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Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition)

Titel: Der lockende Ruf der grünen Insel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Quinn
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vorstellen, dass diese verdammten Protestanten da oben im Norden euer Gepäck gerade in die Sümpfe schmeißen. Dem Himmel sei Dank, dass die wohltätige Gesellschaft vom Herzen Jesu ihren Sitz hier in Ballyfionúir hat. Pater Lawlor hat mir schon ein paar Sachen gegeben, um euch über die Runden zu helfen. Sie liegen in der Kommode.« Sie nickte zu dem Möbelstück hinüber und warf dann wieder einen schnellen Blick auf Bean. »Und du kommst mit mir, und ich werde sehen, was ich für dich zu fressen finde.«
    Bean gehorchte widerstandslos und war schon draußen, als Colleen Ballagh die Tür mit einer Wucht zuknallte, die das Bild Jesu auf der Kommode ins Rappeln brachte. Weder Sean noch Danni sprachen, als die energische kleine Frau den Gang hinunterstapfte.
    In dem fassungslosen Schweigen versuchte Danni, trotz der gewaltigen Konfusion in ihrem Kopf eine vernünftige Frage zu formulieren. Das Einzige, was sie jedoch zustande brachte, war ein: »Was zum Teufel ...?«
    Sie starrte Sean an und wollte, dass er ihr eine Antwort gab, die sie verstehen konnte, eine Erklärung, die dieses fürchterliche Chaos bereinigen würde. Er hatte sich nicht gerührt, seit die Tür aufgeflogen war, und sah aus, als wäre er mit einem heißen Schürhaken bearbeitet worden. Während Danni ihn noch fragend ansah, verlor sich jede Hoffnung, dass er diesen Wahnsinn aufklären würde. Er wirkte verletzt und fassungslos zugleich. Das Letztere verstand Danni, das Erstere jedoch war für sie ebenso verwirrend wie die ganze Situation.
    »Das war meine Großmutter«, murmelte er schließlich.
    »Deine Großtante«, berichtigte Danni ihn.
    »Nein, sie ist meine Großmutter.«
    »Okay.« Danni stellte zunächst einmal alles andere hintenan, zog die Decke noch fester um sich und ging um das Bett herum zu Sean. »Warum hat sie gesagt, sie sei deine Großtante, wenn sie deine Großmutter ist?«
    »Das kann ich doch nicht wissen, oder?«, versetzte er scharf. »Ich weiß nicht, wieso wir hier sind. Es ist wie ein Traum. Wie ...« Er sah sie an, und Danni wusste, dass er an die Nacht dachte, an seine Berührungen, die Zärtlichkeiten, den Liebesakt. Aber das war ein Traum gewesen - ihr Traum ... oder nicht?
    »Hast du deinen Hund gesehen?«, fragte Sean. »Er hat sie nicht mal angeknurrt.«
    Sein beleidigter Gesichtsausdruck war schon fast komisch, aber das sich anbahnende Drama nahm der Situation jeglichen Witz. Colleens Stimme wurde wieder laut und verlangte, dass sie in die Küche kämen, bevor sie sich gezwungen sähe, den gefürchteten Besen tatsächlich einzusetzen.
    »Diesmal macht sie keinen Spaß«, erklärte Sean.
    Danni trat benommen ans Fenster und zog die Vorhänge zurück. Draußen war der schwache Abglanz einer wässrigen Sonne zu erkennen, die den Horizont zuerst noch überwinden musste. Der Mond schien immer noch hell genug, um einen Teppich von Weiden zu beleuchten, die von niedrigen Steinmauern eingefasst und einer kurvenreichen Straße gesäumt waren, die ins Tal hinunterführte. Danni konnte die steil in den Ozean abfallenden, zerklüfteten Felsen sehen, die die Insel wie eine natürliche Festungsanlage umgaben. Sie reckte den Hals, um die Stelle ausmachen zu können, wo das Meer in seidigen, verschwommenen Grau- und Grüntönen auf den Himmel traf.
    Sean kam zu ihr und blieb hinter ihr stehen. Danni spürte die Hitze seines Körpers, als er sich vorbeugte, um aus dem Fenster zu blicken. Ein willensschwacher Teil von ihr wollte sich an ihn lehnen, um sich von ihm halten und beruhigen zu lassen. Aber sie wusste selbst nicht, was verrückter war - sich von einem Geist beruhigen lassen zu wollen oder zu glauben, ihn zu berühren könnte ihr etwas so Ungefährliches wie Trost einbringen.
    »Wo sind wir?«, flüsterte sie. Obwohl sie die Antwort bereits zu kennen glaubte, wollte sie sie von Sean bestätigt sehen.
    »In Ballyfionúir.«
    Aber nein, das war natürlich völlig ausgeschlossen. Zu ungeheuerlich, um es auch nur in Betracht zu ziehen.
    »Warum hat deine Großmutter mich deine ›Braut‹ genannt?«
    Sean warf ihr einen ebenso ungläubigen wie ärgerlichen Blick zu. »Warum hat sie dich überhaupt irgendwie genannt? Warum sind wir hier? Und wie sind wir hierhergekommen?«
    »Das sind wir gar nicht«, erwiderte Danni zuversichtlicher, als sie es war. »Das hier ist nur ein Traum. Ich bilde es mir nur ein.«
    »Einen Teufel tust du!«
    Sean ging zu der Kommode und riss eine Schublade auf. Darin lagen zwei ordentliche Stapel

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