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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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dem plötzlichen Geschehen, war auch Sean fast augenblicklich auf den Beinen und stand ihr auf der anderen Seite des Bettes gegenüber. Auch er war barfuß bis zum Hals.
    Als Danni schockiert sein zerzaustes Haar, seine verschlafenen grüngrauen Augen und seinen muskulösen Körper anstarrte, der nackt und wunderschön war, kehrten die Erinnerungen schlagartig zurück. Der Traum ... die Vision ...
    »Mein Gott, war das real?«
    Sein sich verändernder Gesichtsausdruck verriet ihr, dass er den gleichen Gedankengang verfolgt hatte und zu dem gleichen, unglaublichen Schluss gekommen war. Für einen weiteren langen Moment starrten sie sich betroffen an - bis wieder ärgerliche Schritte auf dem Gang ertönten. Sekunden später sprang die Tür auf. Sean griff nach dem Laken und schlang es schnell um seine Taille, als eine kleine, zierliche Frau in der Tür erschien.
    Ihre Hautfarbe erinnerte an die Farbe von ausgebleichten Knochen, ihre Augen loderten wie schwarze Feuer. Ihre schmalen Schultern waren sehr gerade über ihren vor der Brust verschränkten Armen, und ihr Rücken war so steif, als hätte sie einen Besenstiel verschluckt. Sie schien irgendwo zwischen fünfundvierzig und fünfundsechzig zu sein, aber Danni hätte nicht sagen können, welcher Geburtstag sich als nächster anbahnte. Ihre Haltung hatte etwas Majestätisches, doch die Falten um Augen und Mund sprachen von ermüdenden Alltagen und großen Belastungen. Wie versprochen, hielt sie einen Besen in der Hand.
    »Nun seht euch zwei mal an! Da steht ihr rum, als gäbe eine Hochzeit euch das Recht, den ganzen Tag auf der faulen Haut zu liegen. Ihr denkt wohl, ich lebte im Buckingham Palace, oder was?« Sie warf Danni einen kurzen Blick zu, und wandte sich dann Sean zu, um ihn böse anzufunkeln. »Und nun sieh zu, dass du was anziehst, Junge, damit du zum Essen runterkommen kannst. Dein Onkel wird nicht mit dem Frühstück auf dich warten, während du hier mit deiner Braut herumturtelst. Eher schmeißt er dich mit Haken und Leine über Bord.«
    Zwei Dinge fielen Danni sofort auf. Das Erste war Seans Gesichtsausdruck. Er starrte die kleine Beißzange von Frau mit offenem Mund an, ohne etwas zu erwidern oder sich auch nur zu rühren. Wäre es nicht so unhöflich gewesen, hätte Danni gesagt, er sehe aus, als wäre ihm ein Gespenst begegnet. Das Zweite, was sie registrierte, war, dass die Frau mit unnachgiebiger Miene Seans Blick erwiderte.
    Was wiederum bedeutete, dass sie ihn sah.
    »Meinst du, ich rede nur mit mir selbst?«, fuhr sie ihn nun an. Dann wandten sich ihre schwarzen Augen wieder Danni zu, um sie von Kopf bis Fuß zu mustern.
    Von plötzlicher Verlegenheit ergriffen, zog Danni die Daunendecke noch ein wenig fester um sich.
    »Und du siehst wirklich ganz wie eine der Unseren aus.« Es hörte sich mehr wie ein Vorwurf als wie ein Kompliment an, aber die alte Frau gab Danni keine Chance herauszufinden, was damit gemeint war. Bean sprang vom Bett und lief, was kaum zu glauben war, fröhlich mit ihrem Stummelschwänzchen wackelnd, zu der fremden Frau.
    »Ein Hund?«, rief sie in abfälligem Ton. »Ist es das, was dieses Ding zu sein versucht? Und hungrig sieht sie aus, die Kleine. Noch ein Esser, den es zu ernähren gilt. Glaubt ihr, ich wäre eine verdammte Amerikanerin mit übervollen Schränken und einer gut gefüllten Speisekammer?« Aber sie bückte sich und kraulte Bean hinter den Ohren. Und die Hündin, was wieder unglaublich war, legte den Kopf zur Seite, um ihr das Streicheln zu erleichtern.
    Schließlich richtete die Frau sich wieder auf und schwenkte den Besen in Seans Richtung. »Willst du mich nicht deiner Frau vorstellen? Wo bleiben deine Manieren, Junge? Du bist besser erzogen worden.«
    Seans Mund klappte zu.
    Die kleine Frau schob das Kinn vor und schenkte Danni plötzlich ein strahlendes Lächeln, das ihr gealtertes Gesicht verwandelte. »Ich bin Colleen Ballagh, die Großtante dieses ungezogenen Burschen. Und wer bist du?«
    »Danni«, antwortete sie mit trockenem Mund. »Danni Jones.«
    »Also jetzt Danni Ballagh. Dann bist du nun also gezeichnet wie der Rest von uns, nicht wahr?«
    Auch für diese Bemerkung gab es keine Erklärung, aber Colleen Ballaghs dunkle Augen wurden vorübergehend weicher, und Danni sah einen Anflug von verlorenem Glanz darin. Vor nicht allzu vielen Jahren war diese Frau noch eine Schönheit gewesen.
    »Zieh dich an! Eure Sachen müssen noch kommen, doch nach dem, was ich von eurer Reise hörte, könnte ich mir

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