehr noch, als wir dann das Zimmer teilten. Randy hatte schon etliche Zimmergenossen verschlissen, als er auf mich stieß. Mußte mit der Art und Weise zu tun haben, wie er die ganze Nacht durch quatschte, auch wenn wir am nächsten Morgen früh aufstehen mußten und den ganzen Tag mit dem Bus zum nächsten Spiel zu fahren hatten.
Aber man konnte den Typen einfach nicht hassen. Wie gern man ihn auch manchmal erwürgt hätte, er wußte immer wieder etwas
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