Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)
Seans Hemd, das sie auf dem Boden fand. Sie errötete bei der Erinnerung daran, wie sie es ihm vom Leib gerissen hatte. Bean blickte vom Teppich am Fußende des Bettes auf und wackelte mit ihrem winzigen Stummelschwanz.
»Wo gehst du hin?«, fragte Sean mit vom Schlaf ganz rauer Stimme.
»Etwas trinken«, antwortete sie. »Ich bringe dir Wasser mit.«
Als sie zurückkam, hatte er sich aufgesetzt und die Arme hinter seinem Kopf verschränkt. Danni starrte voller Bewunderung auf seinen prachtvollen Körper, die breite, muskulöse Brust, die kräftigen Arme und Schultern und den flachen, durchtrainierten Bauch. Er war ein in jeder Hinsicht schöner Mann, sowohl äußerlich als auch von seinem Charakter her. Danni stieg wieder zu ihm aufs Bett und setzte sich mit untergeschlagenen Beinen neben ihn.
Er dankte ihr für das Wasser und trank davon. Nach dem wilden Sex waren beide plötzlich irgendwie befangen und vermieden es, einander in die Augen zu sehen. Zwischen ihnen gab es noch immer viele Dinge, die ungesagt geblieben waren, was das Zusammensein nach der leidenschaftlichen Begegnung zu einem angespannten Warten machte.
Doch schließlich beugte Sean sich vor und legte seine warme Hand auf ihr gebeugtes Knie. »Was ist heute vorgefallen?«, fragte er sie sanft.
»Mein Vater hat mich bedroht. In der Küche der MacGrath«, sagte sie.
Plötzlich schossen ihr heiße Tränen in die Augen, und sie bedeckte ihr Gesicht mit den Händen, um sie zu verbergen. Sean fluchte unterdrückt, dann kniete er sich neben sie und zog sie in eine sanfte, tröstliche Umarmung.
»Ich wollte ihn um Hilfe bitten, aber ... er hat das Buch von Fennore benutzt, und es hat ihn wahnsinnig gemacht. Bronagh und meine Mutter platzten in unsere Auseinandersetzung, und da behauptete er, er hätte mich beim Stehlen erwischt ...« Danni geriet ins Stottern vor lauter Entsetzen über das Geschehene.
Sean streichelte ihr sanft den Rücken. »Und was haben sie gesagt?«
»Bronagh forderte mich auf zu gehen. Was danach gesprochen wurde, weiß ich nicht.«
»Bist du deshalb zu der Höhle gegangen?«
Danni nickte. »Ich war so aufgewühlt und durcheinander, dass ich mich verstecken musste. Mein Vater drohte, mich eher umzubringen, als mir das Buch zu überlassen. Er ist ein Monster, Sean. Ich war so froh, ihn kennenzulernen, doch er ist ...« Außerstande, auszusprechen, was sie dachte, unterbrach sie sich und atmete tief ein.
»Sieh mich an!«, bat Sean und drückte ihre Schultern. »Sieh mich an, Danni!« Er wartete, bis sie seiner Bitte nachkam, und dann, während er ihr ruhig und beschwörend in die Augen blickte, sagte er: »Wer oder was er ist, spielt keine Rolle. Es hat nichts damit zu tun, wer du bist, Danni.«
Sie hätte ihm gern geglaubt, aber seine Worte waren eine solche Heuchelei, dass sie es nicht konnte. »Ach, nein? Hast du dich all diese Jahre nicht auch nach den Fehlern und Verbrechen deines Vaters beurteilt?«
Er presste die Lippen zusammen, und sie konnte sehen, dass er widersprechen wollte. Da er jedoch an und für sich ein aufrichtiger Mensch war, der die Wahrheit nicht verleugnen konnte, nicht mal vor sich selbst, sagte er leise: »Na ja, das war wohl ziemlich dumm von mir. Aber das wusstest du ja sicher schon.«
Danni sah ihm prüfend ins Gesicht und in die aufgewühlten Tiefen seiner jetzt ganz grünen Augen. Fast wünschte sie die abschottende Wut wieder herbei, die sie im Bad empfunden hatte, als Sean sie, erregt und zitternd vor Verlangen, stehen gelassen hatte. Aber es lag zu viel Schmerz in diesem Moment der Wahrheit, zu viel tiefer Kummer und Endgültigkeit. Es musste jetzt gesagt werden, erkannte Danni. Es blieb kein Raum mehr für Konflikte oder kleinliche Revanchen.
Sanft entzog sie sich Sean, und er ließ die Arme sinken und schaute sie an. Sein Blick war so eindringlich, so konzentriert und forschend, als blickte er geradewegs in sie hinein und könnte den Schmerz dort sehen.
»Es gibt etwas, was ich dir sagen muss«, begann sie.
»Ich muss dir auch was sagen«, antwortete er.
Das brachte sie so aus dem Gleichgewicht, dass sie ihn fragte: »Und was ist das?«
Sean lächelte und schaffte es trotzdem, sehr, sehr ernst und irgendwie verletzlich auszusehen. Unsicher. Als wäre er sich weder seiner selbst noch ihrer sicher.
»Wie ich mich vorhin in der Dusche aufgeführt habe, tut mir leid. Aber ich habe das ernst gemeint, was ich dort sagte. Was zwischen uns ist, was ich empfinde, wenn ich bei dir bin, ist
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